JUST MERCY

Just Merca 1, Copyright WARNER BROS.JUST MERCY – Bundesstart 27.02.2020

Bryan Stevenson ist einer von vielen. Junger Anwalt, hungrig, enthusiastisch, optimistisch, und immer ein wenig naiv, aber mit den Hang die Welt zu retten. Er ist einer von vielen, doch wie man nicht nur anhand dieses Filmes feststellen kann, ist er einer von denen es noch lange nicht genug gibt. Der schwarze Havard Absolvent geht 1986 in den amerikanischen Süden, um kostenfrei für verurteilte Mörder im Todestrakt des Holman Staatsgefängnisses zu arbeiten. Natürlich begibt er sich als Schwarzer damit ganz bewusst in die Höhle des Löwen. Hier lernt er Walter McMillian kennen, verurteilt für ein Verbrechen welches er nicht begangen hat. Stevenson nimmt sich des Falles McMillian an, und in Verlauf dieser Zeit gründet der Anwalt die gemeinnützige Initiative für Rechtsgleichheit. Im Bestreben Fehlverurteilungen, Justizwillkür, und/oder Rassendiskriminierung im Rechtssystem aufzudecken und Neuverhandlungen anzustreben.


Regisseur Destin Daniel Cretton, der auch zusammen mit Andrew Lanham das Drehbuch nach Bryan Stevensons autobiografischen Buch verfasste, stellt ganz klar die Geschichte in den Vordergrund. In weiten Teilen der Inszenierung glaubt man sogar eine gewisse Vorsicht zu spüren, um nicht Gefahr zu laufen Grundgedanken und Aussage zu verfälschen. Für das Kino ist so eine ähnlich konzipierte Geschichte wahrlich nicht fremd. Ein naiver Jurist, ein Todeskandidat, die Jagd nach der Wahrheit, die unverhohlene Kritik am System. Alles was JUST MERCY in seiner Dramaturgie anbietet, hat man schon dutzendfach gesehen. Für viele Filme mit diesem altbekannten Thema war vielleicht auch schon Bryan Stevensons Buch um Walter McMillian die Inspiration. Selbst die Bilder und die Tonebene in JUST MERCY unterwerfen sich einer sehr geradlinigen und auf das Notwendigste reduzierten Erzählstruktur. Es gibt keine Spielereien, erweiterte Ebenen, oder gar Experimente. Cretton fixiert alle Komponenten auf das Schicksal von McMillian und dessen Hintergrund.

In seinem Rhythmus und der fast steril anmutenden Farbgebung wirkt JUST MERCY oft langweilig. Selbst die Nachbarschaft „Jenseits der Gleise“, in der die offensichtlich wesentlich ärmeren Schwarzen wohnen, hebt sich nicht optisch oder inszenatorisch von den aufdringlich konservativen Vierteln der Weißen ab. Genau wie die demütigende Willkür, der sich sogar der eigentlich von Restriktionen befreite Anwalt unterwerfen muss, verliert durch seine nüchterne Darstellung an emotionaler Tiefe. Obwohl Destin Daniel Cretton kaum eine Gelegenheit auslässt ganz bewusst an die Gefühle des Zuschauers zu appellieren. Sei es bei dem Schicksal eines weiteren Klienten von Stevenson, die Geschlossenheit der schwarzen Gemeinschaft, die absehbaren rassistischen Übergriffe, der aussichtslos scheinende Kampf gegen die Windmühlen einer willkürlichen Justiz. An vielen Stellen stellt sich der reale Ablauf der Ereignisse der filmischen Erzählung in den Weg, und der Film wirkt wie ein Leitfaden für das standardisierte Gerichtsdrama.

Just Mercy 2, Copyright WARNER BROS.
In seinem Rhythmus und der fast steril anmutenden Farbgebung wirkt JUST MERCY oft langweilig. Selbst die Nachbarschaft „Jenseits der Gleise“, in der die offensichtlich wesentlich ärmeren Schwarzen wohnen, hebt sich nicht optisch oder inszenatorisch von den aufdringlich konservativen Vierteln der Weißen ab. Genau wie die demütigende Willkür, der sich sogar der eigentlich von Restriktionen befreite Anwalt unterwerfen muss, verliert durch seine nüchterne Darstellung an emotionaler Tiefe. Obwohl Destin Daniel Cretton kaum eine Gelegenheit auslässt ganz bewusst an die Gefühle des Zuschauers zu appellieren. Sei es bei dem Schicksal eines weiteren Klienten von Stevenson, die Geschlossenheit der schwarzen Gemeinschaft, die absehbaren rassistischen Übergriffe, der aussichtslos scheinende Kampf gegen die Windmühlen einer willkürlichen Justiz. An vielen Stellen stellt sich der reale Ablauf der Ereignisse der filmischen Erzählung in den Weg, und der Film wirkt wie ein Leitfaden für das standardisierte Gerichtsdrama.

Das JUST MERCY letztendlich doch nicht so langweilig, oder uninteressant wird, liegt in der Ungeheuerlichkeit einer wahren Geschichte, die wider Erwarten nicht aus dramaturgischen Gründen verändert wurde. Auch wenn dieser Fall bereits fast 25 Jahre zurück liegt. Es scheint sich nichts, aber auch gar nichts in der Rassenfrage getan zu haben. Das Szenario entfaltet sich wie ein Kaleidoskop voller Klischees, wie man gesellschaftliche Ungerechtigkeit und soziale Missstände am billigsten und manipulativsten anprangern kann. Was allerdings dramaturgisch unoriginell und simplifiziert aussieht, macht den eigentlichen Skandal aus, denn nach wie vor ist es genau so einfach, unverhohlen und perfide. Das macht wütend, das macht verbittert, man bleibt hilflos. Genau so spricht einen dieser Film auch an.

Seine Darsteller sind gut, doch allesamt bleiben sie weit hinter ihren schon oft demonstrierten Möglichkeiten. Auch hier stellt Destin Daniel Cretton den Inhalt über die Kunst. In einem gewissen Grad sogar erstrebenswert und zweckdienlich, aber das macht JUST MERCY als Film nicht wirklich gut oder besser. Als Plädoyer für Gerechtigkeit und Menschlichkeit hingegen, ist er unbestritten wichtig. Nicht nur bezogen auf schwarze Minderheiten oder ein willkürliches Rechtssystem. Es betrifft alle, in allen Schichten und Lebensbereichen.

Just Mercy 3, Copyright WARNER BROS.

Darsteller: Michael B. Jordan, Jamie Foxx, Brie Larson, Tim Blake Nelson, Rob Morgan, Rafe Spall u.a.
Regie: Destin Daniel Cretton
Drehbuch: Destin Daniel Cretton, Andrew Lanham
Kamera: Brett Pawlak
Bildschnitt: Nat Sanders
Musik: Joel P. West
Produktionsdesign: Sharon Seymour
USA / 2019
137 Minuten

Bildrechte: WARNER BROS.
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