DARK PLACES – Bundesstart 11.12.2015
Der sensationelle Bucherfolg von GONE GIRL, beschleunigte die filmische Adaption ungemein schnell. Und David Finchers Film wurde trotz der sehr geringen Produktionsphase dem Buch mehr als gerecht. Autorin Gillian Flynn hatte schließlich selbst das Drehbuch verfasst. Der Erfolg blieb nicht aus. Ungefähr zu der Zeit, als die erste Klappe für Gone Girl geschlagen wurde, begannen auch die Dreharbeiten zu DARK PLACES. Drehbuchautor und Regisseur Gilles Paquet-Brenner hatte sich den zweiten Roman von Gillian Flynn für eine Adaption ausgesucht. Es ist also keineswegs anzunehmen, Gilles Paquet-Brenner würde auf den Erfolg von GONE GIRL aufbauen wollen. Er hatte nur das Pech, seine Verfilmung ein Jahr später in die Kinos zu bringen. Oder es versteckt sich doch etwas Kalkül hinter der Entscheidung des Verleihers. Es wäre ihnen nicht zu verdenken, der Name Gillian Flynn alleine, ist noch nicht Programm genug, der Titel GONE GIRL auf dem Plakat allerdings Gold wert.
Mit acht Jahren hat Libby Day ein Massaker an ihrer Familie auf einer abgelegenen Farm in Kansas überlebt. Ihr Bruder wurde als Täter verurteilt und eingesperrt, auf Libbys Aussage hin. Dreißig Jahre später ist sie noch immer eine gebrochene Frau, menschenscheu und abweisend. Eine Job hatte sie nie, lebt nur von Spenden und den Tantiemen ihres Buches über die schrecklichen Ereignisse. Doch auch diese Quellen versiegen langsam. Da tritt der verschrobene Lyle Wirth an Libby heran. Lyle ist Unterhändler eines merkwürdigen Vereines, der sich Kill Club nennt. Dort werden von den Mitgliedern Morde nachgestellt, oder auch alte Akten und Gerichtsverfahren neu begutachtet. Eine Gruppe des Kill Clubs ist davon überzeugt, dass Libbys Bruder unschuldig im Gefängnis sitzt. Um ordentlich bezahlt zu werden, muss Libby tief in ihre verschlossenen Erinnerungen vordringen, um heraus zu finden, was wirklich in der Mordnacht geschehen war.
Tatsächlich besticht der Film durch seine verschachtelte Geschichte, in der sich nach und nach immer neue Aspekte auftun, was wirklich passiert ist. Der Rätsel verliebte Thriller-Freund, hinkt dabei der Handlung nicht immer nur hinterher. Aber selbst wenn man glaubt, eine bestimmte Motivation im Vorfeld erkannt zu haben, dann wirft dies immer gleich die Frage mit auf, wie es in dieser Form möglich war. Als Thriller funktioniert DARK PLACES in dieser Beziehung einwandfrei. In seiner Erzählung allerdings, werden verschiedene Aspekte nicht ganz schlüssig. Das betrifft zum Beispiel das Alter einer überraschend auftauchenden Figur, die in keiner Relation zu vorangegangenen Aussagen steht. Aber viel auffallender Therons Charakter von Libby. Charlize Theron spielt die kaltherzige, und selbstbezogene Libby mit einer unglaublich eindringlichen Intensität. Aber den Charakter selbst darf man nicht wirklich ernsthaft hinterfragen, weil es sonst zu viele Frage um sie aufwerfen würde.
Gilles Paquet-Brenner hat sich ohnehin zu sehr auf die eigentliche Handlung konzentriert, als seine Figuren tiefer zu beleuchten. Worin der Erfolg von GONE GIRL lag, dass er starke Charakterzeichnungen hatte, welche den eigentlichen Handlungsstrang bestimmten. Bei DARK PLACES müssen sich die Charaktere der Geschichte unterordnen. Deswegen ist er noch immer ein starker Thriller, aber mit Abstrichen zu genießen. Einmal hat sich entweder Kameramann Barry Ackroyd oder der Regisseur einen netten psychologischen Kniff einfallen lassen. Wenn sich die entfremdete Libby und ihr Bruder im Gefängnis über Telefonhörer unterhalten, nimmt die Kamera den Blickwinkel des Gegenüber ein, somit hört auch der Zuschauer nur die dumpfen und schwer verständlichen Sätze des Anderen über den Hörer. Das symbolisiert wunderbar die Beziehung der beiden Figuren. Es sind aber auch genau solche Momente, von denen der Film viel mehr vertragen hätte. Der Zuschauer hat es gerne, wenn er auf eine erweiterte Ebene mitgenommen wird. Dennoch kein schlechter Film. Aber ein Film mit viel mehr Möglichkeiten.
Darsteller: Charlize Theron, Sterling Jerins, Nicholas Hoult, Christina Hendricks, Tye Sheridan, Corey Stoll, Cloë Grace Moretz, Sean Bridgers u.a.
Drehbuch & Regie: Gilles Paquet-Brenner
Kamera: Barry Ackroyd
Bildschnitt: Douglas Crise, Billy Fox
Musik: Gregory Tripi
Produktionsdesign: Laurence Bennett
Großbritannien – Frankreich – USA / 2015
113 Minuten