ROLE PLAY

Role Play 1 - Copyright PRIME VIDEO– Deutschland Kino 04.01.2024
– Rest 12.04.2024 AMAZON PRIME

Obwohl Deutschland eines der ganz, ganz wenigen Länder ist, wo ROLE PLAY im Kino läuft, hat der Verleih StudioCanal wirklich keine Mühen gescheut, jedwede Art von Marketing für diesen Film zu umgehen. Ziemlich unerwartet stolpert man über den völlig unbekannten Titel in den Anzeigen, und wird lediglich durch die starken Namen neugierig. Pech für StudioCanal, wenn ROLE PLAY dann nur acht Tage später im Rest der Welt im Streaming zu finden ist. Gängiges VPN scheint man selbst bei Verleihern für ‚Neuland‘ zu halten. Also kämpfen hier Kaley Cuoco und David Oyelowo ziemlich allein in deutschen Kinos. Aber den Anfang nimmt es, wenn sie als Emma und Dave Brackett ihrer Ehe nochmal richtig Würze verleihen wollen. Die Kinder sind beim Babysitter, man trifft sich unter falschem Namen in einer Hotelbar, tut so als würde man sich gerade kennenlernen, und landet zusammen in einem Zimmer. Das ist nicht besonders sexy, denn wenige Minuten später muss Emma wider Erwarten ihrer Berufung nachgehen, und einen Mann töten, der ihr nach dem Leben trachtet.

Es ist durchaus von Vorteil, wenn man von Regisseur Thomas Vincents bisherigen Arbeiten noch nichts wahrgenommen hat, so entfallen lästige und unvorteilhafte Vergleiche. Denn in Händen eines versierteren Regisseurs wäre allein dieser Einstieg ein turbulenter, und bestimmt auch bitterböser Spaß geworden. Vincent hingegen verlässt sich allein auf das charismatische Potenzial seiner Darsteller, was auch funktioniert, bedingt. Cuoco konnte sich erst mit der Trinker-Krimi-Komödie FLIGHT ATTENDANT aus den BIG BANG THEORY-Fesseln befreien, und geht hier auch ähnliche Wege mit dem süßen Charme der Unbedarften, die wirklich unerwartete Seiten von sich preisgibt.

Emma Brackett ist Profikillerin, wovon ihr Mann Dave nichts weiß. Das führt letztendlich zu den ersten Turbulenzen im Hotel, wo beide im Rahmen ihres stimulierenden Rollenspieles unter jeweils falschen Namen einchecken. Wie in einer gut durchdachten Verwechslungskomödie führt ein Schlamassel zum nächsten. Nur das sich das Drehbuch von Seth Owen weniger gut durchdacht erweist. Weder Owen noch Regisseur Vincent waren bisher durch bemerkenswerte Projekte aufgefallen, woran leider auch ROLE PLAY wenig ändern wird. Dennoch kann man dem Film seinen Unterhaltungswert nicht absprechen. Dank der übergreifenden Spielfreude des gut aufgelegten Ensembles.

Role Play 3 - Copyright PRIME VIDEO

Genießt man Maxine Alexandres gestalterische Kameraarbeit für Alex Ajas Filme (ganz besonders MANIAC), oder den Klaustrophobie-Thrillern CRAWL und OXYGEN, lässt er sich für ROLE PLAY enttäuschen wenig einfallen. Die Innenaufnahmen sind in standardisierte Beleuchtung gehalten, allzu oft verlieren sich Details in Unschärfen, und der Raum innerhalb der Settings wird nicht genutzt. Was den Film eine etwas, gelinde gesagt, einfache Atmosphäre gibt. Noch auffälliger wird das in den Außenaufnahmen im eigentlich sehr ansprechenden Waldgrundstück der Antagonistin. Das ist die fast schon jugendlich frisch agierende Connie Nielsen, die ihre bösartige Figur auskostet.

Nielsen ist als Gwen Carver auf der Jagd nach der abtrünnigen Killerin Emma. Und mit ihr soll dann auch gleich die ganze Brackett-Familie ausgelöscht werden, wenn Emma nicht ihren Killer-Job wieder aufnimmt. Etwas mehr Witz und humoristische Überhöhungen hätten dem Film dabei wirklich gut getan, da ist Owen im Buch und Vincent im inszenieren etwas einfallsarm. Hat es am Anfang noch mit den Verwechslungen ganz passabel funktioniert, geht ROLE PLAY in der zweiten Hälfte einen sehr geraden Weg. Und hier beginnt der Film auch richtig zu schwanken, in welche Richtung sich denn Emmas kaltblütige Wesenszüge eigentlich entwickeln sollen.

Es funktioniert eben nicht, wenn eine eiskalte Killerin auch überzeugend sein soll, der Film aber eine gewisse Familientauglichkeit haben möchte. Immer wieder rutscht Vincent in die Fahrwasser weichgespülter Actionfilme, unsicher wie weit er explizit gehen kann. Wenigen überraschend blutigen Momenten, stehen Schießereien mit 12er Altersfreigabe gegenüber. Der inkohärente Schnitt von Gareth Scales nimmt auch viel von der Dynamik der Kämpfe, wo die körperliche Akrobatik keine vernünftige Choreografie erkennen lassen. Allerdings muss wiederholt werden – die sympathischen Darsteller machen mit ihrer unbeschwerten Spielfreude ROLE PLAY zu einem kurzweiligen Vergnügen.

Role Play 2 - Copyright PRIME VIDEO

 

Darsteller: Kaley Cuoco, David Oyelowo, Bill Nighy, Connie Nielsen, Rudi Dharmalingam, Lucia Aliu, Regan Bryan-Gudgeon u.a.
Regie: Thomas Vincent
Drehbuch: Seth W. Owen
Kamera: Maxime Alexandre
Bildschnitt: Gareth C. Scales
Musik: Rael Jones
Produktionsdesign: Marco Bittner Rosser
Frankreich, Deutschland, USA / 2023
100 Minuten

Bildrechte: PRIME VIDEO
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