THE HOT ROCK – Bundesstart 27.04.1972
Nur ein paar Meter hat John Dortmunder die Gefängnistore hinter sich gelassen, als sein alter Freund Andy Kelp mit dem Wagen vorfährt. Es geht natürlich um einen heißen Job. Um die es immer in Filmen wie diesen geht. Es ist entweder der allerletzte Coup um endgültig aussteigen zu können, bei dem der Held dann aber verraten wird. Oder es ist der einmalige Job, mit dem man für den Rest seines Lebens ausgesorgt hat. Für Kelp und Dortmunder soll es letzterer sein. Im Historischen Museum von New York ist ein besonderer Diamant ausgestellt, dessen rechtmäßiger Besitzer eigentlich ein kleiner afrikanischer Staat ist. Bei den Vereinten Nationen sieht ein Vertreter jenes Landes in der Ausstellung eine Gelegenheit, dass kulturell wertvolle Stück wieder nachhause zu bringen.
Es gibt die Gaunerkomödie und den Gangsterfilm. VIER SCHRÄGE VÖGEL ist keine besonders ausgeprägte Gaunerkomödie. Und er ist auch nicht der spannendste Gangsterfilm. Aber die Mischung von beidem, macht VIER SCHRÄGE VÖGEL zu einer vergnüglichen Achterbahnfahrt von absurdem Witz, originellen Spannungsmomenten und raffinierten Ideen. Anders als bei anderen Filmen um raffiniert ausgeklügelte Raubzüge, rückt dieser aber mehr seine Figuren in den Mittelpunkt.
In 14 Romanen und 11 Kurzgeschichten hat Autor Donald E. Westlake die kriminellen Abenteuer von John Archibald Dortmunder beschrieben, und THE HOT ROCK – VIER SCHRÄGE VÖGEL war tatsächlich der erste Roman. Die Buchvorlage hat Drehbuchschreiber William Goldman ziemlich getreu in Filmform gebracht. Goldman hat schon mit der Adaption von Ross Macdonalds ‚Harper‘ einen spannenden Krimi mit viel unterschwelligem Humor für die Leinwand umgesetzt.
Ganz am Anfang steht natürlich Robert Redford, mit dem man einen Erfolg haben will wie ZWEI BANDITEN – BUTCH CASSIDY AND THE SUNDANCE KID. Ein Film der ebenfalls aus der Schreibmaschine von William Goldman kam. Aber Redford ist hier auf die Handlung bezogen nicht das Zugpferd, das im Mittelpunkt glänzt. Seine Figur des John Dortmunder ist viel eher eine Art roter Faden, der alles zusammen hält. Regisseur Peter Yates inszeniert die Charaktere auch ungewöhnlich ausgewogen und gleichwertig.
Dortmunder, Kelp, Murch und Greenberg sind keine Bösewichter, wie sie das Kino gewohnt ist. Peter Yates hat zwei vier Jahre vorher mit BULLITT und seinem unbarmherzigen, knallharten Protagonisten einen Klassiker geschaffen. Die Charaktere in VIER SCHRÄGE VÖGEL hingegen sind eher liebevolle Verlierer, alle mit Ecken und Kanten die sie eigentlich als Gauner untauglich machen. So kann Andy Kelp wirklich jedes Schloss knacken, verliert aber ständig die Nerven wenn es drauf ankommt.
Oder Stan Murch, der wirklich alles mit Motor bewegen kann, nur nicht sicher ins Ziel bringt. Das schafft natürlich Probleme, die Peter Yates mit Augenzwinkern und leichter Hand in Szene setzt. Die Spannung bleibt dennoch erhalten. Als Genre-Vertreter für diese speziellen Gaunerfilme sind RIFIFI oder VIER IM ROTEN KREIS sicherlich die intensiveren, spannenderen und weit ausgefeilter durchdachten Streifen. Aber die VIER SCHRÄGEN VÖGEL haben auch einen ganz anderen Ansatz.
Hier sind die packenden Momente nicht etwa wie der wohl durchdachte Plan ausgeführt wird, sondern wie sich die Figuren aus der Misere retten, weil eben diese Pläne schiefgelaufen sind. Das Novum in dieser Geschichte ist nämlich, dass die durchaus sympathischen Gauner gleich vier mal den Diamanten stehlen müssen, immer von einem anderen Schauplatz. Das hat unheimlich viel Unterhaltungswert und ist extrem kurzweilig, was aber nicht nur auf Peter Yates sehr konzentrierte Regie zurück zu führen ist.
VIER SCHRÄGE VÖGEL überzeugt mit Paul Sand, George Segal, Ron Leibman und Robert Redford, die auf der Leinwand wirklich wie alte Freunde wirken. Aber in kurzen Auftritten stiehlt der fantastische Zero Mostel als ignoranter und selbstgerechter Rechtsanwalt die Schau. VIER SCHRÄGE VÖGEL ist sicherlich nicht der beste Film aus der langen Liste von Gangsterfilmen, aber er ist einer der ungewöhnlichsten, und damit unterhaltsamsten. Die Wiederholung des SUNDANCE KID ist für Redford aber nicht gegeben.
Darsteller: Robert Redford, George Segal, Ron Leibman, Paul Sand, Moses Gunn, William Redfield, Topo Swope, Charlotte Rae u.a.
Regie: Peter Yates
Drehbuch: William Goldman
nach dem Roman von Donald E. Westlake
Kamera: Edward R. Brown
Bildschnitt: Fred W. Berger, Frank P. Keller
Musik: Quincy Jones
Produktionsdesign: John Robert Lloyd
USA / 1972
101 Minuten