TSCHILLER: OFF-DUTY – Bundesstart 04.02.2015
Einen guten Einstand hatte Til Schweiger in den TATORT ja nicht. Der gewöhnungsbedürftige Schauspieler erklärte bei einem der ersten Interviews zu seinem Einstieg als Kommissar, man sollte den seit Jahrzehnten unveränderten Vorspann modernisieren. Es bleibt im Auge des Betrachters, ob Schweiger dies wirklich so meinte, oder nur das Interesse an seinem Einstand anfeuern wollte. Schweiger hat dabei allerdings vergessen, was der TATORT der deutschen Kulturlandschaft wirklich bedeutete. Und so kam es, dass die übertrieben albernen Auswüchse der Münsteraner Kommissare beim deutschen Fernsehpublikum mehr Anklang finden, als die geradlinige Action eines Til Schweigers. Anfänglich sollte das Kinowerk im Titel den Namen ‚Tatort‘ tragen, doch man entschied sich scheinbar leidgeprüft eines besseren. Dafür verwendete man die Prämisse OFF-DUTY, und zeigt allen Zweiflern sofort, wo es lang gehen würde.
Wie nähert man sich also einem TATORT an, der kein TATORT sein will, und anstatt im Fernsehen, im Kino gezeigt wird? Vor allem einen Zuschauer, der kein Sonntag-Abend-Fernseher ist. Und genau hier liegt auch die Stärke von TSCHILLER: OFF-DUTY. Er will keine Anbiederung an ein Stammpublikum sein, und kein inkonsequenter Versuch sich einem erweitertem Zuschauerstamm zu erschließen. TSCHILLER: OFF-DUTY ist erstklassiges deutsches Kino, welches in Deutschland einfach keinen Anklang finden will. Warum auch immer. Sieht man den Trailer, denkt man umgehend an die bisher dreiteilige TAKEN-Reihe mit Liam Neeson. Das macht Spaß, bringt Freude, und unterhält. Warum gönnt man dies nicht einem deutschen Film? Die Besucherzahlen für TSCHILLER: OFF-DUTY waren enttäuschend, man muss sich auch nicht wundern. Ein TATORT-Publikum mit wöchentlich 8 Millionen Zuschauern, ist nicht zeitgleich ein potentielles Kinopublikum. Im Augenblick hadert TSCHILLER: OFF-DUTY mit ungefähr einer halbe Millionen Zuschauern.
In vier TATORT-Episoden hat die Geschichte für einen Kinofilm vorgesorgt. Die Tochter von Nick Tschiller, hat in Istanbul den vermeintlichen Mörder ihrer Mutter ausfindig gemacht. Doch entgegen aller Vorhaben, gelingt ihr die Rache natürlich nicht. Was wiederrum Vater Nick auf den Plan ruft, der ohnehin suspendiert, in der Türkei schnell einmal für Ordnung sorgen könnte. Aber die Geschichte verlangt nach mehr Inhalt, und so weitet sich die Geschichte sehr feingesponnen weiter aus.
An dieser Stelle muss man noch einmal Liam Neeson bemühen, bei dem eine ähnliche Prämisse durchaus wohlgesonnen wäre, weil es eben schon erfolgreich im Kino verwertet wurde. Und jetzt kommt da dieser Til Schweiger. TSCHILLER: OFF-DUTY ist trotz allem ein sehr ansehnlicher, sehr gut in Szene gesetzter Action-Film. Er zeigt durchaus gewisse Längen, weil er sich zwischen seinen gut dosierten Action-Einlagen sehr viel Zeit für die Ablenkung nimmt. Aber das macht aus TSCHILLER: OFF-DUTY keinen langsamen, oder langweiligen Film. Er ist und bleibt eine interessante und spannende Variante von dem, zu dem der deutsche Film möglich wäre. Und das ist amerikanisches Kino, mit deutschen Mitteln. Also Kino, das den allgemeinen Geschmack trifft, und befriedigt.
TSCHILLER: OFF-DUTY ist nur gescheitertes Kino, weil man deutsches Kino auch scheitern sehen will. Wie man mit Nick Tschiller in Zukunft im Fernsehen umgehen wird, das bleibt ein Geheimnis. Im Kino hat man im eine Zukunft verwehrt. Dabei macht der Film so viel unterhaltsame Freude.
Darsteller: Til Schweiger, Fahri Yardim, Erols Afsin, Luna Schweiger, Stefanie Stappenbeck, Egor Pazenko u.a.
Regie: Christian Alvart
Drehbuch: Christoph Darnstädt
Kamera: Christof Wahl
Bildschnitt: Marc Hofmeister
Musik: Martin Todsharow
Produktionsdesign: Thomas Freudenthal
Deutschland / 2016
140 Minuten