FANTASY ISLAND

Fantasy Island 1, Copyright SONY PICTURES ENTERTAINMENTFANTASY ISLAND – Bundesstart 20.02.2020

Fünf junge, natürlich gut aussehende, Frauen und Männer haben bei einem Wettbewerb eine Einladung auf eine ominöse Insel gewonnen. Keiner der Gewinner weiß wo diese Fantasy Island genau gelagert ist, sicher ist nur, das jedem seine kühnste Phantasterei erfüllt werden soll. Wie für den gewöhnlichen Horrorfilm üblich, sind die jungen Leute einem bestimmten Typus unterworfen. Der zurückhaltende Held, die gesittete Heroinee, der extrovertierte Spaßvogel, die vorlaute Göre, und der unscheinbare Sidekick. Begrüßt werden sie vom kultivierten Gastgeber Mr. Roarke, der ihnen versichert, dass jedem seine noch so abwegige Phantasie erfüllt werden wird. Allerdings, hier lauscht der begierige Horrorfan, allerdings mit allen einhergehenden Möglichkeiten und Konsequenzen.


Es ist sehr wagemutig, mit einem Schuss Selbstgefälligkeit, eine mögliche Kinoreihe auf einer 35 Jahre alten Fernsehserie zu etablieren. Die sehr kurzlebige Reinkarnation von 1999 ist da völlig außen vor. Das heutige Zielpublikum dürfte selbst mit dem Titel schon recht wenig anfangen können, geschweige denn sich der vielversprechenden Prämisse vorher bewusst gewesen sein. Und genau diese Wirkung hat auch FANTASY ISLAND von 2020 auf den Zuschauer. Noch viel erschreckender, sogar auf die Kinogänger, die seinerzeit mit Freude den eloquenten Ricardo Montalban seiner Bestimmung nachgehend zusahen. So schwer zu verstehen ist die Ausgangssituation nicht. Schon der Trailer hat hinreichend erklärt worum es geht, und was einen erwarten sollte. Aber dies tut es dann in der dargereichten Form überhaupt nicht.

Toby Olivier hat alles in wunderschöne Bilder gepackt. Die Inselszenen wecken Urlaubsträume, und alles ist zu schön um wahr zu sein. Das Problem ist, das auch die weiteren Settings mehr klinische Reinheit vermitteln, als bedrohliche Situationen zu untermalen. Die später handlungsbestimmende Höhle hat mehr Sechzigerjahre Serienflair, anstatt dem mysteriösen, unheilvollen Tenor Genüge zu tun. Aber das sind bei weitem nicht die wirklichen Probleme von FANTASY ISLAND. Die liegen bei schlecht ausgebildeten Charakterentwicklungen, und völlig unglaubwürdiger Inszenierung der einzelnen Episoden. Immer wieder schert der Film aus der Linie seiner eigenen Vorgaben, je nach Bedarf der Handlung eine neue Wendung abzuringen. Diese Wendungen sorgen nur dafür, dass man vollends die Orientierung verliert.

Fantasy Island 2, Copyright SONY PICTURES ENTERTAINMENT
Das Spiel mit den jeweiligen Phantasien, soll ein Spiel mit den Sinnen werden. Spätestens wenn die Macher die scheinbar einzelnen Episoden zusammenzuführen möchten, weiß man längst nicht mehr welcher Charakter für was verantwortlich ist, ob es überhaupt eine Rollenverteilung gegeben hat, und was innerhalb der einzelnen Phantasien nun vermeintlich real oder relevant ist. Hat FANTASY ISLAND seine Geschichte fertig erzählt, schlägt er eine sehr plausible Brücke zu der ursprünglichen Serie. Es ist eine erklärende Auflösung, für das was als Rätsel mit losen Andeutungen den Reiz der Serie ausmachte.  An dieser Stelle beginnt man auch die Wirren der Handlung zu verstehen, was allerdings definitiv zu spät kommt. Es gibt keinen freudig erregten Blitz der Erhellung, sondern finstere Wolken von Unverständnis.

Die emotionalen Passagen sind unglaubwürdig inszeniert, die Horrorelemente nicht der Rede wert. Da wo der Film punkten könnte, verlässt er sich lieber auf Jugendfreundlichkeit. Der angedachte Mix von Drama, Horror und Rätselspaß greift einfach nicht ineinander, weil die Macher sich in ihrer eigenen Phantasie verlaufen haben. Aber da muss man als Macher, und mit ihm der Konsument einfach durch, ganz nach der selbst auferlegten Prämisse. Mit allen einhergehenden Möglichkeiten und Konsequenzen.

Fantasy Island 3, Copyright SONY PICTURES

Darsteller: Lucy Hale, Maggie Q, Charlotte McKinney, Evan Evagora, Portia Doubleday, Jimmy O. Yang, Austin Stowell und Michael Peña u.a.
Regie: Jeff Wadlow
Drehbuch: Jilian Jacobs, Christopher Roach, Jeff Wadlow
Kamera: Toby Oliver
Bildschnitt: Sean Albertson
Musik: Bear McCreary
Produktionsdesign: Marc Fisichella
USA / 2020
109 Minuten

Bildrechte: SONY PICTURES
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