Disneys DIE GEISTERVILLA

Haunted Mansion - Copyright DISNEY ENTERPRISESHAUNTED MANSION
– Bundesstart 27.07.2023

Die Cross-Over von Disneys Park Attraktionen und filmischen Großproduktionen haben noch immer ihre Tücken. Von beachtlichen Erfolgen wie PIRATES OF THE CARIBBEAN und JUNGLE CRUISE, zu atemberaubenden Fehlschlägen wie TOMORROWLAND – A WORLD BEYOND und HAUNTED MANSION. Wofür man sich in Disneyland bis zu einer Stunde für eine Fahrt von neun Minuten anstellt, garantiert noch keinen Kinoerfolg. Gerade weil Rob Minkhoffs HAUNTED MANSION Adaption von 2003 um Längen besser ist, als laute Stimmen gerne propagieren, wird diese zweite Chance zu einer echten Herausforderung. Katie Dippold hat eine neue Fassung geschrieben. Sie hat GHOSTBUSTERS 2016 verfasst, was alle Hoffnung fahren lässt. Und sie war für PARKS & RECREATION kreativ, was sehr viel Hoffnung macht. Katie Dippold hat einen Spagat geschafft, HAUNTED MANSION ist eine fragwürdige Mischung von beiden.

Die alleinerziehende Gabbie (Dawson) zieht mit ihrem Sohn Travis (Dillon) in eine geerbte, abgelegene Villa. Als hätte man es geahnt, spukt es dort. Der ortsansässige Pastor Kent (Wilson) kommt mit einem Exorzismus nicht weiter, und ruft den desillusionierten Stadtführer Ben (Stanfield) zur Hilfe. Ben kennt sich mit Geistern aus, eine viel zu lange Einführung des Charakters erklärt einiges. Doch erst hundert Minuten später, in der Auflösung des unheimlichen Treibens, verknoten sich wieder alle losen Enden die aufgedröselt waren. Der große Aha-Effekt bleibt aber wegen Vorhersehbarkeit aus.

Dann gesellt sich noch der Historiker Ben (DeVito) und das zweifelhafte Medium Harriett (Haddish) dazu. Die degradiert Drehbuch und Regie zur Staffage, genau wie den vollkommen unterforderten Owen Wilson. Obwohl das Potential von Danny DeVito und Tiffany Haddish darstellerisch bekanntlich vorhanden ist, und die Möglichkeiten für ihre Rollen immer wieder geisterhaft aufblitzen. Die Hauptrollen bleiben aber auf Rosario Dawson und LaKeith Stanfield konzentriert. Bei denen überzeugt sogar eine ansprechende Chemie, allerdings steht deren möglichen Beziehung eine unentschlossene Regie im Weg.

Das Intro von Gabbie und ihrem Sohn funktioniert noch sehr gut. Herrliche Gruselstimmung, und wohldosierte Effekte. Justin Simien inszeniert das mit leichtem Humor und stets familienfreundlich. Da kucken die Kleinen vorsichtig zwischen den Fingern durch, und die Erwachsenen können noch erhobenen Hauptes so tun, als ob das alles ein großer Spaß wäre. Der Film lässt alles erscheinen was es an Spuk- und Geisterklischees bekannt ist. Dabei richtet sich das Design von Set, Geistern und deren Erscheinungen sehr detailfreudig nach der beliebten Themenpark Attraktion.

Haunted Mansion 1 - Copyright DISNEY ENTERPRISES

 

Wie schon in der zwanzig Jahre alten Adaption, liegt der größte Unterhaltungswert am Wiedererkennungseffekt von Motiven aus dem Fahrgeschäft, inklusive der Tonebene. Wie der Ballsaal der tanzenden Geister, die bewegten Gemälde, diverse Figuren, und natürlich das sich streckende Zimmer. Besondere Bedeutung wird einem Stuhl zuteil, der mit ähnlicher Funktion, einer Transportgondel für die Besucher des Parks nachempfunden ist. Für ein europäisches Publikum ist das alles eher uninteressant weil viel weniger geläufig. Aber im relevanten, amerikanischen Markt ist das so etwas wie Allgemeinwissen.

So schön das alles aussieht, täuscht es nicht über die schlecht umgesetzten Charakterszenen hinweg. In einem klärenden Monolog bricht LaKeith Stanfields Ben in Tränen aus, und wie weggeblasen ist die unbeschwerte Familienfreundlichkeit. Zeigt sich der Film ohnehin sehr mager an gutem Humor, überfordern einige überdramatisierte Szenen gerade das junge Publikum. Justin Simien findet einfach keinen ansprechenden Rhythmus, der die Laune hoch hält. In seinen schwankenden Stimmungen unterbricht sich der Film immer wieder selbst. Die Unwitzigkeit der Figuren tut ihr Übriges.

Die Spielfreude des Ensembles ist offensichtlich, dass Unvermögen von Buch und Regie gibt ihnen nur nichts zu spielen. Umgekehrt verhält es sich mit den Geisterszenen. Manche gruseligen Effekte funktionieren überraschend gut, mit einem tadellosen Spannungsfaktor. Doch wie bei jedem Blockbuster Hollywoodfilm, ist gut nicht gut genug. Was sich meist, und bei HAUNTED MANSION jetzt besonders, ins Exzessive steigert. Das Finale gehört schließlich einem infernalischem Sturm an überfrachteten, Computer animierten Bildern, in Verbindung mit einem frenetischen Auskosten von Dolby-Atmos.

Was am Anfang noch stimmungsvoll und mit humorvollen Einfällen unterhielt und in gewisser Weise auch überzeugte, zerfällt nach und nach in eine vollkommen unnötige Leistungsschau. Und ein vielversprechender Zweikampf zwischen Owen Wilson und Danny DeVito geht wenngleich schlecht inszeniert ohnehin im Getöse unter. Das dann noch die schlimmste Bedrohung für die zweifelhaften Helden gar nicht von der Geistervilla selbst ausgeht, lässt wohl auf die unberechtigte Überzeugung schließen, dass ein zweiter Teil bereits im Vorfeld in Betracht gezogen wurde. Der Rezensent freut sich viel lieber auf einen erneuten  Besuch in Disneyland, um für neun Minuten besserer Unterhaltung, eine Stunde in der Schlange zu stehen.

Haunted Mansion 3 - Copyright DISNEY ENTERPRISES

 

Darsteller: LaKeith Stanfield, Rosario Dawson, Owen Wilson, Tiffany Haddish, Danny DeVito, Jamie Lee Curtis, Jared Leto u.a.
Regie: Justin Simien
Drehbuch: Katie Dippold
Kamera: Jeffrey Waldron
Bildschnitt: Phillip J. Bartell
Musik: Kris Bowers
Produktionsdesign: Darren Gilford
USA / 2023
122 Minuten

Bildrechte: DISNEY ENTERPRISES
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