Dieser Artikel erschien bereits am 17.12.2021
Es ist das ewige Leid, Jahr für Jahr. Besonders der deutsche Qualitätsjournalismus ist da am stärksten vertreten. Bei der Mitteilung der Nominierungen und bei der Bekanntgabe der Gewinner von den Golden Globes, werden diese als Indikator für die Academy Awards, den Oscar, beschrieben. Wobei das Wort Qualitätsjournalismus in diesem Zusammenhang ausnahmsweise einmal nicht sarkastisch oder abwertend gebraucht wird. Aber umso ärgerlicher ist es, weil sie eben kein Indikator sind. Ein simpler faktischer Vergleich der jeweiligen Listen von Nominierungen und Gewinner der beiden Institutionen ‚Hollywood Foreign Press Association‘ und ‚Academy of Motion Picture Arts and Sciences‘ beweist dies einfach und schnell.
Diese Worte werden zu einem Zeitpunkt verfasst, wo die ‚Golden Globes‘ fast identische Beste Filme nominiert haben wie die ‚Critics Choice Association‘. In einem Jahr mit definitiv zu wenigen preiswürdigen Filmen, kommt allerdings auch kein Ausrichter an CODA, DRIVE MY CAR, oder WEST SIDE STORY vorbei. Es ist also noch immer kein Indikator, sondern einfachstes cineastisches Verständnis. Auch das wird durch einfache und schnelle Vergleiche der vergangenen Jahre belegt.
Der Golden Globe der ‚Hollywood Foreign Press Association‘ ist im weitesten Sinne obsolet geworden. Und das hat nicht das Geringste mit der unverhältnismäßigen, öffentlichen Schelte wegen mangelnder Diversität zu tun. Die kam ohnehin Jahre zu spät, was denen zuzuschreiben ist, die nun am lautesten brüllen. Political Correctness die den Charme von Heuchelei versprüht.
Die HFPA war wichtig, weil ihre Verleihungen keine Gala waren, sondern alljährlich die prominenteste Party der Welt, die mit dem ein oder anderen Gast schnell aus dem Ruder laufen konnte. Diese Party ist beim letzten Mal ausgefallen, und wird es auch bei der nächsten Verleihung. Das wirft erneut die Frage auf, welchen Stellenwert speziell diese Auszeichnung als solche, ohne den ausschmückenden Glamour überhaupt hat.
Eigentlich waren es die ewigen Skandale die nicht als solche deklariert wurden, über die man kopfschüttelnd lachte. Immer wieder kam die HFPA ins Gerede, und man gelobte Besserung. Peinlich zum Beispiel die drei Nominierungen für Florian Henckel von Donnersmarcks THE TOURIST, um offenkundig Angelina Jolie und Johnny Depp in die Show zu bekommen. Oder die bereitwillig angenommenen Einladungen nach Paris, damit Paramount 30 HFPA-Juroren die Drehorte von EMILY IN PARIS zeigen konnte, und die unlustige Serie prompt als beste Komödienserie nominiert wurde.
Wenn es um Spaß geht, was meistens bei Preisverleihungen gegeben ist, sollte es bei Spaß bleiben. Eine ständig nervende Kontroverse, steht diesem Wettbewerb massiv im Weg. Aber darüber hinaus gibt es wesentlich rationalere Überlegungen. Den momentan auf 106 Mitgliedern aufgestockten Auslandsjournalisten stehen zum Beispiel die Gilden der Autoren, Regisseure und Schauspieler gegenüber. Menschen aus den entsprechenden Branchen, die in ihrem eigenen Fach auszeichnen. Sollten da einmal Preise aus emotionalen, und nicht fachgerechten Gründen vergeben werden, ist selbst das vernünftig erklärt.
Auf dieser Seite sollen die Golden Globes im Rahmen von Nominierungen oder Preisvergabe zukünftig keine Rolle mehr einnehmen. Unter https://www.goldenglobes.com/ sind für interessierte alle Informationen abrufbar. Der Fokus soll fortan auf die Veranstalter gelegt werden, die einen relevanten Einfluss haben, für cineastische Diskussionen im Rahmen von Preisverleihungen zu sorgen.