THE KID WHO WOULD BE KING
– Bundesstart 18.04.2019
Man nehme eine Legende. Mixed verschiedene Varianten davon zusammen, und, ehe man sich versieht, hat man etwas Neues geschaffen, das eigentlich altbekannt ist. Artus und die Ritter der Tafelrunde. Eine nie enden wollende Auseinandersetzung mit Mythos und Historie, bekannt aus Film und Fernsehen. Natürlich auch bekannt aus Büchern. In einer Zeit, da für das Kino alte Stoffe auf sehr modern getrimmt werden, bleibt wenig Spielraum für ein junges Publikum. Blutig muss es heute sein, brutal, und extrem Action betont. Die moralischen und charakterlichen Aspekte werden erwähnt, dienen aber lediglich als Übergang zur nächsten Effekteinlage. Die Artussage war dahingehend noch einigermaßen milde behandelt worden, aber kindgerecht blieb es nicht. Und Joe Cornish wollte scheinbar etwas dagegen halten.
Joe Cornish hat für die große Leinwand vier Drehbücher geschrieben, und bei zweien auch Regie geführt. ANT-MAN und Spielbergs TIM & STRUPPI waren unter den Büchern. Sein Kino-Debut als Regisseur feierte Cornish mit ATTACK THE BLOCK. Ein wilder Ritt mit Gangstern in einem Wohn-Ghetto, viel Drogen, unangebrachter Sprache, und Angriff von Außerirdischen. Da ist WENN DU KÖNIG WÄRST ziemlich weit weg davon. Ein spannendes Action-Abenteuer, das die Sage um Excalibur und König Artus für Kinder neu belebt. Allerdings nur für Kinder. Für Erwachsene fehlt in der Handlung ein wenig der Kick. Nicht das es darum geht, Elemente einzubauen die ausschließlich für die Unterhaltung der Großen gedacht ist. Aber vielleicht immer wieder Eckpunkte, die Erwachsene in die eigene Kindheit zurück versetzt. Schließlich gab es früher in richtiger Reihenfolge Cowboy, Indianer, Pirat und dann den Ritter. Der Noble, auf weißem Ross und in glänzender Rüstung.
Durch Zufall entdeckt der zwölfjährige Alex auf einer Baustelle das magische Schwert Excalibur. Es braucht allerding eine ganze Weile, bis er begreift, eigentlich der nächste König von Großbritannien zu werden. Doch dazu muss er sich erst bewähren, in dem er die böse Zauberin Morgana besiegt, die nach einem Jahrhunderte langen Schlaf zu neuem Leben erwacht. Zu seiner Seite stehen die neuen Ritter der Tafelrunde. Gerade einmal drei Klassenkameraden. Aber Hilfe kommt noch aus einer ganz anderen Zeit.
Gespickt ist dieser Fantasy-Reigen mit allerlei sehenswerten visuellen Effekten. Und diese nicht unbedingt nur für Kinder. Bill Popes Landschaftsaufnahmen sind hervorragend gewählt, sind beeindruckend und versprühen tatsächlich etwas Magie. Was an sogenannten Außeneinstellungen wegen der Logistik im Studio nachgestellt werden musste, fügt sich ohne Tadel in die reale Landschaft. Der Höhepunkt sind natürlich Morganas Schergen, in Flammen stehende Skelette auf brennenden Pferden. Ansonsten hält sich der Film an optischen Extravaganzen ziemlich zurück. Sicherlich eine Frage des nicht offiziell angegebenen Budgets. Umso überzeugender ist das, was die Macher einem gönnen.
Die weitgehend unbekannten Darsteller schlagen sich tapfer, an der Spitze natürlich Louis Serkis als vermeintlicher König. Sie sind keine Offenbarung, so ehrlich muss man sein, aber eine Enttäuschung erlebt man gewiss nicht. Es sind junge, vor allem unverbrauchte Gesichter, und da macht es dann schon wieder Freude ihnen zu zusehen. Der spärliche Humor ist sehr gut platziert. Die Szene in der Alex seine Mitstreiter einschwört, und auf die Tafelrunde hinweist, könnte man als offensichtliches Klischee abtun, was Cornish allerdings daraus macht, ist Gold wert. Oder das die neu erkorenen Ritter ihre Rüstungen in einem Souvenirshop kaufen, der sein Kapital aus der Artussage schlägt, hat etwas absurd komisches. Für die Belesenen übrigens, steht der neue König in der Szene mit dem runden Tisch daneben, so wie es die Legende vorgibt, dass Artus auch nie in der Tafelrunde saß.
Joe Cornish hat sicherlich seine Hausaufgaben gemacht, nicht nur in Geschichte, sondern auch in den moralischen Aussagen. Mit einem sehr engagierten Team kann er sein Publikum erreichen, macht keine Abstriche an Qualität in Kunst und Handwerk. Nur in der Absicht, einen Kinderfilm zu schreiben und inszenieren, hätte er weniger konsequent sein können. Nichtsdestotrotz können sich auch Erwachsene gut unterhalten fühlen, wenngleich WENN DU KÖNIG WÄRST an entscheidenden Handlungspunkten doch zu offensichtlich und absehbar ist.
Darsteller: Louis Ashbourne Serkis, Denise Gough, Dean Chaumoo, Tom Taylor, Rhianna Dorris, Nathan Stewart-Jerrett, Rebecca Ferguson & Patrick Stewart u.a.
Drehbuch & Regie: Joe Cornish
Kamera: Bill Pope
Bildschnitt: Jonathan Amos, Paul Machliss
Musik: Electric Wave Bureau
Produktionsdesign: Marcus Rowland
Großbritannien / 2019
120 Minuten