TOM WILKINSON 1948 – 2023

DEAD IN A WEEK (ODER GELD ZURÜCK)

Dead in a Week 1 - Copyright GUILD OF ASSASINS LtdDEAD IN A WEEK OR
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– Release 12.10.2018
Kino/ DVD/Streaming/

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Es ist gut möglich, dass mittlerweile jedes Land eine eigene Filmadaption von Jules Vernes‘ Roman ‚Die Leiden eines Chinesen in China‘ hat. Mit Tom Edmunds Langfilm-Debüt DEAD IN A WEEK ist es zumindest nicht die erste britische Version. Man zählt an losen Adaptionen zirka 20 Filme. Dabei dürfte hier unterhaltsame Randnotiz sein, dass die drei Hauptdarsteller Großbritannien gut vertreten. Wilkinson ist Engländer, Barnard waschechter Waliser, und Mavor aus Schottland. Um den Fun-Fact nicht zu ruinieren, wird Nordirland mit der Ausrede von politischen Gründen einfach mal ausgeklammert. Wenn der Film beginnt, ist der glücklose Schriftsteller William gerade bei seinem sechsten Selbstmordversuch. Später wird noch ein Siebter folgen, aber da haben die Stadtwerke bereits das Gas in Williams Wohnung abgedreht.

Der auf ‚Selbstmordbrücken‘ lauernde Profikiller Leslie bietet seine Hilfe an, denn „springen trauen sich die wenigsten“. Leslie ist aber nicht selbstlos, sondern muss dringend die Quote seiner Gilde erfüllen, weil er sonst in den Ruhestand geschickt wird. Nicht ‚diesen‘ Ruhestand, sondern wirklich mit Pensionsansprüchen. Eben ordentlich britisch. Williams siebter Versuch schlägt fehlt, der Anruf wird getätigt, der Vertrag wird aufgesetzt (mit Hilfe der Hochglanz-Broschüre der Todesarten). Und auf einmal will ein Verlag Williams Roman verlegen, wobei er die Frau seines Lebens kennenlernt. Zum Glück lassen die mörderischen Künste von Leslie altersbedingt schon nach.

Man kennt den Plot also zur Genüge, und doch entwickelt Edmunds in seinem selbstverfassten Drehbuch schon eine ganz eigenen Charakter. Und der entwickelt sich erst richtig mit seinem außergewöhnlich stimmigen Dreiergespann. Eigentlich wären es vier, weil Leslies Sofakissen-stickende Hausfrau Penny entscheidende Handlungspunkte mitbestimmt. Dann allerdings doch Fünfergespann, weil Harvey als Chef der Killer-Gilde einen enorm unterhaltsamen Beitrag leistet, vor allem mit seinem unglaublich unverständlichen Lancashire Akzent. Vertrag ist Vertrag, also muss Leslie William eliminieren, aber das kostet am Ende mehr Leben als irgendwie im Plan stand.

Dead I A W 4 - Copyright GUILD OF ASSASSINS Ltd

Als William ist Aneurin Banard einfach überzeugend großartig. In seinen Augen sieht man das, was man des Lebens müde nennt. Selbst als Lektorin Ellie seine Zuneigung erwidert, macht er den Eindruck, als würde er  einer Sinnestäuschung erliegen. Die Wandlung vom Lebensmüden zum  Überlebenskünstler voller Energie vollzieht Barnard im mitreißenden Spagat zwischen wilder Komik und berührender Sensibilität. Da ist Tom Wilkinson der perfekte Gegenpart, der einfach nur seine Quote erfüllen möchte, um nicht im Ruhestand zu versauern. Nach unbefriedigenden Nebenrollen als überdrehte Überfigur, kann Wilkinson endlich wieder einmal in erster Reihe differenziertere Töne anschlagen.

DEAD IN A WEEK ist ein starker Ritt, der überzeugend, und vor allem sehr erfreulich aus der Reihe ähnlicher Filme ausschert. Tom Edmunds hat ihn brüllend komisch inszeniert, wie der bitterböse Dialog um Michael J. Fox beweist. Edmunds hat aber auch viel Nachdenkliches eingeflochten, in dem er das Thema Selbstmord immer wieder aus der Komödie nimmt und auf seine eigentliche Tragik herunterbricht. Der Film ist sehr schwarzhumorig, manchmal turbulent überdreht, dann wieder einfach gut gelaunt. Grandiose Wortgefechte wechseln mit Situationskomik nahe am Slapstick. Aber zwischendrin holt er immer wieder Luft, um etwas wirklich geistreiches zu sagen.

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Natürlich gibt es einige blutige Szenen, die sich aber für heutige Standards in Grenzen halten. Und manche derben Sätze werden durch die Absurdität der Szenerie eher komisch. Aber DEAD IN A WEEK ist niemals zynisch, wie es andere Regiekollegen gerne zelebrieren. Hier liegt der Humor nicht in der Ermodunge von Menschen, sondern wie damit umgegangen wird. Und Tom Edmunds hätte dies auch gar nicht nötig. Schon die kleine Nebenhandlung mit dem Stickwettbewerb beim Southern Counties Fest ist Gold wert. Raffiniert bilden seine Beziehungsgeschichten gleich zwei Ebenen. William und Ellie, die sich in den turbulenten Ereignissen erst finden müssen. Sowie Leslie und Penny, in ihrer biederen Spießbürger-Welt, ein nach Jahrzehnten noch immer inniges Paar.

Die Paarungen ergänzen sich ganz exzellent, und geben ihren Beziehungen eine ehrliche Dynamik. Aber Killer Leslie und Opfer William legen da noch mal ein Schippe an Dynamik zu, wenn um sie herum geschossen, gestochen und erdrosselt wird. Was im Verlauf dann eigentlich keiner mehr wirklich will, aber jeder muss. Eine sehr erfreuliche Mischung von sehr gelungenen Spannungsmomenten, sinnigen Dialogen, und angemessen schwarzem Humor. Denn Tom Edmunds hält immer genau die Balance von Tempo und Länge jeder Szene, mit einem starken Gespür, wann und wo etwas zu viel gewesen wäre. Eine überraschend gelungene Variation von Jules Vernes Geschichte. Mit einem Mann der sterben würde, wenn er mit dem töten aufhören müsste.

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Darsteller: Tom Wilkinson, Aneurin Barnard, Christopher Eccleston, Marion Bailey, Freya Mavor, Nigel Lindsay u.a.
Regie & Drehbuch: Tom Edmunds
Kamera: Luke Bryant
Bildschnitt: Tariq Anwar
Musik: Guy Garvey, Peter Jobson, Paul Saunderson
Produktionsdesign: Noam Piper
Großbritannien / 2018
90 Minuten

Bildrechte: GUILD OF ASSASSINS
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