MEG 2: THE TRENCH
– Bundesstart 03.08.2023
Eigentlich ist diese Fortsetzung des Action- Trash MEG derart unglaublich, dass man ihn wirklich sehen sollte. Der kommt von einem der Big-Five-Filmstudios, was das Resultat noch viel fragwürdiger macht. Jawohl, dass ist dieser Film in dem Jason Statham versucht mit den Füßen einen Hai abzuwehren, der das 600fache seines Gewichts hat. Das ist auch der Film, in dem gefräßige Meeresraubtiere panische Schwimmer im Wasser ignorieren, um lieber aus dem Element auf den Strand zu springen, weil dort die leckeren Touristen lauter kreischen. MEG 2 ist so prall gefüllt mit Absurditäten, dass er selbst als satirisch gemeinter Trash nur wenig Freude bereitet. Dazu nimmt Regisseur Ben Wheatley den Megalodon-Horror einfach zu ernst. Und das gewohnt knochentrockene und auch humorlose Spiel des Hauptdarstellers trägt nicht dazu bei, die Stimmung zu heben.
„Wir haben hier radioaktiven Abfall,“ sagt ein Gauner zum anderen, die beide ganz deutlich gekennzeichnete Tonnen mit radioaktiven Abfall in die Philippinensee schmeißen. Jonas Taylor ist vier Jahre nach dem Erlegen eines prähistorischen Megalodon zum Umweltaktivist geworden, und wird der bösen Crew des Frachters gleich das Handwerk legen. Aber erst wenn ein anderer Gauner antwortet, „dass sie ja viel Kohle dafür bekommen“. Es ist eine wunderbare Einstimmung, auf welchem Niveau sich MEG 2 bewegt. Das Abenteuer beginnt aber erst, weil Jonas wieder unter Wasser muss.
Vom Meereslabor Mana One wird weiterhin fleißig unterhalb der Thermokline geforscht. Eine von den oberen Wasserschichten abgegrenzte Welt, in der sich urzeitliche Fische und Amphibien erhalten haben. Selbstredend auch das größte Raubtier der Welt, der Megalodon. Doch in sechstausend Meter Tiefe, unter den für Lebenwesen kaum durchdringbaren, aufeinanderprallenden Kälteschichten, sind auch skrupellose Gangster am Raubbau. „Das ist eine sehr seltenes Erdmineral“, sagt ein Wissenschaftler zum anderen. Hätte er es zu jemanden unbedarften gesagt, wäre es lange nicht so dumm.
Dafür geht es jetzt am Meeresboden richtig zur Sache. Gangster gegen Wissenschaftler, und die ausgestorben geglaubte Natur gegen die Menschen allgemein. Alle Unwahrscheinlichkeiten werden wahr. Während Menschen von Riesenmuränen gefressen werden, zeigt man sich lediglich vom Megalodon beeindruckt. Dann gehen die U-Boote kaputt, Gangster und Forscher glauben sich in den Tiefen gefangen. Alles geht schief, was nicht schief gehen dürfte. Unser Held Jonas darf sogar in sechstausend Meter Tiefe ohne Anzug und Sauerstoff nach Hilfe tauchen gehen. Alles eine Frage der Technik.
Alles was irgendwie Spannung erzeugen könnte und sich aufregend anhört, wird hier mit maximale Effekt umgesetzt. Technisch ist MEG2 tadellos umgesetzt. Die Bilder von Haris Zambarloukos und Jonathan Amos‘ Schnitt gehen eine traumhafte Verbindung ein. Selbst in den ruhigeren Phasen bleibt die Kamera immer dynamisch, läuft dann in den Action-Szenen richtig zur Hochform auf. Gerade in Verbindung mit den Visuellen Effekten haben die Zuschauenden immer ein klares Bild, und behalten die Übersicht was und wo etwas passiert. Der Schnitt treibt letztendlich immer voran, aber er überfordert nicht.
MEG 2 ist immer am Laufen. Leerlauf oder Langeweile kann man der Inszenierung gewiss nicht vorwerfen, was bei fast zwei Stunden Laufzeit erstaunlich ist. Aber genau deswegen haben die Macher auch alle verfügbaren Stolpersteine in den Handlungsverlauf geworfen, und damit besonders den fast halbstündigen Showdown immens aufgeblasen. Da zeigt die Regie vehemente Inszenierungsfehler, wenn der Strand von drei Megs und einer Riesenkrake heimgesucht wird, und Touristen lieber im Wasser schreien, als einfach aus dem Wasser zu gehen. Und trotzdem holen sich die Haie ihr Fleisch vom Strand.
Ständig opfert Ben Wheatley die Logik für den Effekt. MEG 2 ist einfach kein SHARKNADO, und das merkt man nicht nur am luxuriösen Produktionsaufwand, sondern vor allem an der fehlenden Selbstreflexion. Wenn ein Protagonist ein 100 Kilo schweres Rotorblatt als Schwert benutzt, ist das nicht witzig, sondern einfach merkwürdig. Wenn hingegen die Kamera die Sicht des Gaumens eines Haies einnimmt, wie frische Opfer eingenommen werden, merkt man umgehend was dem Film fehlt. Aber Romanautor Steve Altern hat ja noch sechs weitere Meg-Thriller geschrieben. Vielleicht wird es mal was.
Darsteller: Jason Statham, Wu Jing, Cliff Curtis, Page Kennedy, Melissanthi Mahut, Shuya Sophia Cay, Sienna Gullory u.a.
Regie: Ben Wheatley
Drehbuch: Jon Hoeber, Erich Hoeber, Dean Georgaris
Kamera: Haris Zambarloukus
Bildschnitt: Jonathan Amos
Musik: Harry Gregson-Williams
Produktionsdesign: Chris Lowe
USA, China / 2023
116 Minuten