DIE SIEGER – Director’s Cut

Sieger, Copyright  BAVARIA  FilmDIE SIEGER – 1994 / 2019

Am 9. Juli brachte das Bayerische Fernsehen das Action-Drama DIE SIEGER. Es war die Fassung des auf der diesjährigen Berlinale vorgestellten Director’s Cut, wie es so schön neudeutsch heißt. Nach 25 Jahren durfte sich Regisseur Dominik Graf hinsetzten und seinen viel geschmähten Film zeitgerecht überarbeiten. Neue Tonmischung, hochauflösendes Bild, und 9 Minuten zusätzlicher Szenen, die 1994 der Schere zum Opfer gefallen waren. Dieser Director’s Cut hat nur den Nachteil, dass die damals entfernten Szenen nicht mehr auf Zelluloid verfügbar waren. Lediglich ein VHS-Band des Rohschnitts war noch vorhanden. Zur Freude des Zuschauers und seinem Glück, ließ sich Graf davon nicht schrecken.


Im September wird DIE SIEGER auf BluRay herausgebracht. Nach Jahren stiefmütterlicher Behandlung, endlich wieder verfügbar, noch dazu in einer Fassung wie sie der Regisseur auch ursprünglich angedacht hatte. Das ayerische Fernsehen tat gut daran, geneigten Interessenten den Vorgucker zu gönnen, der danach für nur zwei Tage in der Mediathek verfügbar war. Kritiker und Zuschauer nahmen 1994 großen Abstand von Dominik Grafs ambitionierten Film. Nun eine Möglichkeit, sich eines Besseren zu entsinnen. In weiten Teilen ist DIE SIEGER ziemlich zeitlos geblieben, selbst wenn er seinerzeit aus deutscher Sicht erst einmal austestete, was im amerikanischen Kino längst unter dem Niveau von Routine etabliert war.

Karl Simon ist Leiter einer SEK-Truppe und glaubt bei einem Einsatz von einem ehemaligen Kollegen angegriffen worden zu sein. Dieser Kollege soll allerdings schon vor Jahren bei einem bizarren Unfall ums Leben gekommen sein. Die Mannschaft um Karl erkennt bald, dass sie in ein perfides Intrigenspiel verwickelt sind, doch der vermeintlich unbekannte Gegner ist immer einen Schritt voraus. Indizien führen auch zu führenden Politikern, denen sehr daran gelegen ist, Karl als Drahtzieher von Verrat, Geldwäsche und Korruption dingfest zu machen. Die Ereignisse gipfeln in einer Entführung, welche DIE SIEGER nur im schützenden Umfeld ihrer Kameraderie klären können.

Seinerzeit war Herbert Knaup noch ein relativ unbekannter Darsteller, und Dominik Graf die große Hoffnung des deutschen Films. In einem jüngeren Interview meinte Knaup lachend, dass nach Fertigstellung des Films, davon überzeugt war, dass seine Karriere nicht stattfinden und die von Graf beendet sein würde. Tatsächlich schien diese Aussage treffend, warum allerdings, ist heute überhaupt nicht mehr nachvollziehbar. Die Kritiker mochten den Film einfach nicht, wahrscheinlich weil er sich zu sehr dem amerikanischen Kino annäherte, und die Zuschauer erwarteten allen Anschein nach die großen Namen, welche es in Deutschland einfach nicht gab. Was sich die Produzenten dachten bleibt noch viel nebulöser. Graf monierte immer wieder, dass er so viele Abstriche und Änderungen während der Dreharbeiten hinnehmen musste, dass die Crew oftmals den Überblick auf die Produktion verloren.

Sieger 2, Copyright  BAVARIA  Film
Alle Stolpersteine führten dazu, dass DIE SIEGER zwar als 12 Millionen Mark Prestige-Objekt gehandelt wurde, aber zu keinem Zeitpunkt nach diesem Budget aussah. Dennoch ist der Film spannend, außerordentlich gut gespielt, und hervorragend inszeniert. Und sieht man nun diesen ‚Directors Cut‘, lebt dieser Eindruck wieder auf. Und dieser Eindruck wird noch verstärkt, wird man sich der damals geschnittenen Szenen bewusst. Diese sind leicht zu erkennen, weil es sich um grobschlächtige 4:3 Video-Aufnahmen handelt, wegen des vernichteten Originalmaterials. Diese Aufnahmen wirken wie ein bösartiger Betrug am Zuschauer und dem Regisseur. Es sind allesamt Szenen, die erst hier die Motivation der Figuren erklären, oder ihre Beziehung offen legen. Auf einmal bekommen DIE SIEGER eine bisher ungeahnte Tiefe bei den Charakteren und dem Hintergrund der Geschichte.

War der Film 1994 schon gelungene Kinounterhaltung, gewinnt er nun 25 Jahre später ganz stark in allen Aspekten. Der geneigte Zuschauer und Kritiker kann nach der einmaligen TV-Ausstrahlung noch einmal in sich gehen, sich neu orientieren oder bestätigen. DIE SIEGER ist bei weitem nicht der große Wurf, aber durchaus etwas Besonderes.

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 Darsteller: Herbert Knaup, Katja Flint, Heinz Hoenig, Hansa Czypionka, Meret Becker, Hannes Jaenicke, Heinrich Schafmeister u.a.
Regie: Dominik Graf
Drehbuch: Günter Schütter
Kamera: Diethard Prengel
Bildschnitt: Christel Suckow
Musik: Loy Wesselburg, Dominik Graf, Helmut Spanner
Ausstattung: Götz Weidner
Deutschland
1994 / 137 Minuten
restaurierte Fassung 2019 / 146 Minuten

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