ZDF zeigt THE RENTAL

Rental - Copyright IFC FilmsZDF 10.05.2021
DVD Blu-ray 14.05.2021

Als leicht desorientierter, und dadurch immer etwas dümmlich wirkender Typus hat sich Dave Franco darstellerisch längst einen gewissen Bekanntheitsgrad erworben. Stets aus der zweiten Reihe heraus agierend, war eine verdiente Flucht aus dem Schatten des großen Bruders James noch nicht gelungen. Doch in cineastischen Fankreisen lässt man ihn nicht aus den Augen. Umso frenetischer war die Erwartungshaltung für Daves Langfilmdebut als Autor und Regisseur. Man hatte sein als Horrorfilm angekündigtes Projekt hinter vorgehaltener Hand als Überraschungshit sehen wollen, doch eine allgemein bekannte Krise zerstörte diese Hoffnungen. Umso erstaunlicher, dass in dieser Beziehung ausgerechnet das Zweite Deutsche Fernsehen den Coup landete, die Deutschland-Premiere von THE RENTAL feiern zu dürfen. Ein für Jugendliche und Junggebliebene überholtes Ausstrahlungsrelikt das man bestenfalls mit in Cornwall gedrehten Montagsfilmen in Verbindung bringt. So ganz enttäuscht das ZDF aber nicht. Gibt man in der Suchleiste THE RENTAL ein, gibt es keine Treffer, keine irgendwie gearteten Hinweise. Wie Interessierte bei der Suche allerdings auf die absurd abwegige Eingabe TOD IM STRANDHAUS kommen sollen, dieses Rätsels Lösung muss wohl bei Cornwall ins Meer gespült worden sein.

Das hat Dave Francos kleiner, feiner Slasher wirklich nicht verdient. Die sagenhaft geistig vernebelte Eindeutschung mag einen thematischen Bezug haben, aber dafür müssten die Liebhaber von Filmen abseits des Mainstream die übernatürlichen Eingebungen haben, wann, wo, und wie sie auf einen Film aufmerksam werden sollen, der seit mehr als einem Jahr weltweit nur als THE RENTAL bekannt ist. Und das hat Dave Francos kleines, feines Psychogram wirklich nicht verdient. Was nun, Slasher oder Psychogram? Beides ebenso angebracht wie Horrorthriller, Krimi, oder Beziehungsdrama.

Einfacher kann es nicht sein. Zwei befreundete Pärchen, ein weit abgeschiedenes Ferienhaus, und ein undurchsichtiger, sofort verdächtiger Hauswart. Alles was man als Konzept in THE RENTAL serviert bekommt, hat man bereits des Öfteren gesehen. Als Genrefreund vielleicht sogar schon zu oft. Aber es sind eben diese Reproduktionen auf denen Dave seine Erzählung erst richtig hochzieht und ausbaut, und damit eine überraschende Vielschichtigkeit erreicht.

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Horror zu definieren ist bekanntlich sehr komplex. Man muss Dave Franco unterstellen, dass er dies bewusst ausnutzt und damit gegen das allgemeine Verständnis für das Genre angeht, welches oft auf Mordszenarien und Übernatürliches reduziert wird. Gerade weil er lange Zeit auch alle Konventionen des Slasher-Kinos erfüllt. Das Haus, die Einsamkeit, das Ungewisse, und eine Charaktermischung die alle Blaupausen erfüllt. Aber mit Brie, Stevens, Vand und White sind die Figuren gleich so perfekt besetzt, dass deren Physiognomien genau auf die Genre bedingten Charaktereigenschaften zugeschnitten sind.

Spannung baut Franco umgehend auf, in dem er die Beziehungen unter den Figuren so vermittelt, wie sie sein sollten. Aber die Inszenierung spielt sehr oft mit der Wahrnehmung des Zuschauers, und stellt diese Beziehungen stets in Frage. Mit klärenden Dialogen wird diese Anspannung immer wieder gelöst, nur um dann im weiteren Verlauf den Betrachter erneut zu verunsichern. Das dies nicht in niveaulose Laiendramaturgie abfällt, ist auf das sehr differenzierte Spiel von Brie, Stevens, Vand und White zurückzuführen, die zudem eine glaubhafte, nachvollziehbare Chemie untereinander verbindet. Dafür sind aber auch die Dialoge sehr bedacht und realistisch verfasst, und entsprechend ausgespielt.

Horror entspricht einer Abfolge von Furcht, Entsetzen und Fassungslosigkeit, oder einer Mischung dieser Stimmungen. Und auch wenn sich voreilige Gemüter gerne enttäuscht empören – THE RENTAL ist definitiv ein Horrorfilm. Das Setting mag etwas anderes vorgeben, und mit der vorgeprägten Meinung spielen. Was den beiden Paaren passiert, mag den Erwartungen entgegen stehen, aber genau deshalb ist Dave Franco auch ein anspruchsvoller, Aufmerksamkeit fordernder Film gelungen. Es ist weniger interessant, was den jungen Leuten passiert. Die Spannungsschraube dreht sich nach oben, wie es den jungen Leuten passiert.

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Im dritten Akt gibt THE RENTAL fast unvermittelt Gas, und wechselt aber ohne Blinkzeichen die Spur. Plötzlich in einen anderen Film geworfen worden zu sein, ist eine beabsichtigte erste Reaktion. Und dieses letzte Drittel hat es dann wirklich in sich, was allerdings aus naheliegenden Gründen auch nicht in Andeutungen beschrieben werden kann, und darf. Sicher ist, dass dieser dramaturgische Wechsel nicht willkürlich geschieht. In seiner drastischen Auflösung schlägt er einige erklärende Bögen zum Einstieg in die Geschichte.

Was als einfach gestrickte Ablenkungsmanöver oder bewusste Täuschungen wahrgenommen werden, sind raffiniert eingewobene Deutungen für das Finale. Am Ende fügt sich das gesamte Handlungsgerüst zu einem homogenen Ganzen. Es schaffen nur wenige Genre-Vertreter, so drastische Stimmungswechsel derart stimmig zusammen zu halten.

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Darsteller: Alison Brie, Dan Stevens, Sheila Vand, Jeremy Allen White, Toby Huss & Chunk u.a.
Regie: Dave Franco
Drehbuch: Dave Franco, Joe Swanberg
Kamera: Christian Sprenger
Bildschnitt: Kyle Reiter
Musik: Danny Bensi, Saunder Jurrians
Produktionsdesign: Meredith Lippincott
USA
18.06.2020 Premiere
88 Minuten

Bildrechte: IFC Films
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