THE OWNERS

FFN21-XLOwners - Copyright RLJ Entertainment– Bundesweiter Kinostart 14.07.2022

Der Beitrag erschien bereits zu den Fantasy Filmfest Nights 2021

Der Plan ist einfach: Wenn die Besitzer das Haus verlassen, schnell rein, einsammeln, was man in fünfzehn Minuten findet, und wieder weg. Man kennt die Gruppe: Nathan ist der Kopf, aber doch nicht ganz obenauf. Gaz wird schon durch das definiert, was man nicht einmal Frisur nennen kann. Der unberechenbare Durchgeknallte. Und Terry, der herzensgute Blödmann im unpassenden Sportanzug. Der Schwenk vom prachtvollen Herrensitz im Grünen, über die blühenden Wiesen zu einem entfernt stehenden altersschwachen Auto. Das weckt unweigerlich und vollkommen zu Recht Assoziationen an Guy Ritchies erste Filme. Die drei abgehalfterten Typen darin, bestärken diesen Vergleich. Ritchie war ja irgendwie Vorreiter im modernen Kino, Verlierertypen salonfähig zu machen. Nicht so unbarmherzig und nüchtern wie Danny Boyle, sondern mit Augenzwinkern und viel schwarzem Humor. Und hätte Guy Ritchie THE OWNERS gedreht, sähe einiges wirklich anders aus.

Natürlich ist die Melange eines vermeintlichen Krimis, mit der Charakterstudie eigenwilliger Verlierer, und einem planmäßig chaotischen Handlungsverlauf mit irrsinnigen Hindernissen, nicht das Alleinstellungsmerkmal oben angeführter Regisseure. Es ist ein Rezept, das länderübergreifend besonders junge, aufsteigende Filmemacher fasziniert, und gerne ausprobiert wird. Zurück auf der Insel, ist es der Franzose Julius Berg, der mit seiner Adaption der Graphic Novel THE OWNERS vieles richtig angeht, aber kaum etwas befriedigend zu Ende bringt.

Wie zu erwarten, geht beim Einbruch einiges schief. Nicht nur, das Nathan Freundin Mary unvermittelt erscheint, sondern die erhofften Wertsachen nicht zu finden sind. Besonders Produktionsdesigner Bobby Cousins muss es das Herz gebrochen haben. In einer einzigen, sorgsam ausgearbeiteten Kameraeinstellung ohne Schnitt, wird beinahe das gesamte Untergeschoss des feudal ausgestatteten Herrensitzes verwüstet. Ein logistischer Alptraum, der aber ordentlich Eindruck macht.

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Der Plan ändert sich schnell. Gleichzeitig läuft mit dem Erscheinen von Mary einiges aus dem Ruder, die zum ungünstigsten Zeitpunkt ihre Schwangerschaft verkünden muss. Dann kommen auch noch die Hausbesitzer zurück. Ein in die Jahre gekommener Arzt und seine geistig verwirrte Frau. Und die benehmen sich in ihrer angedachten Opferrolle erstaunlich gelassen. Beim Zuschauer keimt einiges an Schadenfreude auf, wenn Julius Berg in der Inszenierung erst unauffällig und dann immer intensiver das Gewaltmonopol verschiebt.

Insgesamt hat THE OWNERS starken Unterhaltungswert, wird aber leider seinen Möglichkeiten und Absichten nicht gerecht. Es fehlt eine klare Linie, und der Mut die Handlung ins Unerwartete zu drehen. Sicherlich war Berg und Co-Autor Mathieu Gompel irgendwie an die Vorlage gebunden. Aber der geneigte Zuschauer erkennt auch gleich das vermisste Potential. Denn anstatt bis zum bitteren Ende absurde Action und böse Situationskomik aufrecht zu erhalten, hätte sich THE OWNERS zu einem starken, rabenschwarzen Psychoduell entwickeln können.

Berg nutzt die schelmische Art von Sylvester McCoy hintersinnigem Spiel nicht. Es ist offensichtlich, dass auch die Hauseigentümer nicht die sind, für die sie von den Pseudo-Kriminellen gehalten werden. Sehr geschickt macht uns Berg darauf aufmerksam, verführt damit das Publikum, und geht dann doch lieber weiter den sicheren Weg. Dieser Weg hat allerdings viel zu wenig von dem, was der Film alles sein möchte. Es fehlt die Konsequenz.

Die schwarze Komödie ist eher grau, der Gangsterfilm ist zu halbstark, dem Splatter fehlt das Blut, und die Groteske bleibt zu real. Während THE OWNERS durchaus First-Date-Qualitäten hat, er ist technisch einwandfrei und vom Tempo her im perfekten Rhythmus, wird er einem ohnehin überkritischen Festival-Publikum wenig Freude bereiten.

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Darsteller: Jake Curran, Maisie Williams, Sylvester McCoy, Ian Kenny, Andrew Ellis, Rita Tushingham und Stacha Hicks
Regie: Julius Berg
Drehbuch: Julius Berg & Mathieu Gompel
nach der Graphic Novel von Hermann Huppen & Yves H.
Kamera: David Ungaro
Bildschnitt: Marc Boucrot
Musik: Paul Frazer & Vincent Welch
Produktionsdesign: Bobbie Cousins
Großbritannien – Frankreich – USA / 2020
92 Minuten

Bildrechte: RLJ Entertainment
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