Strays: DOGGIE STYLE

Strays - Copyright UNIVERSAL STUDIOSSTRAYS
– Deutschlandstart 31.08.2023
– Release 17.08.2023

DOGGY STYLE ist ein Film mit vielen verpassten Chancen. DOGGY STYLE ist aber auch ein Film mit urkomischen und präzisen Beobachtungen und Einsichten über das Hundewesen. Wie zum Beispiel Erzfeind Briefträger, oder das Rammeln von Sofakissen. Kommt es zu diesen Szenen, fällt sofort auf, wovon dem Film noch einiges fehlt. Kurzfilm- und Mockumentary-Autor Dan Perrault geht für seine erstes Spielfilm-Drehbuch lieber den sicheren Weg. Das ist in erster Linie die ununterbrochen obszöne Ausdrucksweise. Aber, soviel Ehrlichkeit muss sein, reale Tiere die reden ist unabhängig von dem was sie sagen, grundsätzlich erst einmal gut. In DOGGY STYLE geht das von amüsant feinsinnigen Bemerkungen, über brüllend komischer Direktheit, bis hin zu hohem Fremdschämfaktor. Es ist allerdings nicht so vorteilhaft, dass Regisseur Josh Greenbaum in der Umsetzung von Perraults Buch immer in die Vollen geht, und selten abwägt.

Kiffer und Fremdgänger Doug hasst eigentlich seinen Hund Reggie. Aber der treudoofe Border Terrier ist davon überzeugt, von Herzen geliebt zu werden, weil Doug immer so super mit ihm Fang & Fuck spielt. Doug fährt weit in die Wildnis, schmeißt Reggies Tennisball und schreit „Fang“, und verschwindet. Doch immer wenn der Hund den Weg wider Erwarten zurück findet, schreit Doug noch viel lauter „Fuck“. Doch eines Tages gelingt Dougs perfider Plan, und er wird den arglosen Hund in der Großstadt los. Zum Glück stößt Reggie auf den gerissene Boston Terrier Bug, der sich um ihn kümmert.

Unabhängig von der vulgären Straßensprache, findet der Regisseur nicht immer den richtigen Ton. So ist die Einführung von Reggie und Dougs Beziehung eine Tour de Force an Schenkelklopfern. Schließlich ist der Hund durch seine haltlose Liebe zum Herrchen, unbewusst für dessen Trennung verantwortlich, für die Zerstörung der Bong, und unterbricht Doug immer beim masturbieren. Auf der anderen Seite führt es aber auch die traurige Realität des Menschens besten Freund vor Augen, der im Menschen nicht immer den besten Freund hat. In einem Film mit und über Hunde ein zwangsläufiger Gedanke.

Aber mit den STREUNERN will Greenbaum gar keine Debatte anstoßen, sondern herrlich derb und ungezügelt vulgär unterhalten. Das aber alle Hunde über das gleiche Maulwerk verfügen, wird schnell ermüdend. Passt das unablässige Fuck und Shit noch zum Straßenköder Bug, wäre gerade mit Border Collie Maggie ein sprachlicher Gegenpol angebracht gewesen. Ein wahrer Brüller ist, wenn Bug für zwei Katzen im vorübergehen ein „fuck you“ mit den Lefzen signalisiert. Unterste Schublade ist dagegen, wenn die vier Kumpels, sogar die Dame, im Rudel irgendwelche Gartenfiguren bespringen.

Zu dem Streuner-Quartett zählt noch die Dänische Dogge Hunter, Ex-K9 und jetzt Therapiehund für Senioren. Anfangs will Reggie wegen der Liebe zu seinem Herrchen Doug noch den Weg nachhause finden. Doch seine neuen, Straße bewährten Freunde können ihm klar machen, dass Shitbag kein Name ist, man öfter als einmal am Tag raus müsste, Essensreste keine Hundenahrung sind, und Doug ihn tatsächlich ausgesetzt hat. Jetzt will Reggie nur noch nachhause, um Doug den Penis abzubeißen. So einfach ist das, nur das es in allen Gesprächen pinkeln, kacken oder rammeln eingewoben ist.

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Reggie lernt also sehr viel auf seiner Reise, und manches ist sogar sehr feingeistig. Inkonsequent ist allerdings die Vermenschlichung der Hunde, deren Verständnis über Menschen und auch deren Ausdrucksformen nie schlüssig ist, sondern den Erfordernissen eines Gags angepasst wird. Das ist zielführend, aber bestimmt nicht originell. Die Anleihen bei den gesitteten Vorbildern BABE oder Disneys DIE UNGLAUBLICHE REISE sind unverkennbar. Nur hat sich die Qualität der Tieraufnahmen drastisch erhöht. Was Chef Mark Forbes mit den Tieren und ihren sieben Trainern vollbringt ist erstaunlich.

Die Leistung der Hunde glänzt aber letztendlich durch das perfekte Zusammenspiel von Kamera und Schnitt, respektive Tim Orr und Greg Hayden, Sabrina Plisco, sowie David Rennie. Zwischen den Hunden erreichen sie sehr überzeugende, menschenähnliche Aktionen. Ob verstohlene Blicke, sogar vermeintliches Schulterzucken, energisches Auftreten, oder das Äquivalent des Deutens mit Fingern. Die Kunst liegt im Timing der passenden Kameraeinstellung, zusammen ergibt das tadellos fließende Szeneabläufe. Selbst die turbulentesten Bewegungen sind stimmig zu den dynamischen Dialogen.

Für diese dynamischen Dialoge hat STRAYS die perfekten Talente gefunden. Das kann in der deutsche Fassung, eben DOGGY STYLE, gar nicht funktionieren. Dazu muss man sie nicht einmal gehört haben. Die peinliche Unsitte, halbgare Pseudo-Prominenz die Übersetzung sprechen zu lassen, scheitert immer wieder. Will Ferrell als Reggie und Jamie Foxx als Bug haben sich ihre Charaktere zu eigen gemacht. Gilt aber auch für Isla Fishers Maggie und Randall Parks Hunter. Das sind nicht einfach Hunde, denen schlicht Worte übergelegt wurden. Es sind in Kombination von Wort und Bild komplexe Figuren.

STRAYS ist witzig, wirklich ausgelassen, über Gebühr schamlos, und ohne Tabus. Josh Greenbaum haben nur einige Ideen mehr gefehlt, um seinen Film bewusster eigenständig zu machen. Das er sich bei einigen gefühlsbetonten Szenen viel zu stark an familienfreundlichen Disney-Emotionen orientiert, mag sicherlich ironisch beabsichtigt gewesen sein. Aber es geht überhaupt nicht mit der allgemeinen Stimmung zusammen. Dabei steckt doch der Film voller starker Einfälle. Wie erwähnt, dass Ding mit dem Postmann, oder das als Bombenangriff missverstandene Feuerwerk. Nicht zu vergessen, der Spannungsmoment in der Gefängniszelle… Es ist sehr viel da, aber nicht unbedingt genug, gemessen an den Möglichkeiten. Ein Film mit vielen verpassten Chancen.

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Originalstimmen:
Reggie: Will Ferrell
Bug: Jamie Foxx
Maggie: Isla Fisher
Hunter: Randall Park
Gus: Josh Gad
Rolf: Rob Riggle
Dolores, die Couch: Sofia Vergara
u.a.
Darsteller: Will Forte, Brett Gelman, Jack De Sanz, Phil Morris u.a.

Regie: Josh Greenbaum
Drehbuch: Dan Perrault
Kamera: Tim Orr
Bildschnitt: Greg Hayden, Sabrina Plisco, David Rennie
Musik: Dara Taylor
Chef Tiertrainer: Mark Forbes
Produktionsdesign: Aaron Osborne
USA / 2023
93 Minuten

Bildrechte: UNIVERSAL STUDIOS
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