TRANSFORMERS ONE

Transformers One a - Copyright PARAMOUNT ANIMATION– Bundesstart 10.10.2024
– Release 12.09.2024 (MEX)

Preview 09.10.24, Cineplex, Fürth
Nein, auch in diesem Film wird nicht geklärt, ob Transformers Roboter oder Lebewesen sind. Von einfühlsamen Robotern ist immer wieder die Rede. Doch bei den Sprüchen, welche die jungen Transformer in diesem Film raushauen, ist das noch viel zu oberflächlich gegriffen. Aber dafür macht es Spaß, richtig viel Spaß. Paramount musste sich ja etwas einfallen lassen, die immer weiter abflauende Reihe der Realverfilmungen des Hasbro-Spielzeugs wieder mit Erfolg zu beleben. Noch vor der Premiere von BUMBLEBEE 2017 wurde offiziell ein Animationsfilm bestätigt. Erst 2022 stand fest, das TRANSFORMERS ONE Computer animiert werden würde. Story-Erfinder und Regisseur von TOY STORY 4 und Drehbuchautor von ALLES STEHT KOPF, Steve Cooley, hat den Film inszeniert. Seinem Metier treu bleibend. Und wenn er auch nicht das Buch verfasst hat, ist er verbrieft dafür verantwortlich, dass er so episch und humorvoll entworfen wurde.

Orion Pax und D-17 sind Minenarbeiter auf dem planetenähnlichen Gebilde Cybertron. Sie gehören sozusagen zu den Arbeitsbienen für die Primes, den zum transformieren fähigen „Robotern“. Minenarbeitern fehlen die Zahnräder, um zu transformieren. Orion Pax ist ein glühender Verehrer der alten Primes, die früher Cybertron mit Würde und Güte angeführt haben. Bei einem Geschicklichkeitsrennen von Primes, möchte Orion Pax zusammen mit D-17 demonstrieren, dass „Roboter“ ohne Zahnräder genauso viel können wie vollständige Transformers. Allerdings ist ihre Teilnahme illegal. Es endet mit einer Strafversetzung, bei der die beiden Freunde in den tiefsten Tiefen der Minen die Bekanntschaft mit der verbissenen Vorarbeiterin Elita-1, und den hyperaktiven B-127 machen.

Das Steve Cooley seine Sporen bei Pixar verdient hat, merkt man an der außerordentlich zügigen Inszenierung, die aber nichts überhastet, aber auch nicht unproduktiv ist. Im Gegenteil, in den vierzig Jahren seit Hasbro die ersten wandelbaren Roboter auf den Markt brachte, hat sich einiges getan im Aufbau und Evolution dieses Universums. Vielleicht ist ‚komplex‘ etwas zu großzügig gefasst, aber die Geschichte von Cybertron, wie er sich selbst zu einem Planeten machte, und wie sich seine vormaligen Mitstreiter, die Primes, in dieser Welt entwickelten, ist absolut sinngebend durchdacht.

Es bleiben nur wenige Fragen offen in dieser Welt, und die beantworten Orion Pax, D-17, Elita-1 und B-127 in extrem kurzweiligen 104 Minuten. Denn für den in Geschichte vernarrten Orion Pax läuft etwas noch Unbestimmtes nicht ganz rund auf Cybertron. Mit seinen drei Freunden flüchtet er von den untersten Minen auf die eigentlich verbotene Oberfläche des Planeten. Was sie entdecken, erschüttert nicht nur ihre Welt, sondern soll auch hier nicht weiter vertieft werden. Aber es wird alle vier auf ganz besondere Weise verändern. Cooley legt dabei einen Anspruch in den Film, der tatsächlich überrascht. Er ist tatsächlich sehr schnell, und wurde geradezu lückenlos in Szene gesetzt. Das Fehlen von menschlichen Identifikationsfiguren erfordert aber zudem eine leicht abgewandelte Charakterisierung der Transformer, im Gegensatz zu den sieben Vorgängern. Dennoch bleiben die Figuren absolut stimmig zum bisherigen Film-Franchise.

Transformers One c - Copyright PARAMOUNT ANIMATION

 

Vorgänger? Trotz der vollkommen differenzierten Umsetzung in Form von Computer-Animation, ist TRANSFORMERS ONE ein schlüssiges und legitimes Familienmitglied der bisherigen Michael-Bay-Filme. Aber nicht nur das Tempo macht den guten Ton, sondern die bemerkenswerte Optik. Es ist erst Christopher Battys zweite Arbeit als bildgestaltender Kameramann. Aber seine jahrelange Erfahrung als Previsualization Supervisor haben seinen Blick für den Unterschied zwischen Animation, Live-Action Aufnahmen, aber auch deren Zusammenspiel merklich geschärft. Die Bilder sind klar, jede Einstellung effizient durchdacht, und die Szenenabfolgen in ihrem Fluss schlichtweg tadellos.

Natürlich tragen die Computer-Künstler von Industrial, Light & Magic den Löwenanteil an der visuellen Opulenz, in dem sie die Figuren und artifiziellen Kameraführungen in absolut fließende Bewegungsabläufe animieren. Und das gibt TRANSFORMERS ONE einen überwältigenden Live-Action Look. In Verbindung mit dem handgezeichneten Charakter mancher Bilder, ergibt das eine wirklich neue Seherfahrung. Aber eine Seherfahrung die richtig reinzieht, weil Steve Cooley das Tempo jeder Szene für ihren maximalen Effekt beherrscht. Immer wieder angereichert mit starken Einzeilern, urkomischen Dialogen, und perfekter Situationskomik. Herausragend ist die Verleihung der für die Wandlung notwendigen Zahnräder an die vier Helden, und wie sie in einer wilden Sequenz erst lernen müssen, wie effektives Transformieren funktioniert.

Familiengerecht geht es natürlich auch um Moral, Verantwortung, und Freundschaft. Aber hier ist der Film weit weniger aufdringlich, als andere in diesem Segment. Doch es geht auch um Verlust. Wer mit dem Vierzigjahre alten Spielzeug vertraut ist, wird die Figuren und deren Schicksal kennen. Das tut dem Unterhaltungswert keinerlei Abbruch. Im Gegenteil, Brian Tylers musikalische Untermalung, die geschickte Anspielungen an Steve Jablonskys bisherige TRANSFORMER-Musik aufnimmt, funktioniert zusätzlich wie ein perfekt abgestimmter Pulsschlag. In der Monotonie von Anime oder geleckter Computergrafik, ist TRANSFORMERS ONE eine erfrischende und aufregende Abwechslung, die überraschend viel Spaß macht.

Transformers One b - Copyright PARAMOUNT ANIMATION

 

Darsteller:
Orion Pax: Chris Hemsworth
D-16: Brian Tyree Henry
Elita-1: Scarlett Johansson
B-127: Keegan-Michael Keys
Sentinel Prime: Jon Hamm
Starscream: Steve Buscemi
Alpha Trion: Laurence Fishburn
Zeta Prime: James Remar
u.a.

Regie: Josh Cooley
Drehbuch: Eric Pearson, Andrew Barrer, Gabriel Ferrari
Kamera: Christopher Batty
Bildschnitt: Lynn Hobson
Musik: Brian Tyler
Produktionsdesign: Jason William Scheier
USA / 2024
104 Minuten

Bildrechte: PARAMOUNT ANIMATION
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