LOVE HURTS

Love Hurts - c UNIVERSAL STUDIOS Release 06.03.2025 (world)

Über 80 Einsätzen als Fight- und Stunt-Coordinator, und einige Erfahrung als Assistant Director bei entsprechenden Filmen. Es liegt auf der Hand das Jonathan Eusebio sein Regiedebüt bei einem Film wie LOVE HURTS feiern musste. LOVE HURTS ist ein High-Concept-Film, wie er formelhafter nicht sein könnte. Ein wohl kalkulierter ‚Crowd Pleaser‘, wie man diese Art Filme nennt. Verantwortlich ist das Studio 87North Productions. Das ist insofern von Bedeutung, weil 87thNorth mit JOHN WICK seine ersten Sporen verdiente, und in dieser Richtung weiter produzierte, bis sich auf dem Weg auch NOBODY mit Bob Odenkirk niederließ. Später auch BULLET TRAIN, aber es ist NOBODY an den der Entwurf von LOVE HURTS umgehend erinnert. Ein unscheinbarer Niemand verwandelt sich überraschend in eine unkaputtbare Kampfmaschine, als seine heile Welt in Gefahr gerät. War diese Wandlung bei Bob Odenkirk wirklich überraschend, ist es bei Ke Huy Quan bereits Erwartung. Erwartungen die enttäuscht werden.

Der verlorengeglaubte GOONIE, Ke Huy Quan, prügelte sich 2022 mit EVERYTHING EVERYWHERE ALL AT ONCE zurück auf die Weltbühne. Ein mustergültiger Typus für den allseits beliebten Jedermann, der als Makler in Milwaukee Standardhäuser für Durchschnittspärchen verkauft. Aber dieser Marvin Gable hat eine Vergangenheit, die ihn bereits in den ersten acht Filmminuten einholt, als er von Auftragskiller Raven gemeuchelt werden soll. Früher war Marvin für seinen Bruder und Gangsterboss ‚Knuckles‘ der Knochenbrecher. Aus Liebe zu der bei ‚Knuckles‘ in Ungnade gefallenen Rose entschied Marvin sich im Untergrund zu verschwinden, als Rose liquidiert werden sollte und er sie am Leben ließ. Jetzt ist Rose zurück, begleicht alte Rechnungen, und Marvin muss sich wieder bis aufs Blut prügeln. Währenddessen erblüht überall die Liebe.

Es ist ein wüster Prügelspaß den sich Jonathan Eusebio für sein Regiedebüt ausgesucht hat. Entsprechend ist die Erwartung in die Inszenierung des immer noch aktiven Stunt-Man und -Coordinator. Der wüste Prügelspaß erschöpft sich allerdings ziemlich schnell. Eusebio weiß sehr gut den körperlichen und schmerzhaften Einsatz seiner Protagonisten zu zeigen, aber in den Kampfchoreografien erschöpfen sich die Ideen bereits im zweiten Set Piece. Es geht auch sehr blutig zu, in den raffiniert ausgeklügelten Kämpfen. Aber Eusebio geht nicht die ganze Meile der Möglichkeiten, die für dieses Sub-Genre üblich sind. Er ist viel mehr darauf konzentriert – und das ist grundsätzlich auch zu begrüßen – die Akrobatik und Kunstfertigkeit seiner Darsteller herauszuarbeiten.

Bridger Nielsen ist relativer Newcomer als leitender Bildgestalter, kommt aber aus dem Kamera-Departement, und weiß die Action effizient und auch originell ins Bild zu rücken. Da ist die Montage von Elísabet Ronaldsdóttir genau richtig. Die 87th North-Veteranin von z.B. FALL GUY oder BULLET TRAIN kennt sich bestens mit der Schnitt-Dynamik solcher Filme aus. Vereint leisten Ronaldsdóttir und Nielsen einen absolut sehenswerten Job. Nur Eusebio fehlt es mächtig an Einfällen für die einzelnen Sequenzen.

Love Hurts a - c UNIVERSAL STUDIOS

Mit Matthew Murray, Josh Stoddard und Luke Passmore hat LOVE HURTS gleich drei im Geschäft bisher relativ unauffällige Drehbuchautoren. Was an sich noch keine Rückschlüsse zulässt. Doch der Film fühlt sich wirklich an, als hätte jeder der Autoren eine eigene Geschichte geschrieben, und diese drei Einzelepisoden wurden sinnbefreit miteinander verknüpft, ohne wirklich zusammenzupassen. Marvins depressiv missmutige Assistentin Ashley verliebt sich in den Killer Raven. Lio Tipton wäre großartig, kann sich aber genau wie ihr Gegenüber Mustafa Shakir, nicht aus dem uninspirierten Stereotyp solcher Nebenrollen befreien. Ein weiteres Killer-Duo, King und Otis, verkommt zu einer aufdringlichen Referenz auf Tarentinos absurde Dialogszenen.

Wirklich Sorge bereitet allerdings Ariana DeBose, die seit ihrer exorbitanten Maria in WEST SIDE STORY keine Rolle mehr gefunden hat, die ihren Fähigkeiten gerecht werden würde. Ihre Rose ist das wandelnde Klischee der harten Frau mit eiskalten Sprüchen, die am Ende doch vom Helden gerettet werden muss. Das sie dennoch den finalen Schuss setzen darf, ist der stark konstruierten Handlung geschuldet, die aus diversen, aber altbekannten Blaupausen gezimmert wurde, und keine strukturellen Abweichungen erlaubt. Erschwerend kommt hinzu das jede der Figuren, wirklich jede, ihren Dialog spricht als wäre ein Preis für die Queens and Kings of Coolness ausgeschrieben.

LOVE HURTS hat viele gute Ansätze, und vielversprechende Elemente, denen aber von einfallsloser Ausarbeitung und unmotivierter Inszenierung das Wasser abgegraben wird. Wirklich alle Aspekte von jeder Szene sind auf die größtmögliche Akzeptanz bei einem allgemeinen Publikum ausgerichtet. Für Ke Huy Quan hätte es eine Chance sein können, sich nach seinem phänomenalen Comeback im Rampenlicht 2022 als Hauptdarsteller zu etablieren. Er kann den bescheidenen Jedermann genauso gut wie die unbarmherzige Kampfmaschine. Vergleiche mit Jackie Chan und seinen Rollen der ersten 20 Jahre sind jetzt noch als Lob zu verstehen. LOVE HURTS lässt aber befürchten, dass Ke Huy Quan fortan in einem Sog ähnlich belangloser Filme wie diesem hängen bleibt.

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Darsteller: Ke Huy Quan, Ariana DeBose, Lio Tipton, Mustafa Shakir, Marshaw Lynch, André Eriksen, Daniel Wu, Sean Astin u.a.

Regie: Jonathan Eusebio
Drehbuch: Matthew Murray, Josh Stoddard, Luke Passmore
Kamera: Bridger Nielsen
Bildschnitt: Elísabet Ronaldsdóttir
Musik: Dominic Lewis
Produktionsdesign: Craig Sandells
USA / 2025
88 Minuten

Bildrechte: UNIVERSAL STUDIOS
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