KINGS OF HOLLYWOOD

Comeback Trail - Copyright TELEPOOLTHE COMBACK TRAIL
bereits in ausgewählten KINOS
– Bundesstart 24.06.2021

Selbst im gereiften Alter steht bei Filmproduzent Max Barber immer noch der Erfolg aus. Mit seinem Partner Walter Creason hat er gerade einen Film beendet, der so mies läuft, dass der finanzierende Gangster Reggie Fontaine umgehend seine Investition von 35o.ooo Dollar zurückverlangt. Durch einen absurden Zufall kommt Max auf eine geniale Idee, nicht nur seine Schulden zu bezahlen, sondern gleichzeitig an Geld für sein Jahrzehnte altes Traumprojekt zu kommen. Walter und Max engagieren die altersschwache und ausgewaschene Hollywood-Legende Duke Montana für ein spektakuläres Comeback. Der ehemalige Western-Star soll dabei alle seine Stunts selber machen. Und Max wie Walter haben sich dafür einiges an Action ausgedacht, schließlich wollen die betrügerischen Produzenten keinen Oscar-Anwärter drehen, sondern Duke Montana ins Grab bringen. Die Versicherung würde ein Vermögen ausschütten.

Der Wahnsinn beim, um, und mit dem Film. Hollywoods Eskapaden mit Kommunismus und schwarzer Liste in HAIL, CAESAR! der Coen-Brüder. Die Egomanie und entlarvende Selbstgerechtigkeit von David Mamets STATE AND MAINE. Der absurde Bombast aus künstlerischem Irrsinn in TROPIC THUNDER von Ben Stiller. Und niemals vergessen, die ungezügelte Leidenschaft und ehrfürchtige Verbeugung von Frank Oz und Steve Martin bei BOWFINGER. Man spürt bei diesen Filmen, dass unter dem Deckmantel der überzogenen Demontage eine herzliche und enge Bindung zum Ausdruck gebracht wird, die gewollt ist und ankommen soll.

Als Remake einer kaum beachteten Komödie von 1979, neu aufgeführt 1982, will auch THE COMEBACK TRAIL – KINGS OF HOLLYWOOD von George Gallos als ehrfürchtige Hommage an den Film verstanden werden. Er fügt dabei eine Komponente bei, die bisher bei ‚Filme über Filme‘ stark vernachlässigt wurde. Es ist die klassische Screwball Komödie, also im besseren Sinne eine Farce mit viel Situationskomik und absurden Verwechslungen. Und das bekommt den KINGS OF HOLLYWOOD ganz und gar nicht.

Robert De Niro kann Komödie, er kann die leisen, hintersinnigen Töne. In KINGS beginnt er innerhalb kürzester Zeit zu nerven. Unablässig redet er, und er redet schnell. Es erinnert stark an Woody Allen, allerdings auf Droge. Man spürt die Absicht, mit der ein ständig unter Strom stehender Max Barber witzig gemeint ist, der sich die ganze Zeit um Kopf und Kragen redet. Aber witzig gemeint, bedeutet nicht unbedingt auch witzig zu sein, selbst mit einem De Niro. Der ist am besten, wenn er sich auf seine Mimik und Körpersprache beschränkt. Leider beweist er das manchmal auch hier, und das macht um so schmerzlicher klar, was der Film vermissen lässt.

Viel schlimmer trifft es allerdings Tommy Lee Jones, als verglühender Stern Duke Montana. Eine Rolle die Jones selbst ohne Text auf der linken Backe absitzen würde, und das ohne einen Regisseur. Und genau dieses Gefühl hat man hier, dass es keinen Regisseur gab. Einer der sich um Charakterzeichnung oder Schauspielführung bemühte. Vielleicht lag das ja in der Absicht von George Gallos, den Schauspielern einfach ungezügelten Freiraum zu lassen. So wie es dereinst Dennis Dugan mit KINDSKÖPFE – GROWN UPS tat. Und das ging ordentlich daneben.

Comeback Trail 3 - Copyright TELEPOOL

 

In seiner Ausführung und mit seinem Humor-Level bewegt sich George Gallos, nach dem eigenen Drehbuch zusammen mit Josh Posner, auf einem Niveau, welches weit in der Zeit zurück gefallen scheint. Dennoch gelingt schon der ein oder andere Lacher, aber gesamt gesehen ist es nicht komisch. Es sei denn man hat ein Faible für schrille Töne, und man findet Gefallen an einer endlosen Reihe von Blaupausen die lange vorhersehbar sind.

Das es um Film geht, um die Liebe zum Filme, um die Leidenschaft diese zu schaffen, dass gerät in den Hintergrund. Streckenweise spielt es schon keine Rolle mehr. Es fehlt dieses Augenzwinkern, mit dem sich nur jemand über etwas lustig machen kann, der auch eine innige Beziehung dazu hat. Und man vermisst diese Seitenhiebe und Querverweise für Insider und Filmfreaks. Die gibt es, ja, aber nicht wie man es sich in Anzahl und Gehalt erwünscht, nicht einmal wie es im Mindestmaß notwendig wäre.

Eigentlich sollte es ein riesiger Spaß sein, die Prämisse schreit förmlich danach, und noch viel lauter dieses Ensemble. Schließlich ist es eine Riege, die in letzten Jahren in vielen erdenklichen Konstellationen zusammen arbeitete. Freeman und De Niro in LAST VEGAS. Freeman spielte unter der Regie von Braff in ABGANG MIT STIL. Und Jones traf auf Freeman in DAS WAR ERST DER ANFANG. Man kennt sich eben in Hollywood. Etwas, dass der Film ebenfalls aufgreift, aber nichts damit anzufangen weiß. Es mutet auch nicht vertrauenswürdig an, wenn ein Film 58 Produzenten-Titel listet.

Angefüllt mit Talenten und Möglichkeiten zerfällt ein vielversprechendes Projekt zu einem netten Zeitvertreib, dass nur deshalb nachwirkt, weil man sich einiges erhofft hat, das letztendlich nicht erfüllt wurde. Da hinterlässt der in den End-Titel eingeschobene Fake-Trailer von KILLER NUNS einen schalen Beigeschmack, weil sich dieses Stilmittel bereits mit Rodriguez und Tarantinos GRINDHOUSE überholt hat. Und dann scheint es auch schon wieder zu passen, wie eben die gesamten KINGS OF HOLLYWOOD aus der Zeit gefallen scheinen. Da kann man gleich noch ein klein wenig weiter zurück springen, um die glorreiche Zeit des Films mit viel Herz, Liebe und gekonntem Augenzwinkern bei SINGIN‘ IN THE RAIN – DU SOLLST MEIN GLÜCKSSTERN SEIN von Stanley Donen und Gene Kelly zu würdigen.

Comeback Trail 1 - Copyright TELEPOOL

 

Darsteller: Tommy Lee Jones, Robert De Niro, Zach Braff, Emile Hirsch, Kate Katzman, Morgan Freeman, Chris Mullinax u.a.
Regie: George Gallo
Drehbuch: George Gallo, Josh Posner
Kamera: Lucas Bielan
Bildschnitt: John M. Vitale
Musik: Aldo Shllaku
Produktionsdesign: Joe Lemmon, Stephen J. Lineweaver
Großbritannien – USA / 2020
104 Minuten

Bildrechte: TELEPOOL
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