SUPERINTELLIGENCE

Superintelligence -Copyright-WARNER-BROS.– Bundesstart 19.08.2021

Vielleicht erinnert sich noch jemand an das Olivia Newton-John und John Travolta Vehikel ZWEI VOM GLEICHEN SCHLAG von John Herzfeld. Eher unwahrscheinlich, selbst für älter Jahrgänge. Gott hält die Menschheit für einen Fehlschlag und will sie mit einer zweiten Flut auslöschen. Doch vier Engel erwirken einen Aufschub, wenn sich zwei völlig Fremde ineinander verlieben und damit das Gute in den Menschen demonstrieren. Das war 1983, und warum sich niemand mehr daran erinnert, ist die grauenhafte Umsetzung dieser Geschichte, in der nicht einmal die sonst famose Chemie zwischen Olivia und John funktionierte. In einer Zeit, wo es sehr schick geworden ist, Gott zu verleugnen, wird es heute eben der Computer in SUPERINTELLIGENCE‘ ähnlich anmutender Grundgeschichte.

Es gibt unzählige Filme, in der ein Supercomputer die Menschheit vernichten will. Der Vergleich mit ZWEI VOM GLEICHEN SCHLAG ist nur deswegen so passend, weil SUPERINTELLIGENCE genauso grandios an der künstlerischen und technischen Umsetzung scheitert. Dabei ist doch alles vorhanden, was ausreichend wäre um eine gute Komödie, einen satirischen Rundumschlag, und sogar kritischen Kommentar für einen zeitgeistigen Abriss zusammenfassen. Das fängt schon damit an, dass sich der billige Chip eines ebenso billigen Lernspielzeugs dank des weltweiten Netzes zur ersten wirklichen ‚Künstlichen Intelligenz‘ entwickelt. Und um die Menschen wirklich zu begreifen, braucht die K.I. zur Erforschung die Parameter des durchschnittlichsten Menschen überhaupt.

In den Händen von guten und inspirierten Autoren wäre das Anliegen der K.I. schon eine Geschichte für sich gewesen, aber dies ist eine Melissa McCarthy Komödie. Das bedeutet, fast schon zwangsläufig, der Charakter braucht größtmöglichen Freiraum, und somit dürfen spaßig gemeinte Albernheiten nicht von intellektuellem Hintersinn übervorteilt werden. Nur so ist zu erklären, dass diese hier dargestellte Künstliche Intelligenz ausgerechnet eine der Hauptverantwortlichen des Internetunternehmens Yahoo als die durchschnittlichste Person überhaupt ausmacht. Das beißt sich in Anspruch und Ausführung, was dann gar nicht so intelligent wirkt.

Selbst wenn man akzeptiert, dass diese Komödie eben nicht den anspruchsvollsten Handlungsrahmen aufweisen wird, findet man nur unter größten Bemühungen einen humoristischen Zugang. Es ist die vierte Spielfilmregie für Komödiendarsteller Ben Falcone, THUNDER FORCE entstand danach, und der möchte seiner vor 15 Jahren geehelichten Frau wie immer eine sehr persönliche Bühne bereiten. Worunter SUPERINTELLIGENCE ununterbrochen leidet, weil nicht die geringsten Bemühungen in einen konzentrierten Handlungsverlauf investiert wurden, und noch viel weniger in eine kohärente Dynamik im beabsichtigten Genre.

Superintelligence 1 -Copyright-WARNER-BROS.

SUPERINTELLIGENCE ist gespickt mit Referenzen und Zitaten die Freaks und Geeks begeistern würden. Doch jede als Witz gemeinte Pointe wird gnadenlos zu Tode erklärt, und es gibt unentwegt Pointen. Das läuft dann so ab, dass die Superintelligenz anwesenden Computerfachleuten die Vernichtung der Menschheit androht, und dabei auf einen Bildschirm ein Tic-Tac-Toe-Feld erscheint mit der Frage, „wollen wir spielen“. Und jemand im Raum erklärt in aller Ausführlichkeit, dass dies eine Anspielung auf WARGAMES ist. So etwas verärgert den Nerd, und ist für den Unkundigen ohnehin vollkommen wertlos.

Da gibt es noch das Beispiel des Bordcomputers, der durch die K.I. mit William Daniels‘ Stimme spricht, der Originalsprecher aus KNIGHT RIDER. Gipfel des Vergnügens ist, dass sich zum endgültigen Verständnis dann auch noch das Auto selbst als KITT erläutern muss. Diese Art der ständigen Rechtfertigung zieht sich durch den kompletten Film, ohne dem Zuschauer auch nur eine gewisse Chance einzuräumen. Es macht keinen Sinn, es macht keinen Spaß, und es zermürbt. Grundsätzlich will eine Komödie auch erlebt und erfahren werden. Doch die Macher haben sich dazu entschieden, es mit Dr. Sheldon Cooper zu halten, dass ein Gag nur dann wirklich funktioniert, wenn man ihn ausführlich erklärt.

Es ist eine wunderbare Chemie, die McCarthy mit Bobby Cannavale verbindet. Ihre Vertrautheit durch eine funktionierende, aber lange vergangene Beziehung überzeugt. Überraschenderweise verzichtet das Drehbuch auf die sonst üblich auf der Leinwand ausgetragenen Querelen, die immer nur dazu dienen, das Paar wieder zu vereinen. Es ist nicht übertrieben, dass man sich von dieser Beziehung durchaus eine romantische Komödie vorstellen kann. Aber nicht hier, nicht in dieser Prämisse. Weder Buch noch Regie schaffen es, eigentlich drei verschiedene Filme auf eine angenehmes Maß zusammen zu führen. Immer wieder stehen sich dabei die einzelnen Element im Weg. Es hat sogar etwas tragisches, die ganzen guten Idee zu sehen und ihr Potential zu erfassen, und wie sich dann alles von selbst zerstört.

Superintelligence 2-Copyright-WARNER-BROS.

 

Darsteller: Bobby Cannavale, Melissa McCarthy, James Corden, Brian Tyree Henry, Ben Falcone, Sam Richardson Rachel Ticotin u.a.
Regie: Ben Falcone
Drehbuch: Steve Mallory
Kamera: Barry Peterson
Bildschnitt: Tia Nolan
Musik: Fil Eisler
Produktionsdesign: Jefferson Sage
USA / 2020
106 Minuten

Bildrechte: WARNER BROS.
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