– Bundesstart 09.05.2024
– Release 24.01.2024 (US)
In der Preview-Reihe ‚Emotions‘ erwartet das vornehmlich weibliche Publikum viel Romantik, emotionale Verwirrungen, eine gute Portion Humor, trotzdem auch eine Spur Dramatik, und viele schöne Menschen. Bei der Preview von BEAUTIFUL WEDDING konnte sich das erwartungsvolle Publikum höchstens an schönen Menschen erfreuen. Alles andere auf der Agenda von Roger Kumbles Film, verdreht sich auf eigenartige Weise ins Gegenteil. Der Humor ist absolut spaßbefreit, die wild verschachtelte Geschichte wird uninteressant, skurrile Figuren beginnen zu nerven. Und die Romantik reduziert sich auf derbe Sprüche, wobei die derben Sprüche auch nur angestrengt erzwungen werden. Dazwischen tummeln sich Abby und Travis, die nach einer durchzechten Nacht feststellen, in Las Vegas von einem Elvis-Imitator verheiratet worden zu sein. Mit viel Geld setzen sie sich nach Mexiko ab, um ihre Flitterwochen zu feiern.
Das klingt alles etwas überstürzt, dazu muss man aber wissen, dass BEAUTIFUL WEDDING eine Fortsetzung ist. Ein Jahr vorher konnte man Abby und Travis bereits in BEAUTIFUL DISASTER kennenlernen. Teile des Zielpublikums von ‚Emotions Preview‘ könnten das wissen, alle anderen Zuschauenden werden sich wundern. Was aber beide Parteien verbinden wird, ist die große Verblüffung über das folgende Geschehen. Wie die beiden Protagonisten jetzt genau zu dem Vermögen kamen, muss man sich irgendwie selbst zusammenreimen. Nämlich mit Ausschnitten von Teil Eins, die als Rückblenden eingesetzt werden, was eine unangenehm verwirrende Erzählstruktur ergibt.
In Mexiko angekommen, wird die eigentliche Geschichte dann auch noch als Rückblende erzählt. Man wird als Publikum also wirklich gefordert, aber nicht im angenehmen Sinne. Abby und Travis müssen sich darüber klar werden, ob sie zusammen bleiben, oder die Hochzeit annullieren sollen. Umgeben sind sie dabei von einem Haufen Nebenrollen, die einfach nur da sind um Witz in die Handlung zu bringen, aber keine Entwicklung erfahren. Besonders anstrengend ist dabei Travis‘ bester Freund Shepley auf der Suche nach dem großen Glück. Shepleys bittere Verdammnis ist bis zum Ende unlustiger Slapstick. Bezeichnend für den ganzen Film, der unablässig auf der Stelle tritt.
Amanda Gardner und Dylan Sprouse haben als Abby und Travis eine ausgezeichnete Chemie, aber durch Roger Kumbles unentschlossene Inszenierung kann das keiner von beiden richtig ausspielen. Kumble weiß nie wie viel Zeit eine Szene wirklich verträgt, oder die selbige mit dem richtigen Feingefühl zu gestalten. Wenn sich die Frischvermählten mit versauten Intimitäten anspornen, hat das überhaupt nichts Ehrliches. Es klingt wie zwei Schauspieler die den Text einer Souffleuse nachsprechen. Der Erfolg einer Raunchy Comedy ergibt sich aus der Natürlichkeit mit der alle Elemente ausgespielt und inszeniert sind. Bei BEAUTIFUL WEDDING funktioniert keines seiner Komponenten.
Es ist außerordentlich schwer einen Film zu rezensieren, bei dem überhaupt nichts stimmt, aber man sich außerstande sieht diese Mängel angemessen zu besprechen. Man erkennt die humoristische Pointe, kann aber einfach nicht lachen. Es ist nicht witzig. Genauso verhält es sich mit den Figuren, mit den Dialogen, mit der Erzählstruktur. Theo van de Sande versucht mit der Kamera sehr dynamische Bilder zu schaffen, die aber ihre angedachte Wirkung an die Inkompetenz aller anderen filmischen Elemente verlieren. Es ist furchtbar schwer, und irgendwie tut es auch weh. Schade um die ansprechende Energie, die Amanda Gardner und Dylan Sprouse auf die Leinwand bringen.
Niemand der sich dem Kino verbunden fühlt, möchte sich eigentlich derart allumfassend negativ über einen Film äußern. Roger Kumble hatte für seine Arbeit am zweiten Film der AFTER-Reihe noch den Romanautoren selbst an der Seite. Ein Film, der auch nicht sonderlich positiv aufgenommen wurde. Hier hat sich Kumble bei der Buchadaption im Alleingang versucht, mit entsprechenden Ergebnis. Seine Intention war ganz klar die Replikation aktuell zeitgeistiger Filmformate. Aktuell kann man mit WO DIE LÜGE HINFÄLLT ein perfekten Beispiel für eine gelungene Beziehungskomödie zwischen derben Humor und glitzernder Romantik finden. Weit vorher hat Billy Crystal mit FORGET PARIS perfekt die sprunghafte Erzählstruktur aufgezeichnet. Es gibt durchaus genügend Beispiele, die vor dieser Produktion zur Orientierung eingeladen hätten.
Darsteller: Amanda Gardner, Dylan Sprouse, Austin North, Libe Barer, Steven Bauer, Alex Aioni u.a.
Regie & Drehbuch: Roger Kumble
nach Büchern von Jamie McGuire
Kamera: Theo van de Sande
Bildschnitt: Justin Reeder
Musik: Sam Ewing
Produktionsdesign: Britt Doughty
USA / 2024
100 Minuten