ICH EINFACH UNVERBESSERLICH 4

Despicable 4 - Copyright UNIVERSAL STUDIOSDESPICABLE ME 4
– Bundesstart 11.06.2024
– Release 20.06.2024 (AUS)

Preview 07.07.2024, Cineplex, Fürth
Sieben Jahre hat sich Illumination nun Zeit gelassen, um das aufregende Leben des Ex-Super-Schurken, und jetzt Agent der Anti-Schurken-Liga, Felonious Gru, wieder einmal zu begleiten. Da wird natürlich die Frage laut, wie immer in solchen Fällen, ob das denn wirklich sein muss. Nach drei Filmen und zwei Spin-Offs mit den nicht so heimlichen Helden, den Minions, ist schon ausreichend erzählt worden, und sind alle erdenklichen Gags gebracht. Somit lässt sich die Frage, ob denn eine weitere Fortsetzung unbedingt sein muss, mit einem ganz klaren Nein beantworten. Es hat nicht sein müssen. Das wird für jemanden aber schnell obsolet, wenn man diesen Film bei einer Preview in einem fast ausverkauften Saal erleben durfte, der zur Hälfte mit Kindern besetzt war. Es war ein grandioses Vergnügen.

Der neue Super-Schurke Maxime Del Mal, ehemals Kommilitone von Gru an der Universität der Bösewichter, hat sich zur Krönung seines Schurkendaseins mit Kakerlaken-DNS zu einem übermächtigen Kakerlaken-Mensch-Hybriden gewandelt. Doch bei einem Klassentreffen wird Maxime von Gru selbst festgesetzt und eingesperrt. Der Friede währt nicht lange, weil es Maxime mit Hilfe der bösen Valentina gelingt aus dem Gefängnis zu flüchten, mit dem Schwur, Rache an Gru und seiner Familie zu nehmen. Daraufhin schickt die ASL Gru, Frau Lucy, und die vier Kinder ins Agenten-Schutz-Programm. Ein Safehouse inmitten eines sehr edlen Nobelviertels.

Man merkt dem Handlungsverlauf schnell an, dass die Autoren Mike White und Ken Daurio (keine Unbekannten in der Reihe) weniger an stringenter Geschichte als an Momenten interessiert sind. Und man bemerkt in der Inszenierung, dass die Regisseure Chris Renaud und Patrick Delage (auch Veteranen der Reihe) sehr viel Freude mit dieser Vorgabe haben. Temporeich treiben sie ihre Helden und Schurken von einer turbulenten Sequenz zur nächsten. Eine wirkliche Struktur lässt sich dabei nicht erkennen. Aber es wird sehr penibel darauf geachtet, dass auch jede Figur jederzeit in ihrem Charakter bleibt. Was bei so einem kunterbunten Treiben gar nicht so einfach ist.

So turbulent der Verlauf auch sein mag, strotzt der Film zu jeder Zeit mit herrlichen Details. Ob im direkten Zusammenhang mit der Handlung, wie die Verwechslungen mit den Real- und Decknamen. Oder im Bildhintergrund, wie das Schild von Direktor Übelschlecht, oder das fehlende Fernsehsignal nach einem vorangegangenen Unfall. Es überkommt einem das Gefühl, dass einem bei diesem vierten Teil noch viel mehr an Details entgehen könnte, als bei seinen Vorgängern. Das spricht allerdings nur für die dynamische Inszenierung, die wettmacht, was an konsistenter Struktur fehlt.

Despicable 4 b - Copyright UNIVERSAL STUDIOS

Als Familie Inkognito kämpfen die Grus an mehreren Fronten. Gegen den rachsüchtigen Maxime und seine Armee von behelmten Kakerlaken. Gegen die Nachbarstochter Poppy, die Super-Schurkin werden will. Und gegen Maskottchen Lenny, ein Honigdachs, die aggressivste aller Marderarten. Und Gru alleine kämpft um den Respekt und die Liebe von Gru Jr.. Dazwischen verwandelt die ASL fünf Minions in Megaminions, die verdächtig nach Marvel-Figuren geraten. Anscheinend haben die Macher zuerst all ihre lustigen Ideen zusammengetragen, haben sich überlegt was originell wäre und was Spaß bereiten könnte. Und erst dann haben sie einen dünnen roten Faden konzipiert.

Das Setzkasten-Prinzip ist in der Regel ärgerlich, weil dabei Autoren in der Regel eine gewisse Ideenlosigkeit überspielen, und Regisseure anstatt mit inszenatorischer Finesse, mit etablierten Standards darauf reagieren. Hier hat man allerdings nie das Gefühl von Ideenlosigkeit oder fehlender Finesse, weil aufgrund der unablässigen Pointen dafür auch kein Bedarf geweckt wird. Einige Gags zünden nicht, manche lassen einen beherzt schmunzeln, und bei anderen lacht man gerade heraus laut auf. Jeder schlechte Witz, wird von einem wahrhaftigen Schenkelklopfer abgelöst. Und das in herrlich plastischen Bildern, die mit ihrer Detailfreude und herrlichen Gestaltung überzeugen.

Vielleicht wäre es noch schön gewesen, den Zusammenprall der Familie des Ex-Schurken mit der Blasiertheit der neuen, noblen Nachbarschaft noch stärker auszubauen. Aber man darf auch nicht undankbar sein, bei einem Film dessen Macher offensichtlich den reinen Spaßfaktor vor das Narrativ stellen. Das ist bei vielen Filmen wirklich kein Gütesiegel. Aber hier kommt man kaum dazu darüber nachzudenken. Man kennt die Figuren, man kennt ihre Geschichte, und Chris Renaud und Patrick Delage inszenieren in einem Tempo, dass jeden negativen Ansatz überspielt. Und wer hier die neuesten Auswüchse der Minions versäumt, hat wirklich was versäumt. Natürlich ist dieser vierte Aufguss nicht notwendig. Aber irgendwie braucht man ihn, aus reinem Vergnügen.

Despicable 4 a - Copyright UNIVERSAL STUDIOS

 

Darsteller:
Felonious Gru: Steve Carell / Oliver Rohrbeck
Lucy Wilde: Kristen Wiig / Martina Hill
Poppy Prescott: Joey King
Maxime Le Mal: Will Ferrell /Jens Knossalla
Margo: Miranda Cosgrove / Friedel Morgenstern
Perry Prescott: Stephen Colbert
und Pierre Coffin als Minions
u.a.

Regie: Chris Renaud, Patrick Delage
Drehbuch: Mike White, Ken Daurio
Bildschnitt: Tiffany Hillkurtz
Musik: Heitor Pereira
Character Designer: Daniel Fernandez Casas
USA / 2024
95 Minuten

Bildrechte: UNIVERSAL STUDIOS
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