Drive-In: GORGO

GORGO – Bundesstart 1. Juni 1961

Gorgo 1 - Copyright METRO-GOLDWYN-MAYERDie britischen Wracktaucher Joe Ryan und Sam Slade entdecken auf einem Beutezug vor der kleinen, irischen Insel Nara einen Schatz. Die Insel ansässigen Fisch sind von den Freibeutern nicht begeistert, und bald zeigt sich auch warum. Durch ein Seebeben, wird ein Meeresungeheuer aufgeschreckt, dass Nara Island angreift. Die Abenteurer Ryan und Slade wittern mit der mythologisch anmutenden Kreatur sofort ein Geschäft. Nun Gorgo genannt, wird die Mischung zwischen Seeschlange und Drache gefangen genommen und nach London gebracht. Die Ausstellung wird zur Sensation. Doch Ryan plagen bald Gewissensbisse, ob man dem Wesen nicht Unrecht tue, während Slade nur den Unmengen von Geld hinterher eifert. Dann machen Wissenschaftler des Naturkundemuseums eine noch beängstigendere Entdeckung: Der gefangene Gorgo ist noch ein Junges, das wahrscheinlich von seiner Mutter getrennt wurde.

Die Brüder Frank, Herman und Maurice heißen eigentlich Kozinsky, dass ist aber weniger lukrativ im Geschäft, wo ein guter Name auch zur Marke werden kann. Also ändern sie einvernehmlich ihren Familiennamen in King. Durch Größen wie Louis B. Mayer oder Frank Capra, welche die Brüder von der Rennbahn her kennen, kommen sie ins Geschäft. Die King-Brüder beweisen ein Gespür für unterhaltsame Filmstoffe, die relativ gut zu produzieren sind. Gerade haben die Japaner vorgemacht, dass man spektakuläre Monsterfilme auch ohne sperrige und zeitraubende Spezialeffekte realisieren kann.

Die Kings konzipieren ihren Film nach dem Verfahren des sogenannten Suitmation, wie es bei dem Ungeheuer Godzilla angewendet wurde. Eine Wortmischung von Suit für Anzug, und Animation. Menschen in einem entsprechenden Kostüm, die durch Miniaturlandschaften laufen. Das Produzenten Trio engagiert dafür den erfahrenen Monster-Regisseur Eugène Lourié, der ein erstaunliches Portfolie mit einschlägigen Filmen vorweist, wie DAS UNGEHEUER VON LOCH NESS (Giant Behemoth), KOLOSS VON NEW YORK (Colossus Of New York) oder PANIK IN NEW YORK (Beast From 20,ooo Fathoms).

Als gestandene Kerle und glaubwürdige Draufgänger sind Bill Travers und William Sylvester besetzt. In Anbetracht, dass dieser Film kein Schauspieldrama ist, ergänzen sich beide Darsteller hervorragend in der Dualität ihrer Absichten. Es sind Männer, wie man sie in solchen Filmen erwartet. Als kindliche und jugendliche Identifikationsfigur sieht man Vincent Winter. Doch der junge Schauspieler ist zum Glück sehr zurück genommen, und ist nur in wenigen Szenen präsent, was den Störfaktor entgegen ähnlicher Produktionen, angenehm senkt.

Der Star ist natürlich Gorgo. Und die Tricktechniker erfüllen alle Erwartungen über das bekannte Maß. Sei es die Kreation des Ungeheuers selbst, oder die sehr detailreichen Modellbauten und -landschaften. Je nach Aufwand der Sequenz, wird zusätzlich die Rotoskopie Technik angewandt. Mit dem richtigen Abgleich zwei verschiedener Filmstreifen durch Beleuchtung und Farbkorrektur, kann mit Schauspielern eine Szene im sicheren Studio gedreht werden, und mit dramatischen Aufnahmen eines Monsters zu einem spektakulären Bild montiert werden.

Gorgo 5 - Copyright METRO-GOLDWYN-MAYER

 

 

Man merkt den ganzen Film hindurch, mit welcher Präzision Regisseur Eugène Lourié seine Kunst beherrscht. Kaum eine Szene ist zu lange, es ist immer auf den Punkt hin inszeniert, Leerlauf wird dem Zuschauer erspart. Und die entscheidenden Monster-Aufnahmen sind nicht nur sehr aufwendig, sondern vor allem spannend auf die Leinwand gebracht.

Freddie Young an der Kamera, und allen voran Filmmonteur Eric Boyd-Perkins gestalten die Spannungssequenzen sehr dynamisch. Mit wesentlich mehr Schnitten als ein herkömmlicher Film dieser Art, bleibt der Blick nicht nur auf der Kreatur. Seine wirkliche Spannung bezieht GORGO daraus, dass immer schnell zwischen den verschiedenen Beteiligten hin und her geschnitten wird, was eindrucksvoll Ursache und Wirkung demonstriert. Somit verzichtet man auf den reinen Effekt des gigantischen Monsters, sondern gestaltet diese Spannungssequenzen wesentlich aufregender.

Freddie Young zeigt die Kreatur auch nicht immer nur in voller Größe, sondern gerne auch einmal nur in ungewöhnlichen Detailaufnahmen. Für die Modell- und Monsteraufnahmen wurden sehr teure Zeitlupenkameras verwendet, um Bewegungen ein wenig zu verlangsamen. Das Maß von Kraft und Zerstörung wird dadurch sehr viel intensiver.

Die King-Brüder haben ein atemberaubendes Spektakel auf die Leinwand gebracht, dass ohne die Energie und den Einfallsreichtum aller Beteiligten so nicht möglich gewesen wäre. Noch dazu mit einem so überraschenden Ende, mit dem die wenigsten Kinogänger rechnen werden. Ob GORGO neben seinen Mitstreitern King Kong und Godzilla ebenso cineastischen Bestand haben wird, soll die Zukunft zeigen.

Gorgo 6 - Copyright METRO-GOLDWYN-MAYER

 

Darsteller: Bill Travers, William Sylvester, Vincent Winter, Christopher Rhodes, Joseph O’Conor Bruce Seton u.a.
Regie: Eugène Lourié
Drehbuch: John Loring, Daniel Hyatt (a.k.a. Robert L. Richards, Daniel James)
Kamera: Freddie Young
Bildschnitt: Eric Boyd-Perkins
Visual Effects: Tom Howard
Musik: Angelo Francesco Lavagnino
Aussstattung: Elliot Scott
Großbritannien / 1961
78 Minuten

Bildrechte: Metro-Goldwyn-Mayer
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