UGLIES
– NETFLIX seit 13.08.2024
Der Mensch hat die Erde ausgebrannt, die Umwelt zerstört und Nationen mit Kriegen vernichtet. Einziger Ausweg ist Konformität, die Missgunst und Neid verhindert. Mit 16 Jahren müssen sich alle Menschen, bis dahin noch ‚Uglies‘ genannt, einer körperlichen Transformation unterziehen. Sie werden einem Schönheitsideal angepasst und physisch aufgewertet. Tally ist in drei Monaten soweit, ihr verschworener Jugendfreund Peris bereits in der glitzernden Metropole für seine Wandlung zum ‚Pretty‘. Als Peris wider Erwarten den Kontakt zu Tally abbricht, stellt sie gefährliche Nachforschungen an, und lernt dabei ‚The Smoke‘ kennen, eine Rebellen-Allianz die genetische Gleichschaltung ablehnt, und sich in den Wäldern versteckt hält. Tally beginnt sich ebenfalls gegen die gesetzliche Verordnung zu stellen, und versucht Peris zu retten. Es ist wie es sein muss, wie es in allen vorherigen mehrteiligen Buchreihen auch war, die aufgrund ihrer Popularität eine Filmadaption erfuhren. Eine Gruppe dynamische Teenager, die alle von attraktiven Mitzwanzigern dargestellt werden, bringen ein ganzes, fragwürdiges System zu Fall.
Was UGLIES massiv von den anderen Vertretern des bereits lange zurückliegenden Trends von Jugendbuch-Verfilmungen unterscheidet, ist seine uninspirierte und technisch katastrophale Umsetzung. Die Zeit als McG mit DAS GIBT ÄRGER oder 3 DAYS TO KILL noch hervorragende Filme inszenierte, scheinen mittlerweile ebenfalls vorbei. So sehr sich die durchaus ansprechenden Darsteller auch bemühen, kommen sie gegen den unfassbar schematischen Plot, das vollkommen überzogene Set-Design, und vor allem gegen die meist unglaublich dilettantischen Visual Effects einfach nicht an.
Zoey King, Hauptdarstellerin und begeisterte Leserin der Romane von Scott Westerfeld, hat selbst die Rechte erworben, als sich 14 Jahre lang nichts in Richtung Adaption bewegt hat. Dabei hat sie offenbar vergessen, wie scheinbar das gesamte Produktionsteam, das Schönheit unverrückbar im Auge des Betrachters liegt. Das Konzept liest sich in einem Buch wahnsinnig gut, weil sich die persönliche Vorstellung ihr eigenes Abbild von gutem oder schlechtem Aussehen, von Makel und Vorzügen schafft. Weder King noch die anderen als ‚Uglies‘ gezeigten Schauspieler sind unansehnliche Menschen. Der inszenatorische Ausweg sind prothetische Masken und Computer veränderte Gesichter die allesamt wie missglückte Botox-Behandlungen oder fehlgeschlagene, plastische Chirurgie aussehen. Das präsentierte Schönheitsideal verkehrt sich zu einer unansehnlichen Farce.
Aber UGLIES ist weder Farce noch Satire, noch nicht einmal komödiantisch angehaucht. Was die Prämisse für eine visuelle Umsetzung dringend notwendig gehabt hätte. Stattdessen fokussiert sich Regisseur McG mit trockener Ernsthaftigkeit auf das moralische Drama und seine an den Haaren herbei gezogenen Action-Sequenzen. Das Drama verliert sich in der nicht ernstzunehmenden Eigenwilligkeit seiner Grundidee. Die Action ist unübersichtlich und nur der Action Willen inszeniert. Die visuellen Effekte, ganz besonders die Hoverboard-Sequenzen, sind unzeitgemäß schlampig gerechnet.
Es ist bedauerlich um die schauspielerischen Talente, die zweifellos zu weit mehr in der Lage sein könnten. Bei ohnehin schon drei Drehbuchautoren, sollte man einen greifbareren Zugang zu der Geschichte erwarten können. Es ist eine Welt, die sich einfach nicht schlüssig erklärt, außer mit unablässig bonbonfarbener Partystimmung in der Stadt der ‚Pretties‘. Als Netflix-Produktion ist UGLIES bestenfalls Zeitvertreib, als extra zu bezahlender Kinofilm wäre es eine Katastrophe. Fraglich, ob er wenigstens sein jugendliches Zielpublikum erreicht. Da allerdings Klickzahlen bei Streaming-Angeboten ohnehin relativ sind, ist die exzessiv vorbereitete Fortsetzung durchaus möglich.
Darsteller: Joey King, Brianne Tju, Keith Powers, Chase Stokes, Laverne Cox u.a.
Regie: McG
Drehbuch: Jacob Forman, Vanessa Taylor, Whit Anderson
nach der Jugendbuchreihe von Scott Westerfeld
Kamera: Xiaolong Liu
Bildschnitt: Martin Bernfeld, Brad Besser
Musik: Edward Shearmur
Produktionsdesign: John Collins
USA / 2024
100 Minuten