Nominiert für einen Oscar in der Kategorie Kurzfilm-Dokumentation
– Release 29.09.2023 (US limited)
– kostenfrei bei YOU TUBE
Seit 2011 gibt es die ‚Opinion Section‘ bei der New York Times. Dokumentarische Kurzfilme von angehenden und auch renommierten Filmemachern, die keine objektiven Blick, sondern die persönliche Meinung oder Interpretation über ihre selbst gewählten Themen widerspiegeln. Die Filme feiern auf der Online-Plattform der New York Times ihre Premieren, und bilden zumindest in Amerika, gewollt oder unbeabsichtigt, eine immer einflussreichere, und vor allem qualitativ hochwertige Alternative zu der gefeierten Doku-Sektion des Bezahlsenders HBO. Ein weiteres exzellentes Beispiel für die Reihe ist ISLAND IN BETWEEN des preisgekrönten Dokumentarfilmers S. Leo Chiang. In Taiwan geboren und in den Vereinigten Staaten aufgewachsen, will er mit ISLAND IN BETWEEN seine eigene Sicht auf die komplizierte Beziehung zwischen China und Taiwan richten.
Die titelgebende ‚Insel dazwischen‘ ist die taiwanesische Inselgruppe Kinmen, 2 Kilometer vom chinesischen Festland, aber 280 Kilometer von der Hauptinsel Taiwan entfernt. Die Fähre braucht über das Wasser 30 Minuten. Chiang hat sich einen chinesischen Ausweis ausstellen lassen, obwohl er bereits eine amerikanischen und einen taiwanesischen Pass besitzt. Zuvor hatte Chiang mit dem amerikanischen Pass weniger Schwierigkeiten in China zu arbeiten und zu reisen, als mit dem aus Taiwan, erzählt er selbst. Und er lässt uns Taiwans bekannteste Sängerin Teresa Teng hören, deren Lieder mit einer gigantischen Beschallungsanlage nach China getragen werden. Nachts auch mit Licht-Show.
Ältere Bewohner meinen, sie würden bis zum Tod kämpfen, bevor sie sich den Chinesen ergeben. Später sagt eine junge Frau, dass sie sofort auf das chinesische Festland übersiedeln würde, sollte China die Grenzen zu Taiwan schließen. Deswegen ist Sung-Chang Leo Chiang nach Kinmen gekommen – er wollte die ganze Situation verstehen lernen, welche die zwei Staaten trennt, die eigentlich ein Land sein sollten. Der Filmemacher findet für sich keine Antwort, und zeigt den Zuschauenden in den nur wenigen Minuten auch auf, dass selbst ein viel längere Laufzeit keine Lösung dieses kalten Krieges aufzeigen würde, und eine rationale Erklärung gar nicht möglich ist.
Regie & Schnitt: S. Leo Chiang
Buch: S. Leon Chiang, David Teague
Kamera: S. Leo Chiang, Yen-lin Chen
Taiwan / 2023
20 Minuten