SOUND OF FREEDOM

Sound of Freedom - Copyright 24 BILDER– Bundesstart 09.11.2023
– Release 04.06.2023 (US)

Ob durch die obskuren Ticketverkäufe, oder Darsteller Jim Caviezels offen verbreitete QAnon-Theorien – es ist sehr schwer Rezensionen von SOUND OF FREEDOM als vorurteilsfrei oder objektiv einzuschätzen. Es wird schon deswegen kompliziert, weil Alejandro Monteverdes Werk wie auch immer betrachtet, kein wirklich guter Film ist. Das in bester Absicht und aus tiefsten Herzen konzipierte Stück wird seinem Thema nicht angemessen gerecht. Der überraschend hohe Ticketverkauf und die einhergehenden Chart-Platzierungen gaukelten zuerst anderes vor. Allerdings wurden die meisten Karten im Vorverkauf zur Weitergabe erstanden, zum Beispiel als Geschenk. So gab es in Amerika nicht selten ausverkaufte Vorstellungen, die aber von keinem einzigen Zuschauer besucht waren, weil Gutscheine nicht eingelöst wurden. Diese absurde Geschichte ist fast schon einen eigenen Film wert. SOUND OF FREEDOM selbst ist kein wirklich guter Film.

Um die Verwirrung komplett zu machen, darf hinterher geschoben werden, dass SOUND OF FREEDOM in seiner filmtechnischen Umsetzung sehr gutes Kino ist. Was Bildgestaltung und Montage aber qualitativ vorgeben, beißt sich fürchterlich mit den Intentionen des Drehbuchs von Alejandro Monteverde und Co-Autor Rod Barr, und  dann eben auch mit Monteverdes Regie. Es ist die wahre Geschichte des Homeland-Security-Agenten Tim Ballard, einen der erfolgreichsten Pädophilen-Jägern der Agentur. Aber irgendwann reicht es Ballard nicht mehr, nur die Straftäter zur Rechenschaft zu ziehen. Er will auch die Opfer des Sexhandels retten, „Gottes Kinder stehen nicht zum Verkauf“.

Jim Caviezel steht als Tim Ballard wie ein getriebener Anti-Held erster Klasse. Und alles was er sagt und wie er es sagt soll Bedeutung haben. Es soll auf direkten Wege ansprechen. So wie im Grunde der gesamte Film aufgebaut ist. Alles soll von Substanz für das höhere Ziel erfüllt sein. Regisseur Alejandro Monteverde will in dieser Sache ernst genommen werden. Doch dabei verwechselt er Stil mit eben jener erwünschten Bedeutung, und letztere verliert dabei. Hochglanz-Kino anstelle von Atmosphäre. Am aufdringlichsten ist dabei Javier Navarretes unablässig bestimmender Soundtrack, der nie begleitet oder unterstützt, sondern permanent die der Szene angedachten Emotion vorschreibt.

Sound of Freedom 2 - Copyright 24 BILDER

Die Bildgestaltung von Gorka Gómez Andreu steht dem in nichts nach. Saubere, klinisch perfektionierte Einstellungen. Die Darsteller sind fast schon überzogen nach Stereotyp besetzt, und auch so inszeniert. Als Standardkrimi wäre SOUND OF FREEDOM auf sehr ansprechendem Niveau im Unterhaltungskino. Wenn Vater Jose seine kleinen Kinder wieder von dem vermeintlichen Photoshooting abholen will, und nur verlassene Räumlichkeiten vorfindet, hat das einen aufregenden Gruselfaktor. Wenn der gekündigte Agent Ballard mit dem ehemaligen Kartellmitglied Vampiro auf einer Insel die Befreiung von 50 geraubten Kindern vorbereitet, hat das ordentliches Thriller-Potential.

Aber es geht um Menschenhandel mit Kindern, die für Sex verkauft werden. Dabei rennt der Film in der Art der Inszenierung ständig offene Türen ein. Dem Film fehlt schlichtweg eine eigene Sprache um das Publikum emotional aus der Spur zu drängen. Mit seinen obligatorischen Motiven, Szenen und Figuren erzählt er nur das Offensichtliche, und appelliert an das Selbstverständliche. Dem Film fehlen diese Momente des steten Unbehagens. Er hätte sich optisch durchaus auch an den unerbittlichen Kontrasten und ausgewaschenen Farben von Kollege Soderberghs Filmen orientieren dürfen. Monteverdes Film hat thematisch eine immense Bedeutung, findet aber keine adäquate Umsetzung.

Sound of Freedom 1 - Copyright 24 BILDER

 

Darsteller: Jim Caviezel, Bill Camp, Eduardo Verástegui, Javier Godino, José Zúñiga, Cristal Aparicio, Lucás Ávila, Kurt Fuller u.a.
Regie: Alejandro Monteverde
Drehbuch: Alejandro Monteverde, Rod Barr
Kamera: Gorka Gómez Andreu
Bildschnitt: Brian Scofield
Musik: Javier Navarrete
Produktionsdesign: Carlos Lagunas
Mexiko, USA / 2023
131 Minuten

Bildrechte: LEONINE DISTRIBUTION
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Im Kino gesehen abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar