CRIMINAL ACTIVITIES – Bundesstart 31.03.2016
Nach 42 Jahren im Filmgeschäft, hat es Jackie Earle Haley doch einmal gewagt, selbst einen Film zu inszenieren. Erstaunlich, dass er sich dabei auf den Drehbuch-Debütanten Robert Lowell verließ. Aber Haley schien sich gedacht zu haben, auf alles oder nichts zu setzen. Letztendlich lag er damit nicht komplett daneben. CRIMINAL ACTIVITIES atmet ein bisschen die Atmosphäre einer Fingerübung, immer wieder gut, aber nicht ganz rund. Die Einflüsse der Werke von Matthew Vaughn und Guy Ritchie sind dabei unverkennbar. Aber auch das ist vollkommen in Ordnung. Lieber gut kopiert, als schlecht erfunden. CRIMINAL ACTIVITIES wird keine tiefen Spuren hinterlassen, sollte allerdings wahr genommen werden.
Vier entfremdete Freunde treffen nach der Beerdigung eines ehemaligen Freundes zusammen. Es geht um Lebenserwartung, Hoffnungen und Sicherheiten für die Zukunft. Da kommt das Angebot von einem der Vier nicht ungelegen, der von einem totsicheren Tipp am Aktienmarkt erfahren hat. Dumm nur, dass sich die Freunde unwissentlich das zu vermehrende Geld von einem Mafioso borgen. Und so einer braucht immer wieder einmal unschuldige Helfershelfer, die unrühmliche Dinge erledigen.
Jackie Earle Haley inszenierte nicht das Kinowunder im Gangster-Milieu, aber CRIMINAL ACTIVITIES macht durchweg Spaß, weil er all die Zutaten einbezieht, die so eine Farce erfordern, und dieses Sub-Genre auch formten. Da kommen wieder Ritchie und Vaughn ins Spiel, die maßgeblich daran beteiligt waren. Schräge Typen, noch schrägerer Handlungsverlauf, und absurde Auflösung. Da wird gerne mal graphisch über die Stränge geschlagen, wie in der Parkhaus-Szene, wo einem schon mal das Opfer entgleitet. Oder lastig an Dialogen, groteske Szenarien durchgespielt werden. Die Kamera von Seamus Tierney hält das zum Wohle des Zuschauers alles bestens im Bild, zaubert keine selbstverliebten Showmomente, sondern konzentriert sich auf die Einheit mit dem Handlungsverlauf.
CRIMINAL ACTIVITIES wird keine tiefen Spuren hinterlassen, sollte allerdings wahr genommen werden. Robert Lowell und Jackie Earle Haley scheinen ein gutes Gespann zu sein, und werden sicherlich mindestens eine zweite Zusammenarbeit anstreben. Allein die spürbare Spielfreude des Regisseurs selbst, der sich sehr offensichtlich in seinem darstellerischem Auftritt sehr wohl fühlt. Dennoch sollte man nicht allzu gnädig sein, denn CRIMINAL ACTIVITIES hätte auf den sehr konstruierten Schluss verzichten können. Er macht im Gesamten schon Sinn, aber er gibt dem Film am Ende trotzdem den Geschmack des Gefälligen. Obwohl es nicht notwendig gewesen wäre, denn bis dahin funktioniert der Film auch vollkommen ohne wundersame Wendung.
Darsteller: Michael Pitt, Dan Stevens, Christopher Abbott, Rob Brown, John Travolta, Jackie Earle Haley u.a.
Regie: Jackie Earle Haley
Drehbuch: Robert Lowell
Kamera: Seamus Tierney
Bildschnitt: Alex Marquez
Musik: Keefus Ciancia
Produktionsdesign: Jennifer Klide
USA / 2015
94 Minuten