STORMSKÄRS MAJA – Von Liebe getragen, von Stürmen geprägt

Stormskaers Maja - (c) MINDJAZZ PICTURESMYRSKYLUODON MAIJA
a.k.a. STORMSKERRY MAJA
– Bundesstart 03.04.2025
– Release 19.01.2024 (FIN)

Auf den Ålandinseln, irgendwann Mitte des 19. Jahrhunderts. Die siebzehnjährige Maja wird mit dem jungen Janne verheiratet. Aus der behüteten Familie gerissen, muss sie sich mit dem Mann arrangieren, den sie gar nicht liebt. Auf einer kleinen Felseninsel baut Janne ihnen ein eigenes Zuhause und verdient sich als Fischer. Langsam erkennt Maja, was für ein guter Kerl ihr Janne ist. Es erwächst eine inständige, gegenseitige Liebe, die zu einer langsam anwachsenden Familie führt. Die Schriftstellerin Anni Blomqvist hat viel Drama in ihre Geschichten um Maja von der Stormskärinsel gepackt. Fünf Romane hat Blomqvist zwischen 1968 und 1973 geschrieben. Und wie es scheint, hat Filmemacherin Tiina Lymi alle fünf Romane in ihren Film gepackt. Verleih und Presseheft geben das nicht explizit an, aber die Reihenfolge der Buchtitel ist stimmig zu der Struktur des Films.

Als wäre das karge Leben auf der Felseninsel nicht schon hart genug, bricht der Åland-Krieg aus. Janne muss fliehen, weil ein britischer Trupp auf der kleinen Insel ihr Lager errichtet, und er als möglicher Verräter erschossen werden würde. Maja und die Kinder müssen derweil noch ein gutes Dutzend Soldaten versorgen. Indes wird in den Kriegswirren eine Rückkehr von Janne immer unwahrscheinlicher. Von der unbeschwerten Jugend zuhause über die Zwangsheirat hin zum Alltag auf der Insel und alles was sich noch bis zum Ende ergibt, sind das alles Elemente in der Handlung die man so oder so ähnlich kennt. Dramaturgisch hat Tiina Lymis Film wahrlich nichts Neues oder Überraschendes vorzuführen, was die üppige Laufzeit nur länger macht.

Faszinierend ist die Bekanntschaft mit einem Landstrich, von dem wohl die wenigsten Genaueres wissen dürften. Die Ålandinseln haben eine faszinierende Historie, welcher der Film allerdings nicht gerecht wird. Zu viel bleibt vage, zu viel muss man sich im Nachhinein selbst erarbeiten. Regisseurin Tiina Lymi möchte ein Epos schaffen, soweit ist die Absicht durchaus zu erkennen. Ausladende Bilder, lange Einstellungen und ruhende Impressionen, dazu eine ein ganzes Leben umfassende Zeitspanne. Was Lymi aber nicht gelingt, ist eine der Dramaturgie entsprechende Atmosphäre zu schaffen.

Stormskaers Maja b - (c) MINDJAZZ PICTURES

Die Bildgestaltung hat Rauno Ronkainen zu verantworten, der immer viel mehr Idyll ablichtet als der Geschichte zuträglich ist. Farbenfroh gesättigte Bilder, und selbst die wenig einladende Felseninsel bekommt teilweise einen malerischen Anstrich. Das ist immer schön anzuschauen, lädt aber mehr zur nächsten Urlaubsreise, anstatt ein Abbild des harten und zehrenden Lebens im Nirgendwo Mitte des 19. Jahrhunderts zu kreieren. Jetzt zeichnen sich skandinavische Film meist durch ihre kompromisslose Ehrlichkeit und unangenehme Realität aus. Tiina Lymi geht da leider in eine andere Richtung, was der Geschichte viel von dem Gefühl für Majas Sorgen und Entbehrungen nimmt.

Mit Amanda Jansson und Linus Troedsson hat der Film zwei frische und weitgehend unbekannte Darsteller gefunden, die Maja und Janne eine sehr glaubwürdige Basis für diese Zeit geben. Ihre Beziehung zueinander funktioniert, und sie zeigen auch überzeugend ihre Sorgen und Probleme die sich mit der Abgeschiedenheit der Insel ergeben. Nur gelingt es Tiina Lymi nicht dieses entbehrlich beschwerliche Leben auf der Leinwand adäquat umzusetzen. Die Bücher sind auch Geschichten über Selbstfindung und weibliche Selbstbestimmung, was im Film in nur wenigen Szenen angedeutet bleibt. Ein wirklich dem Thema entsprechendes Bild ergibt sich daraus allerdings nicht.

STORMSKÄRS MAJA hätte so viele Möglichkeiten, und nutzt sie kaum. Nicht zum Vorteil ist die Zeit, die sich Tiina Lymi in ihrer Inszenierung nimmt. Sie will die Atmosphäre wirken lassen. Dadurch wird der Film aber nur lang, weil sehr oft nichts geschieht was Handlung oder Charaktere voranbringt. Es ist der gefühlvolle und getragene Soundtrack von Lauri Porra, der immer wieder die passende Stimmung des Films bestimmt und wiedergibt. Die abwechslungsreichen Kompositionen sind für jede Sequenz wesentlich um die Gefühle zu tragen. Aber auch Porras Musik kann nicht verhindern, dass sich der Film immer wieder selbst auf das Niveau eines gefälligen Fernsehfilms beschränkt, anstatt ein wirklich bewegendes Kinoerlebnis zu schaffen.

Stormskaers Maja a - (c) MINDJAZZ PICTURES


Darsteller: Amanda Jansson, Linus Troedsson, Jonaa Järnefelt, Tobias Zilliacus, Amanda Kilpeläinen Arvidsson, Desmond Eastwood, Tony Doyle u.a.

Regie & Drehbuch: Tiina Lymi
nach der Buchreihe von Anni Blomqvist
Kamera: Rauno Ronkainen
Bildschnitt: Joona Louhivuori
Musik: Lauri Porra
Produktionsdesign: Otso Linnalaakso
Finnland / 2024
144 Minuten

Bildrechte: MINDJAZZ PICTURES
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