DCs BLACK ADAM

Black Adam - Copyright WARNER BROS– Bundesstart 12.10.2022

‚The Rock‘ sieht eine großartige Zukunft für das DC Extended Universe. Der nur noch in Freizeit catchende Dwayne Johnson meint das nicht ganz uneigennützig, schließlich plant er schon selbst eine Fortsetzung zu dem Film, der gerade erst am anlaufen ist. Und wenn geneigte Zuschauende nicht schon beim ersten Titel des Abspanns das Theater verlassen, werden sie auch verstehen, was Dwayne ‚The Rock‘ Johnson damit meint. Seit Jahren verfolgt der charismatische Schauspieler die Adaption des Erzfeindes von Shazam, der ja bereits seine eigenen, sehr erfolgreiche Verfilmung bekommen hat. Im Moment gehen aber Black Adam, der hier noch auf seinen ursprünglichen Namen Teth-Adam hört, und Shazam getrennte Wege. Im DC Film-Universum erfreuen sich die Adaptionen rund um die Antagonisten größerer Beliebtheit, weshalb die Macher BLACK ADAM einen Einzelfilm gönnen, der auf die typische Origin-Story setzt.

3000 vor Christi befreit ein Sklavenjungen das unterdrückte Volk von Kahndaq. Sechs Magier geben ihm die Kraft von Shazam, unverwundbar und unsterblich wird der Junge zu Teth-Adam, dem Befreier von Kahndaq. Das erzählt Regisseur Jaume Collet-Serra sehr ausführlich mit sehr vielen Zeitlupen, extrem entsättigen Farben, und einem expliziten Gewaltanteil, der umgehend Jack Snyders 300 in Erinnerung ruft. Was nur beabsichtigt sein kann, weil die Stilmittel unwiederbringlich mit dem Spartaner-Werk verbunden sind.

Das macht dennoch viel Spaß, wenngleich sich die Altersfreigabe von 12 umgehend in Frage stellt. Collet-Serra inszeniert in angezogenem Tempo, und treibt den Film voran. Das einzige was sehr schnell zu ermüden beginnt, sind die ständig eingestreuten, teilweise sinnbefreiten Zeitlupenaufnahmen. Die Verwendung dieser Bilder mit extremer Entschleunigung ist ein Kunstgriff, der hier in seinem übermäßigen Gebrauch nur die Dynamik einzelner Sequenzen stört.

Mit dem exzessiven Einsatz von Zeitlupen wird dann auch der Charakter Teth-Adam in seiner etwas einfachen Wesensart eingeführt. Aus seiner 5000 Jahre langen Gefangenschaft befreit, zerlegt der Anti-Held eine komplette, moderne Kampfeinheit, im wahrsten Sinne aller gängigen Synonyme für ‚zerlegt‘. Nicht weil Teth-Adam sein Volk von den neuen Despoten Kahnaqs befreien möchte, sondern weil er es kann. Die Leichenzahl ist enorm, ebenso die Zahl der Eltern, welche währenddessen ihre unter Zwölfjährigen aus dem Auditorium drängen.

Black Adam 1 - Copyright WARNER BROS

 

Der Anti-Held ist nicht nur unverwundbar, sondern hat auch Superkräfte, kann fliegen, sich teleportieren, und mit extremer Geschwindigkeit bewegen. Das nutzt die Inszenierung, um den Spaß mit der Zeitträgheit aus X-MEN: DAYS OF FUTURE PAST zu wiederholen. Während sich Teth-Adam normal bewegt, scheint die Szenerie um ihn herum eingefroren. Unter anderem steckt er da einem scheinbar stillstehenden Soldaten verschmitzt lächelnd eine Handgranate in den Mund.

Eigentlich wurde diese, schon ältere Idee mit AB DURCH DIE HECKE (2006) perfektioniert, wird aber im Gedächtnis der Film-Buffs mit X-MEN (2014) in Verbindung gebracht. Wenngleich tonal ganz anders umgesetzt, muss sich BLACK ADAM diesen Vergleich gefallen lassen. Sowas muss ja nicht unbedingt negativ bewertet werden. Jaume Collet-Serra scheint ein Faible für Filmzitate zu haben, und als kreativer Anführer steht ihm das zu. Letztendlich profitiert davon der Zuschauer, der viel Freude an dieser Sequenz hat.

Hätte der Regisseur auf den Inszenierungsstil mit extremen Zeitlupen verzichtet, wäre BLACK ADAM um wesentliche Minuten kürzer. Im DCEU liegt er damit ohnehin schon im Mittelfeld der Laufzeiten. Was grundsätzlich zu begrüßen ist, weil gerade Zack Snyder, oder in einem anderen Comic-Universum besonders die Russo-Brüder mit den Filmlängen gerne extrem großzügig umgehen. Das an dieser Stelle umgekehrt verfahren wird, wird BLACK ADAM aber auch zum Verhängnis in der Szenenabfolge.

Eine überaus attraktive Archäologin in der Gestalt von Sarah Shari kümmert sich um den Super-Anti-Helden. Sprachprobleme gibt es trotz 5000 Jahre Zeitsprung wunderlicherweise nicht. Dazu kommt das elende Versatzstück des nervtötenden Pubertierenden, der mit coolen Sprüchen den Schutzinstinkt von Teth-Adam weckt. Und um den wie aus dem Nichts erstandenen Antagonisten zu stoppen, wird die Justice Society of America entsandt, die erwartungsgemäß unterliegen wird.

Hawkman, Doctor Fate, Cyclone und Atom Smasher sind in den Comic-Ausgaben wohlbekannte Figuren. Für den Quereinsteiger erweckt die Justice Society in diesem Film den Anschein einer Ramsch-Version der Justice League. Dafür können weder Charaktere noch Darsteller etwas, wobei einzig Pierce Brosnan als Dr. Fate Interesse weckt und Tiefe vermittelt. Es ist Jaume Collet-Sarres Zeit-Management, bei dem er einfach viel zu viel einbringen will, dafür aber nur viel zu wenig Zeit aufbringt.

Black Adam 4 - Copyright WARNER BROS

 

So erklärt sich auch Kahndaq nicht, dass entweder eine große Stadt oder ein ganzer Staat sein könnte. Sind die einfallslos betitelten Intergang Besatzer oder Friedenswächter? Das Szenario an den Kontrollposten weckt starke Assoziationen an beliebige Staaten im Nahen Osten. Das Volk von Kahndaq schreit seit 5000 Jahren nach Freiheit, und bejubelt schließlich seinen Befreier Teth-Adam. Der ist eigentlich auch ein prima Despot. Aber das Drehbuch hat ihn vom unkontrollierten Zerstörer, zum vernunftbegabten Kraftprotz gemacht.

Der Bösewicht neben dem vermeintlich Bösen ist Dämon Sabbac, für dessen Ursprung irgendwie auch Teth-Adam in Jugendjahren verantwortlich war. Sabbac beansprucht ebenfalls den Thron von Kahndaq, was natürlich nicht sein darf. Aber irgendwie muss ja jeder Protagonist seinen Weg auf die richtige Seite finden. Von originell ist das weit entfernt, belohnt aber sein Publikum mit einhergehenden Schauwerten, die Dolby Atmos unterstützt in 4K unablässig über die Leinwand donnern.

Einen wirklichen Widersacher in der Figur Teth-Adam auszumachen, der Superhelden das Leben schwer macht, fällt bei diesem Film schwer. Es ist keine Bösartigkeit in seinem Wesen bemerkbar, auch wenn er anfänglich mit nihilistischer Brutalität und zynischer Gleichgültigkeit das Publikum begeistert. Das ist so, weil der Film einer Richtung folgt, die einem Publikum gerecht werden soll, welches bei dieser expliziten Art von Inszenierung ohnehin nichts im Kino verloren hat. Der Figur entgehen dadurch anspruchsvolle Tiefen und eine kritisch betrachtete Annäherung.

Für Risikos ist Jaume Collet-Serra nicht bereit. Die Kamerabewegungen gehen über jedes physikalische Verständnis hinaus, wenn die Optik in frenetischen Schnittfolgen das Geschehen umfliegt, die Bilder auf den Kopf stellt, hin und weg zoomt, mit Unschärfen spielt, und durch Objekte und Explosionen rast. Alles mit der artifiziellen Textur von Computer generierten und unterstützen Kulissen und Landschaften. Nichts davon hat eine realistische Anmutung, und der Film begeistert damit.

BLACK ADAM will das Kino gar nicht neu erfinden, er ist das moderne Kino. Mit seinen visuellen Vorzügen und seinen inhaltlichen Nachteilen. Dwayne Johnson ist weniger Darsteller, als eine Urgewalt an Charisma, das ist was an BLACK ADAM so viel Freude bereitet. Und auch wenn Johnson sonst nicht ganz so ausdrucksstark scheint, verrät die wirklich letzte Einstellung, das diese Figur zu viel mehr bereit wäre. Und das man damit zukünftig rechnen sollte.

Black Adam 2 - Copyright WARNER BROS

 

Darsteller: Dwayne Johnson, Viola Davies, Sarah Shahi, Pierce Brosnan, Aldis Hodge, Odelya Halevi, Noah Centineo, Quintessa Swindell u.a.
Regie: Jaume Collet-Serra
Drehbuch: Adam Sztykiel, Rory Haines, Sohrab Noshirvani
nach Otto Binder & C.C. Beck
Kamera: Lawrence Sher
Bildschnitt: John Lee, Michael L. Sale
Musik: Lorne Balfe
Produktionsdesign: Tom Meyer
USA / 2022
124 Minuten

Bildrechte: WARNER BROS.
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