FFN 20: WE SUMMON THE DARKNESS

We summon Darkness 1, Copyright SABAN FilmsFFN20_kleinWE SUMMON THE DARKNESS
– Fantasy Filmfest 11.07.2020
– Bundesstart nicht bestätigt

Grundlage der Besprechung ist die amerikanische Blu-ray Fassung.
Sie sind jung, sie sind wild, und sie sind voller Selbstvertrauen. Drei junge Frauen auf dem Weg zu einem Heavy Metal Konzert. Val ist die extrovertiert lautstarke, Beverly zeigt sich vorsichtig zurückhaltend, und Alexis ist der besonnen dominante Kopf. Man will Spaß haben, schließlich ist es das ‚Festival für Satan‘. Jungs auf der gleichen Wellenlänge sind schnell aufgetan, aber schöner und bequemer feiert es sich schließlich in Daddys nahe gelegenem Landhaus. Da kann man die Mädels beim Wort nehmen, hier geht die Party richtig ab. Es ist 1988, und auch da gab es schon schlechte Musik.
Man muss Alan Trezza und Marc Meyers zugestehen, dass sie für das Drehbuch und die Inszenierung ihre Hausaufgaben gemacht haben. Handwerklich und erzähltechnisch ist WE SUMMON THE DARKNESS ein solider und unterhaltsamer Thriller, der sich am Slasher-Kino der Achtziger orientiert.

We Summon Darkness 3, Copyright SABAN Films

Zuerst scheint die Exposition von 30 Minuten für die ohnehin kurze Laufzeit von 91 Minuten etwas lang. Doch bereits beim filmschultechnischen ersten Plot-Point in Minute 20 gibt es einen zarten, wenngleich ungewissen Hinweis was da noch an Handlung aussteht. Das hier ganz eigen und wirklich aufdringlich mit dem Anfang von TEXAS CHAINSAW MASSACRE gespielt wird, ist nicht plump, sondern eher gekonnt charmant. Kamerafrau Tarin Anderson hat schon reichlich Erfahrung aus dem Genre mitgebracht. Allerdings fällt sie nicht mit Originalität oder Avantgardismus auf, eher mit routinierter Bildsprache, die zweckdienlich ist, und gleichzeitig die professionelle Absicht des Projekts unterstreicht. Denn gerade über die Bilder, und sehr geschickten Schnittfolgen wird schnell deutlich, dass diese Partynacht den gewöhnlichen Rahmen sprengen wird. Zuerst unscheinbar wirkende Close-Ups lassen nicht zu, dass man später von betrügerischen Zufällen reden kann. Da werden flüchtige Blickwechsel im Nachhinein plötzlich ziemlich sehr doppeldeutig interpretierbar.

Der Schock- und Blutgehalt ist auf einem für das Genre mittelmäßigen Niveau, dafür immer zum vollen Effekt dargeboten. Zum Glück versuchen sich die Macher erst gar nicht erst in komischen Einzeilern, oder inszenierter Witzigkeit. Der bittere, erfreulich schwarze Humor ergibt sich aus der gekonnt absurden Abfolge von immer verhängnisvolleren Wendungen. Da werden die Bösen schon einmal zu den bedauernswerten Opfern, oder richtet sich die Stimmung gegen die drangsalierten Pechvögel. Auch dabei ist es dem besonnenen Umgang mit dem Ausgangsmaterial zu verdanken, das die einzelnen Handlungsteile harmonisch und nicht um des Effektes willen ineinander greifen. Jede noch so unwahrscheinlich wirkende Situation, ist schon viel früher im Film angerissen und eingeführt.

Und das man den Film in den Achtzigern angesiedelt hat, ist gar nicht so beliebig wie es scheint. Zum einen umgeht er dabei die mühselige und vollkommen kontraproduktive Notwendigkeit, die vielen Möglichkeiten moderner Kommunikationsmittel und aktuell gesellschaftlichen Normen für einen fließenden Handlungsablauf zu eliminieren. Und zum anderen, gibt es reichlich Gelegenheit wieder einmal Metal- und Pop-Töne zu hören, die man schon lange nicht mehr hören wollte. WE SUMMON THE DARKNESS ist eben ein sehr unterhaltsamer und kaum enttäuschender Horror-Slasher, der perfekt auf ein jugendliches Publikum zugeschnitten ist. Für die erste Verabredung, oder einfach nur als Zeitvertreib. Für Genre-Fanatiker wird er hinter den Erwartungen bleiben. Dazu hätten Trezza und Meyers viel mehr Gas geben müssen. Unterhaltsam und sehenswert bleibt er allemal. Schon allein, weil sich die Macher nicht in irgendwelchen selbstgefälligen Extravaganzen verlieren, sondern im Rahmen ihrer Möglichkeiten all ihre künstlerische Kraft dem Film selbst unterordnen.

We Summon Darkness 4, Copyright SABAN Films

 

Darsteller: Alexandra Daddario, Maddie Hasson, Amy Forsyth, Keean Johnson, Logan Miller, Austin Swift, Johnny Knoxville u.a.
Regie: Marc Meyers
Drehbuch: Alan Trezza
Kamera: Tarin Anderson
Bildschnitt: Jamie Kirkpatrick, Joe Murphy
Musik: Tim Williams
Produktionsdesign: Kathy McCoy
USA – Kanada – Großbritannien
2019 / 91 Minuten

Bildrechte: SABAN Films
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