YOUTH – Bundesstart 26.11.2015
Der pensionierte Dirigent Fred und der noch immer aktive Filmemacher Mick sind Freunde seit ihrer Jugend. Sie verbringen eine gemeinsame Zeit in einem Wellnesshotel in den Schweizer Alpen. Fred ist da aus alter Gewohnheit, die bereits 22 Jahre anhält. Er hat seine Tochter Lena dabei, weil die bald in die Flitterwochen fliegen wird. Mit einem jungen Schreibergespann ist Mick hier, um ein Drehbuch fertig zu schreiben. Dabei geht es nur um die allerletzte Szene. Dazwischen tummelt sich leise, aber weise der Schauspieler Jimmy, der die Atmosphäre im Hotel aufnimmt, um sich für seine nächste Rolle inspirieren zu lassen.
Filmemacher Paolo Sorrentino lässt keine Gelegenheit aus, um sein Bekenntnis zu Frederico Fellini zu erneuern. Und EWIGE JUGEND ist wieder einmal ein grandioses Beispiel dafür. Was natürlich einen sehr exzentrischen, und auch extrovertierten Film auf den Zuschauer loslässt.
EWIGE JUGEND hat wirklich exzellente Dialogszenen. Manchmal strotzen sie vor Altersweisheit, gerade wenn Mick und Fred sich bei ihren langen Spaziergängen unterhalten. Oder Lebenserfahrung, wenn der junge Jimmy den reifen Fred darüber aufklärt, was bei ihrer beider Karrieren schief ging. Ab und zu reden die Figuren auch nicht wirklich miteinander, vor allem wenn ein Abgesandter der Queen versucht, Fred zu einem erneuten Auftritt zu überreden. Aber allein wie ein Charakter wie Michael Caine diese Szenen ausspielt, ist einfach grandios. Dem steht Harvey Keitel in nichts nach, als dieser mit seinem Blick der barbusigen Miss World folgt. Seine Augen mögen auf der Oberweite der Dame liegen, aber seine Gedanken sind eindeutig in der Zeit, wo so etwas für ihn noch möglich war.
Es ergibt sich ein vermeintlicher Handlungsverlauf, worin sich allerdings nicht wirklich die Absicht des Films erschließt. Doch das wird schnell irrelevant. Paolo Sorrentino geht es allein um die Kraft des Kinos. Der Dialog, die Figur, der Ton, und das Bild. Wie bei den meisten Produktionen von Sorrentino, hat auch bei EWIGE JUGEND Luca Bigazzi die Kamera übernommen. Geradezu den Zuschauer überfordernd, schwelgt Bigazzi in malerischen, oder irrealen Bildkompositionen. Bigazzi ist am einzelnen Bild interessiert, nicht an Bildsprache. Dadurch erlangt der Film eine sehr surrealistische Note. Der Einfluss von Sorrentino auf diese Arbeit wird sehr deutlich, weil sich das Ganze stimmig an sein Drehbuch angleicht. Fast ein bisschen besser als bei Fellini.
Darsteller: Michael Caine, Harvey Keitel, Rachel Weisz, Paul Dano, Cloe Pirrie, Jane Fonda, Alex Beckett, Nate Dern, Mark Gessner u.a.
Drehbuch & Regie: Paolo Sorrentino
Kamera: Luca Bigazzi
Bildschnitt: Cristiano Travaglioli
Musik: David Lang
Produktionsdesign: Ludovica Ferrario
Italien – Frankreich – Schweiz – Großbritannien / 2015
118 Minuten