THE PEANUT BUTTER FALCON

THE PEANUT Peanut Butter Falcon 1, Copyright TOBIS FILM GmbHBUTTER FALCON
– Bundesstart 19.12.2019

Die Geschichte ist schnell gespoilert. Der 22 jährige Zak mit Down Syndrom flieht mit Hilfe des alten Carl aus einer Einrichtung für Betreutes Wohnen. Er will seinen Traum wahr machen und professioneller Wrestler werden. Der Krabbenfischer Tyler ist ebenfalls auf der Flucht, weil er in seiner unüberlegten impulsiven Art die Fallen anderer Fischer ins eigene Boot geleert hat. Beide tun sich auf den Weg durch North Carolina zusammen. Zak mit klarem Ziel vor Augen, Tyler vorerst ohne Plan, erkennt aber langsam in Zak eine Art Bestimmung. Um die emotionale Ebene noch weiter auszubauen, folgt ihnen die unsichere Betreuerin Eleanor, um den Jungen mit Down Syndrom wieder in seine sichere und schützende Umgebung zu bringen.

Bereits acht Jahre vorher hatten die Filmemacher Tyler Nilson und Michael Schwartz in einem Camp für angehende Schauspieler mit Behinderung den jungen Zack Gottsagen kennen gelernt. Und sein größter Wunsch war es Schauspieler zu werden. Lediglich auf putzige Nebenrollen reduziert, war ein Film mit jemanden mit Down Syndrom im Mittelpunkt kaum vorstellbar. Interesse bekundete letztendlich der befreundete Produzent David Thier, der den Film letztendlich auf den Weg brachte. Schließlich auch keine leichtes Unterfangen, denn das Filmemacher-Duo war sich einig, dass dies Zacks Film werden soll, konzentriert auf Zacks Wünsche und Vorstellungen. Gestaltet aber auch nach seinen körperlichen und geistigen Möglichkeiten. Und was lag näher, als Zack eine Figur auf den Leib zu schneidern, die ganz seinem Charakter entsprach. Zack wollte nichts sehnlicher als Schauspieler zu werden, Zak will nichts anderes als professioneller Wrestler sein.

Peanut Butter Falcon 2, Copyright TOBIS FILM GmbHGenau genommen ist die Handlung sehr unkompliziert, ziemlich vorhersehbar und eine Wiederholung von dramaturgischen Versatzstücken des klassischen man-kann-alles-erreichen-Themas. Die gegensätzlichen Typen könnten zum Beispiel auch Freunde werden. Überraschend ist das alles nicht. Überraschend ist, wie leicht und unbeschwert alles gespielt ist, wie offensichtlich die Regie den Darstellern größtmöglichen Freiraum ließ. Kaum eine Szene wirkt forciert, oder setzt auf den maximal emotionalen Effekt. Die Kamera und der Schnitt sind die Freunde von Zack Gottsagen und Shia LaBeouf. Die Bilder unterstützen die Atmosphäre die von den Figuren ausgeht, sie schafft keine eigene Stimmung. Kameramann Nigel Bluck verzichtet sogar auf die mögliche Romantisierung von Landschaftsaufnahmen. Nat Fullers und Kevin Tents Schnitt findet immer die idealen Punkte in den Szenen, kosten nichts zu lange aus, lassen aber immer genügend Raum damit die stete Entwicklung im Handlungsverlauf  aufgenommen werden kann. Selbst Witz und leisen Humor, und davon gibt es reichlich, inszenieren die beiden Regisseure eher beiläufig, nicht aufdringlich oder merklich gewollt. Viele Dialoge sind ohnehin improvisiert, was der Stimmung sehr zuträglich ist.
„Was habe ich dir gesagt, ist die erste Regel!“ „Party?“

Peanut Butter Falcon 3, Copyright TOBIS FILM GmbHTHE PEANUT BUTTER FALCON ist ein bekennender, aber auch nicht zu leugnender Feel-Good-Movie. So erfrischend ehrlich gespielt und feinfühlig inszeniert, das selbst am Kitsch kratzende Momente einen einnehmenden Charme bekommen. Da zaubert eine vollkommen vorhersehbare Überraschung eher ein zufriedenes Lächeln. Und so hat Zack Gottsagen sein selbst gestecktes Ziel erreicht, er ist Schauspieler geworden. Die Hauptrolle in seinem ureigenen Film. Es wird sehr schwer sein für diesen außergewöhnlichen Mann, diese Chance noch einmal zu erhalten. Aber wer weiß. Jedenfalls kann ihm niemand mehr nehmen, einen der bemerkenswertesten und angenehmsten Filme des vergangenen Kinojahres angeführt zu haben. Und das allein ist sein Verdienst, von der Idee bis zur Umsetzung.

Ein kleiner Beitrag zum nutzlose Wissen: Bruce Dern spielt hier an der Seite von Dakota Johnson. In DJANGO UNCHAINED spielte Dern neben ihrem Vater Don Johnson. Mit ihrer Mutter Melanie Griffith war Dern in MULLHOLLAND FALLS zu sehen. Und eine seiner ersten Rollen bestritt Bruce Dern in MARNIE neben Dakotas Großmutter und Melanies Mutter Tippi Hedren.

Peanut Butter Falcon 4, Copyright TOBIS FILM GmbH

Darsteller: Zack Gottsagen, Dakota Johnson, Shia LaBeouf, Bruce Dern, Jon Bernthal, Thomas Haden Church u.a.
Drehbuch & Regie: Tyler Nilson, Michael Schwartz
Kamera: Nigel Bluck
Bildschnitt: Nat Fuller, Kevin Tent
Musik: Zachary Dawes, Noam Pikelny, Jonathan Sadoff, Gabe Witcher
Produktionsdesign: Gabrael Wilson
USA / 2019
97 Minuten

Bildrechte: TOBIS FILM GmbH
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