IT LIVES INSIDE

It Lives Inside 3 - Copyright ALAMODE FILMVERLEIH– Bundesstart 02.11.2023
– Release 23.06.23 (Polen)

Die Inderin Samidha führt ein ganz normales, amerikanisches High-School-Leben, weshalb sie sich auch Sam nennen lässt. Zuhause ist es etwas restriktiver, wenngleich sich Vater Inesh toleranter zeigt als Mutter Poorna. Die hält streng an heimatlichen Traditionen und ihrer Religion fest und spricht nur nur Hindi, was es Samidha, Sam, zuhause nicht leicht macht. Filmemacher Bishal Dutta hat sich für seinen ersten Kinofilm viel vorgenommen, wenn er ein standardisiertes Horror-Szenario in den Kontext von komplexen Themen wie Immigration und Integration setzt. Dutta immigrierte selbst in früher Kindheit mit seinen Eltern von Indien nach Amerika. Es ist in diesem Genre eigentlich nichts Neues, die Dualität von Kulturen in geschickten Assoziationen mit einem ansprechenden Medium widerzuspiegeln. In IT LIVES INSIDE ist es indische Mythologie im Gewand von amerikanischem Mainstream-Kino.

Tamira war einst Sams beste Freundin. Doch Tamira ist seltsam geworden, redet mit sich selbst, und trägt ein Einmachglas mit sich herum. In bester gesellschaftlicher Tradition von Heranwachsenden, hat sich Sam den coolen Schülern zugewandt. Doch bei einem Streit zwischen den ehemaligen Freundinnen, schlägt Sam Tamira in Rage das Glas aus der Hand. Um das Ganze abzukürzen – aus den Scherben entweicht der bösartige und fleischfressende Dämon Pishach (eigentlich Pishacha). Und Bishal Dutta gibt sich richtig Mühe, eine Geistergeschichte zu erzählen, die sich merklich von anderen abheben soll.

Aber IT LIVES INSIDE scheitert. Die vielen unterschiedlichen Ansätze lassen keine Schlussfolgerung zu, ob die maßgeblichen Kritikpunkte künstlerische Entscheidungen, filmisches Unvermögen, oder Budget bedingte Notlösungen sind. Zuerst findet Dutta im Erzählen nie die richtige Balance. Dabei hält er sich viel zu lange mit den Expositionen auf, die für Genre-Kenner ohnehin vorhersehbar sind. Auf weiten Strecken ist der Film lang, in Folge dessen langatmig. Es hat eher den Anschein, als würde der verantwortliche Filmemacher am vorgegebenen Genre kein wirkliches Interesse haben.

Den Produktionsaufwand kann man minimalistisch nennen. Es gibt nur eine auffallend begrenzte Anzahl von Protagonisten, und in den Schulszenen fehlen eine für die Atmosphäre notwendige Summe an Statisten. Matthew Lynns Kameraführung beschränkt sich sehr gerne auf halbnahe Einstellungen der Darsteller, was auf die Dauer schlichtweg – nun, zu nah ist. Die Kamera bleibt bei Innenaufnahmen statisch. Eine räumliche Vorstellung wird bei den einzelnen Settings kaum gegeben. Selbst im Showdown bleibt einem durch konstante Naheinstellungen jede Orientierung Vorort verwehrt.

It Lives Inside 2 - Copyright ALAMODE FILMVERLEIH

Das bescheidene Lichtkonzept verwirrt viel mehr, als das es Stimmung macht. Ausgerechnet die Hauptdarstellerinnen Megan Suri und Mohana Krishnan bekommen Führungslichter, die ihre Gesichter extrem unvorteilhaft wie Totenköpfe erscheinen lassen. Eine gewisse Absicht wäre möglich, ist aber kontraproduktiv. Szenen mit der Manifestation von Dämon Pishach sind fast bis zur Unkenntlichkeit komplett rot ausgeleuchtet, ohne zeichnende Kontraste. Gruselige Stimmung will sich da wirklich nicht einstellen. Die Soundeffekte des Monsters hören sich verdächtig nach dem ‚Predator‘ an.

Das Dämon-Design weckt ungute Erinnerung an den Alien-Mensch-Hybrid aus ALIEN: RESURRECTION. Der ganze Film strotzt vor künstlerischem und filmtechnischem Unvermögen. Die gutgemeinte Verquickung der Thematik von Erste-Generation-Immigranten, geht eindeutig zu Lasten eines guten Horrorfilms. Es vermengt sich einfach nicht, weil der eine Teil zu uninteressant erzählt ist, und der Andere ohne dem Genre gerechte Spannung. Viele sogenannte Spannungssequenzen ergeben auch gar keinen Sinn, wie die Lehrerin nachts alleine in der Schule, oder das ultimative Opfer von Samidha.

Die Produktions- und Vertriebsfirma Neon hat sich zu Recht als einer der führenden Independent-Anbieter etabliert. Auf Filme wie IT LIVES INSIDE, die mit ihren eigenen Ansprüchen nicht zurechtkommen, sollte sie zukünftig ein kritischeres Auge werfen.

It Lives Inside 1 - Copyright ALAMODE FILMVERLEIH

 

Darsteller: Megan Suri, Neeru Bajwa, Mohana Krishnan, Betty Gabriel, Vik Shay, Gage Marsh u.a.
Regie: Bishal Dutta
Drehbuch: Bishal Dutta, mit Ashish Mehta
Kamera: Matthew Lynn
Bildschnitt: Jack Price
Musik: Wesley Hughes
Produktionsdesign: Tyler Bishop Harron
Kanada, USA / 2023
99 Minuten

Bildrechte: ALAMODE FILMVERLEIH
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