STUBER – Bundesstart 22.09.2019
Sein Name ist Stu, und er fährt für Uber. Was für ein Spitzname da raus kommt, exzellent. Aber halten wir es den Machern zu Gute, es hätte weit schlimmer kommen können. Aber ein besseres Marketing hätte diese Action-Komödie durchaus vertragen. So kann es leicht passieren, dass sie in den Wogen vieler mittelmäßiger Humoresken mit Knallfaktor untergeht. Und das hätte Michael Dowses Film wahrlich nicht verdient. Auch wenn spöttische Zungen behaupten, dies wäre ein überlanger Werbeclip für den Transportdienst Uber. Nun, eigentlich ist es tatsächlich so. Aber hat sich jemals einer beschwert, wieviel Filme es mit Taxis als tragendes Fortbewegungsmittel gibt. NIGHT ON EARTH spielt sogar ausschließlich in Taxis. Selbst STUBERs Storyline ist auch nur eine Variation einer Taxi-Reihe. Nur besser.
Detectiv Vic Manning ist seit Jahren auf der Jagd nach einem Drogenhändler. Leider kommt ein entscheidender Tipp genau nach Vics lang aufgeschobener Augenoperation, und er ist vorerst so gut wie blind. Doch zum Glück hat ihm seine Tochter vorsorglich die Uber-App auf dem Smartphone installiert, allerdings für andere Zwecke, wie Daddy es glaubt nutzen zu können. Und da trifft es ausgerechnet Stu, Verkäufer in einem Sportgeschäft, unsterblich in die ahnungslose Becca verliebt, und Teilzeitfahrer für Uber, um Geld für ein eigenes Fitnessstudio zu sparen. Der knallharte Cop und der feinfühlige Iraner werden natürlich ein Paar wider Willen. Während Vic eine Spur der Verwüstung durch die Stadt zieht, hat Stu allerhand zu tun, um seinen Wagen sauber und im Ganzen zu halten. Schließlich kommt man nur mit einer Spitzenbewertung bei Uber wirklich weiter.
Die Geschichte ist nicht neu, und an manchen Handlungspunkten sogar vorhersehbar. Doch was zuerst verschrecken mag, löst sich schnell in Wohlgefallen auf. STUBER ist witzig, angenehm zügig inszeniert und ist gespickt mit einigen sehr originellen Action-Sequenzen. Und das Drehbuch spielt auch gekonnt mit dem Leistungsdruck, für den Uber immer wieder in der Kritik steht. Jetzt ist natürlich Dave Bautista der Mann auf dem das Augenmerk liegt. Von dramatischen Rollen ist er noch ein wenig entfernt, aber als knorriger, ungestümer Polizist ist er genau richtig besetzt. Aber ihm gegenüber steht Kumail Nanjiani, der sich als echte Überraschung entpuppt.
Jetzt ist das Drehbuch an sich schon mit jeder Menge Humor gesegnet, doch Nanjiani hat zweifellos die besten und kuriosesten Dialoge. Er spielt dabei so trocken und geerdet, dass sich selbst das Alphatier Bautista schwer tut. Aber Nanjianis Stu ist nicht der übliche ängstlich, verschreckte Charakter, den man gerne in solchen Filmen sieht, damit er schließlich über sich hinaus wachsen kann. Nein, Stu steht seinen Mann und kann Paroli bieten, und er ist in den unmöglichsten Situationen gleichzeitig auch das Vernunftwesen. Es ist sehr selten, dass ein Film mit Dialogszenen gespickt ist, die oftmals im wahrsten Sinne des Wortes schreiend komisch sind.
Das wahrlich bescheidene Budget von 16 Millionen Dollar ist angelegt, wie bei einer Großproduktion. Besonders bei den Action-Settings spielt STUBER alle Trümpfe aus. Sorgfältig originell und übersichtlich inszeniert, und mit nachvollziehbaren Schauwerten die dennoch nichts vermissen lassen. Die Finanzen mögen ein Grund dafür sein, dass sich STUBER der Megalomanie groß angelegter Actionfilme entziehen musste. Gerade das macht den Film so charmant, weil er seine Grenzen offensichtlich schon in der Vorproduktion abgesteckt hatte. Und die Paarung Nanjiani und Bautista funktioniert. Ein wunderbarer Actionfilm mit viel Witz, perfekt für einen entspannten Kinoabend. Es funktioniert eben auch noch mit weit weniger Computer-Einsatz.
Darsteller: Kumail Nanjiani, Dave Bautista, Mira Sorvino, Natalie Morales, Betty Gilpin, Iko Uwais u.a.
Regie: Michael Dowse
Drehbuch: Tripper Clancy
Kamera: Bobby Shore
Bildschnitt: Jonathan Schwartz
Musik: Joseph Trapanese
Produktionsdesign: Naaman Marshall
USA / 2019
93 Minuten