BURNING

Burning 2, Copyright CAPELIGHT PICTURESBEONING – Bundesstart 06.06.2019

Jong-su ist jung, ungebunden, aber ohne Ziel. Von Anfang macht Jong-su den Eindruck, dass er auf einer ständigen Suche ist. Und diese Suche hält an, solange der Zuschauer bei ihm ist. Als er die gleichaltrige, sehr offenherzige Hae-mi kennen lernt, glaubt er sich am Ende seiner Reise. Eine Reise die tatsächlich erst hier beginnt, und eine wortwörtliche Suche, welche ohne Ergebnis zu bleiben scheint. Dann tritt Ben ihn sein und Hae-mis Leben, der durch seltsame Offenbarungen zu faszinieren versteht. Regisseur und Co-Autor Chung-dong Lee macht nicht die geringsten Anstalten, den Zuschauer bei der Hand zu nehmen, viel mehr wirft er ihn in die Rolle von Jong-su. Unbedarft, und zuerst nur auf das Offensichtliche konzentriert.


Chung-dong Lees Film ist von Anfang an mit Metaphern und Anspielungen belegt. Da ist das besondere Sonnenlicht in Mae-mis Zimmer, eine scheinbar unsichtbare Katze, die Gerichtsverfahren gegen seinen Vater, ein Brunnen den es nicht geben soll, oder die schier endlose Suche nach einem gewissen Gewächshaus. So würde sich die Liste weiter und weiter führen lassen. Nur wer nicht langsam die Geduld verliert, wird irgendwann Jong-su voraus sein. Doch Lee fordert weiterhin unablässig Tribut für seine Erzählung. Das bedeutet Durchhaltevermögen. Was mit durchdachten Montagen gezeigt werden könnte, wälzt der Film in epischer Länge aus. Gerade der Mittelteil wird zu einer echten Herausforderung, wenn sich Kameraeinstellungen, Motive und Jong-sus Reaktionen ständig wiederholen.

Es ist kaum möglich, das asiatische Kino mit amerikanisch-europäischen Filmen zu vergleichen. Aber Chung-dong Lee geht dabei einige Schritte weiter. Die Kamera von Kyung-pyo Hong zeigt manchmal grandiose Bilder, teilweise mit hypnotischer Wirkung, innerhalb der Szene immer wieder unterbrochen von verwackelter Schulterkamera. Ein einheitlicher, optischer Fluss bleibt verwehrt. Und die Charaktere erfahren keinerlei Entwicklung. Jong-su wird weder weiser, noch energischer, oder gar am Ende reifer. Die Auflösung zeigt eine Figur, die nicht damit zurecht kommt, sich eben nicht zu entwickeln. Zugeständnisse macht Chung-dong Lee an ein interessiertes Publikum nicht. Ziemlich schwere Kost, die paradoxerweise vielleicht gerade deshalb den Kritikerpreis in Cannes 2018 gewonnen hat. Kritiker sind ja manchmal wie BURNING selbst. Sehr selbstbewusst, aber deswegen noch lange nicht greifbar.

Burning 1, Copyright CAPELIGHT PICTURES

Darsteller: Ah-in Yoo, Steven Yeun, Jong-seo Jun, Soo-Kyung Kim, Seung-ho Choi u.a.
Regie: Chung-dong Lee
Drehbuch: Chang-dong Lee, Jungmi Oh
Kamera: Kyung-pyo Hong
Bildschnitt: Da-won Kim, Hyun Kim
Musik: Mowg
Produktionsdesign: Jum-see Shin
Südkorea / 2018
148 Minuten

Bildrechte: Capelight Pictures
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