BREAKTROUGH – Bundesstart 16.05.2019
Basieren auf einer wahren Geschichte. Tatsache und unumstößlich ist, dass John Smith 45 Minuten faktisch tot war. Es gibt die Familie, es gibt die Freunde, die Kirche und der Pastor, und am Ende wird der zuständige Arzt sagen, dass es ein Wunder war. Verteidiger des Films beteuern vehement, dass alles so passiert sei wie gesehen. Skeptiker halten ihm Vorhersehbarkeit und übertriebene Dramatik entgegen. Eine andere Tatsache ist, dass ein Film niemals so sein kann, wie die wirklichen Geschehnisse. Dies würde allein den Gegebenheiten des filmischen Erzählens widersprechen. Was also geschieht beim herunterbrechen der Geschichte auf deren Essenz? Sie kann gewinnen oder verlieren, oder wie bei BREAKTHROUGH ein bisschen von beiden, dabei aber total verwässern.
Die Joyce und Brian Smith sind streng christliche Menschen, der vierzehnjährige John hat seinen Zugang zu Gott noch nicht gefunden, ist dafür umso mehr auf pubertierendes Gehabe konzentriert. Dann bricht John durch das Eis eines Sees und bleibt 15 Minuten unter Wasser. Nach seiner Bergung wird im Krankenhaus 30 Minuten lang versucht ihn zu reanimieren, ohne Erfolg. Erst als die verzweifelte Joyce neben dem leblosen Körper ihres Sohnes steht und Gott lautstark um ein Wunder bittet, beginnt ohne Außeneinwirkung Johns Puls wieder zu schlagen. Die nächste Stunde des Films ist ein sich immer weiter steigerndes Aufarbeiten der Ereignisse und der Einfluss dessen, auf das Leben verschiedener Leute.
Religiös beeinflusste Filme haben immer den Nachteil, dass sie bei gläubigen Menschen nur offene Türen einrennen, und Zweifler und Atheisten eher abschrecken. SOUL SURFER war da in seiner bescheidenen und zurückhaltenden Art eher eine Ausnahme. Oder DIE HÜTTE welche es verstand, Menschen dazu zu bringen, sich mit dem Glauben auseinander zu setzen. Wohingegen Filme wie GODs NOT DEAD oder DEN HIMMEL GIBTS WIRKLICH den Zuschauer mit unreflektierten Glaubensbekenntnissen überrannten. Nur jeweils zwei, als Beispiel. BREAKTHROUGH reiht sich in die zweite Kategorie ein. Selbstverständlich steckt dahinter die Absicht der Macher, den Glauben an Gott und seinen für die Menschen geopferten Sohn weiter in die Welt zu tragen. Tatsächlich erreicht man dabei nur diejenigen, die darin ohnehin eine Bestätigung in ihrem Glauben sehen.
Roxann Dawson hat unbestritten einen sehr positiven Film inszeniert, der die Regeln des filmischen Erzählens perfekt umsetzt. Die Dramaturgie ist präzise gesetzt, Lacher und Tränen an den richtigen Stellen. Sein eher bescheidenes Budget von 14 Millionen Dollar könnte man als offensichtlich abtun. Dabei würde man allerdings allen Beteiligten Unrecht tun, der Film hat genau das Maß, um filmisch zu überzeugen und eine glaubhafte Kulisse zu generieren. Anders sieht es bei Buch und Darsteller aus.
Bis auf Josh Lucas, der dem verzweifelten Vater wirkliche Tiefe verleiht, wirken alle anderen Figuren wie aus der Schablone. Selbst ein Kaliber wie Dennis Haysbert darf nur handeln und reden, wie es die Aussage des Films benötigt. Chrissy Metz als Mutter agiert genau in dem Grad, wie es dem Vorurteil eines nicht gläubigen Menschen entgegenkommen würde. Auch der geläuterte Atheist fehlt nicht. Das Drehbuch hält für seine Figuren wenig an Bandbreite oder Originalität bereit. Da greift auch das Argument nicht, alles hätte sich tatsächlich so zugetragen. Dies ist immer noch ein Film, und der muss einer anderen Dramaturgie folgen. Solange die Aussage und die Charakterzeichnungen im Kern erhalten bleiben.
Aber BREAKTHROUGH fehlt in seinem Anliegen der entscheidende Punkt. Er fordert nicht heraus, er regt nicht zum nachdenken an, er beschäftigt nicht nachhaltig. Vielleicht war es das Anliegen von Joyce Metz, wie sie das Buch schrieb und Grant Nieport dazu das Drehbuch verfasste, gläubigen Menschen eine Bestätigung zu geben. Doch das ist mit diesen Möglichkeiten verschenktes Potential. Wenn man eine Auseinandersetzung zum Thema Gott und Glauben erreichen möchte, wozu BREAKTHROUGH durchaus geeignet gewesen wäre, dann darf man seine eigenen Ansichten nicht als faktisch darstellen. Das würde missionieren bedeuten, und das wird in der heutigen Zeit eher ablehnend aufgenommen.
Darsteller: Topher Grace, Josh Lucas, Chrissy Metz, Marcel Ruiz, Dennis Haysbert, Sam Trammell u.a.
Regie: Roxann Dawson
Drehbuch: Grant Nieport
Kamera: Zoran Popovic
Bildschnitt: Maysie Hoy
Musik: Marcelo Zarvos
Produktionsdesign: James Steuart, Stephen Arndt
USA / 2019
118 Minuten