EXPEND4BLES

Expendables 4 a - Copyright LEONINE DISTRIBUTIONTHE EXPENDABLES 4
– Bundesstart 20.09.2023
-Release 22.09.2023 (USA)

Es ist kaum zu glauben wie einfallslos und unspektakulär EXPEND4BLES geworden ist. Und auch falsch konzipiert. Die Stärken der übersteigerten Testosteron-Fantasien, dass sind die exzessiven Anleihen beim Action-Kino der Achtzigerjahre. Gut ausbalanciert mit befreiender Selbstironie. Da die meisten Darsteller solchen Film ihren Erfolg schuldeten, kann ihr zahlreiches mitwirken wohl als Art Danksagung verstanden werden. Und dann waren die Expendables zudem auch ein Beleg für die ungebrochene Attraktivität dieses Sub-Genres der stahlharten Ein-Mann-Armeen. Allein die Konzentration abdankender Helden und aufstrebender Jungstars war den Eintritt wert. Gepaart mit der ungezügelt brachialen Action bestätigte Erfinder Sylvester auch, was ihm tief in seinem Herzen das Anliegen war – das sinnbefreite Männerkino kann in seiner schlichten Funktionalität noch immer überzeugen.

Es muss nur mit Herzblut gemacht sein. Und Herzblut fehlt den EXPEND4BLES. Bereits bei Teil Drei knickten die Söldner vor der Altersfreigabe ein. Das hat man hier wieder rückgängig gemacht. Es ist kein RAMBO (2008) geworden, aber die explizite Gewalt ist dem Genre angemessen zynisch überspitzt. Dennoch ist dieser angeblich erste Teil einer neuen Trilogie ziemlich blutleer. 2014 verkündete  Stallone seinen Ausstieg, wollte aber eine Staffelübergabe an Jason Statham und seinem Charakter Lee Christmas realisiert sehen. Nach acht Jahren Entwicklungshölle, ist es jetzt tatsächlich so gekommen.

Vier Schreiber steckten bei der Ausarbeitung des Drehbuchs die Köpfe zusammen, und sie geben sich sehr viel vergebene Mühe, den Abgang von Stallones Barney Ross an das Publikum zu bringen. Der Auftrag war eigentlich, den Söldner Rahmat zur Strecke zu bringen, der Nuklearsprengköpfe gestohlen hat. Weil Stathams Christmas aber mehr daran interessiert war, wenngleich vergeblich, seinem besten Freund Barney das Leben zu retten,  wird Christmas‘ Freundin Gina als neue Anführerin der Expendables erkoren. Mit Megan Fox wird dann auch das ursprüngliche Konzept des Testosteron-Kinos ruiniert.

Expendables 4 d - Copyright LEONINE DISTRIBUTION

 

Den Beitrag von Megan Fox im Film in Frage zu stellen, darf keinesfalls frauenfeindlich ausgelegt werden. Aber in einem Konstrukt, dass sich bewusst und provokant den alten Geschlechterrollen verschrieben hat, nimmt ihre Figur eine viel zu dominante Rolle ein. Der Regisseur hat ohnehin damit zu kämpfen, dass von seinerzeit 17 Namen auf dem Plakat 2014, nur noch 9 namhafte Schießgesellen übrig geblieben sind. Ein sonst steter Aha-Effekt bleibt aus. Die vergnüglichen Anspielungen auf andere, markante Rollen der Darsteller werden ebenso vermisst, wie die köstliche Demontage von Rollen-Klischees.

Ein unterhaltsame Ausnahme in spaßiger Charakterzeichnung findet man bei Dolph Lundgrens Gunner, der mit den Folgen des Alkoholentzugs kämpft und ständig in Selbsthilfebüchern liest. Es ist allerdings ein Running Gag der sich sehr schnell erschöpft. Eine persönliche Handschrift von Regisseur Scott Waugh sucht man vergeblich. Ausgerechnet in Dialogen zwischen Christmas und Barney findet dieser Actionfilm seine besten Szenen. Die sind nie besonders ausgefeilt, machen aber durch die perfekte Chemie zwischen Statham und Stallone und ihrer ansteckenden Spielfreude richtig Laune.

Die Actionszenen selbst, sind eher Standard. Waugh kann hier nie diese besonderen Momente des Staunens schaffen, weil er gleich alles sehr platt im Larger-than-Life-Modus inszeniert. War bisher die Darstellung von Wasser das schwierigste bei Computer generierten Bildern, zeigt EXPEND4BLES endeutig Flammen als größte Schwäche des Computers. Feuer und Explosionen, früher handgemacht, sind hier einfach schlechte Grafiken. Der Einsatz des Computers ist der größte Feind der Expendables, was besonders beim Absturz von Barneys Flugzeug viel mehr Kopfschütteln als Entsetzen auslöst.

Expendables 4 b - Copyright LEONINE DISTRIBUTION

 

In einer Sequenz wird Jason Statham sehr undekorativ vor einer dilettantischen Green Screen, oder schlechten Unreal Engine in Szene gesetzt. Nicht auszumachen, was die Macher als Rückprojektion verwendeten, aber es ist auffallend schlecht und vor allem hätte es diese Zwischenschnitte überhaupt nicht benötigt. Genauso wenig wie das zu Tode schneiden jeder Action-Passage. Michael J. Duthie ist für den Schnitt verantwortlich, und bringt so frenetische Unruhe in die Sequenzen, dass dem Geschehen nur schwer zu folgen ist. Besonders ärgerlich bei den zwei vielversprechendsten Helden, Jaa und Uwais.

Die verpasste Chance, für ONG BAKs Tony Jaa und THE RAIDs Iko Uwais eine angemessene Konfrontation zu inszenieren, ist das ärgerlichste Manko an diesem Film. Aber selbst in ihren Einzelszenen, wird die eigentliche Leistung ihrer schweißtreibenden Kampfkunst, wegen der hohen Schnittfrequenz nicht würdig dargestellt. Dennoch ist der Hang zur Megalomanie noch zu beobachten, erschöpft sich aber mehr im Gesagten als im Gezeigten. Die relativ geringe Zahl von Action-Settings bietet bestenfalls gute Unterhaltung, enttäuscht aber als Fortsetzung einer außergewöhnlichen Reihe. Die Staffelübergabe an Jason Statham ist vollzogen. Und so präsentiert sich EXPEND4BLES auch als herkömmliches Jason-Statham-Vehikel.

Expendables 4 c - Copyright LEONINE DISTRIBUTION

 

Darsteller: Sylvester Stallone, Jason Statham, Iko Uwais, Dolph Lundgren, 50 Cent, Randy Couture, Tony Jaa, Megan Fox u.a.
Regie: Scott Waugh
Drehbuch: Kurt Wimmer, Tad Daggerhart, Max Adams
Kamera: Tim Maurice-Jones
Bildschnitt: Michael J. Duthie
Musik: Guillaume Roussel
USA / 2023
103 Minuten

Bildrechte: LEONINE DISTRIBUTION
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