James Cameron & TERMINATOR: DARK FATE

Terminator Dark Fate a, Copyright 20th CENTURY FOXTERMINATOR: DARK FATE
– Bundesstart 24.10.2019

35 Jahre ist es her, wo man noch leicht zu beeindrucken war. Ein Typ in Lederjacke und mit Sonnenbrille schießt alles unreflektiert über den Haufen, was ihn von seiner Mission abhält. Ein anderer Typ faselt was von Zukunft und Herrschaft der Maschinen. Aber wenn juckt das schon. Es ist einfach nur herrlich anzusehen, wie unentwegt aufeinander geschossen wird, wie alle Konventionen des Actionfilms gebrochen werden konnten, weil der Böse eben ein unverwundbarer Roboter ist. Oder Cyborg, oder einfach nur Maschine. Wie man das Kind auch nennen mochte, es war Aufsehen erregend. Wie sollte da auch der Kultfaktor ausbleiben. Und da Fortsetzungen keine Erfindung des 21. Jahrhunderts sind, wusste man schon damals den Rahm abzuschöpfen. James Cameron heißt der Kerl, der 1984 den TERMINATOR frei setzte. Schon ein Jahr später tat dieser Cameron etwas ganz außerordentliches, was das moderne Kino erneut in seinen Grundfesten erschütterte. Er schuf eine Fortsetzung zu dem bis dahin eindringlichsten Horror-Schocker seit DER EXORZIST.

Fortsetzungen sind wirklich James Camerons Ding. Gerade heute würde man sich wünschen, mehr Filmemacher hätten die Kreativität und den Mut, wie Cameron damals in den Achtzigern. TERMINATOR sollte eine direkte Weiterführung der angefangenen Geschichte erfahren, aber keine überhöhte Wiederholung des Bekannten werden. Er wusste ja schon bei ALIENS, dass er erst gar nicht die Atmosphäre, das Design, den Horror- und Blutfaktor von Ridley Scotts unmittelbaren Science Fiction Klassiker ALIEN steigern konnte. Ohne einen Bruch in die Geschichte zu bringen, wandelte er die Fortsetzung in ein gewaltiges Action-Spektakel. Und da standen plötzlich zwei Filme untrennbar voneinander auf gleicher Höhe, und jeder für sich ein eigenständiges Meisterwerk. Und mit Filmen wie TERMINATOR und ALIENS, sowie einem nach Geld lechzenden Studio im Rücken, standen James Cameron alle Möglichkeiten offen. Erneut erzählte er seine Geschichte weiter, ohne den Vorgänger zu vernachlässigen, sich immer seiner Bedeutung bewusst. Nur würfelte er kräftig und äußerst raffiniert alle Versatzstücke durcheinander, und weil Geld keine Rolle spielte, trieb er die besten Effekt-Spezialisten über alle bekannten Grenzen.

TERMINATOR 2 – JUDGMENT DAY war, und ist noch heute, ein Meilenstein der Tricktechnik, sowie ein Meisterwerk wie er Computereffekte mit furioser Action vermischte. T2 war kongeniale Fortsetzung und eigenständiger Film zugleich. Aus der hilfsbedürftigen Sarah Connor hatte Cameron eine feminine Kampfmaschine geformt. Und das so stimmig, dass es wie die einzig logische Entwicklung erschien. Trotz mittlerweile vieler dominierender Frauen im Action-Film, sind Sarah Connor und Ellen Ripley aus ALIEN selbst nach 35 Jahren noch die unumstößlichen Galionsfiguren und immerwährenden Wegbereiter für knallharte, hochgerüstete Frauenrollen. So konnte der Tag des Jüngsten Gerichts verhindert werden. Sarahs Sohn John konnte unbeschadet sein Schicksal erfüllen. Die Geschichte war erzählt, und James Cameron hörte auf, als es am schönsten war.

Nach ein paar Gesetzesänderungen, sieht das Urheberrechtsgesetz in Amerika vor, dass die Rechte nunmehr nach 35 Jahren an den Urheber zurück fallen. Kaum geschehen, leidet James Cameron wieder ein eigenes Terminator-Projekt in die Wege. Allerdings konzipiert er lediglich die Geschichte, und das mit fünf anderen Autoren. Das Drehbuch selbst schrieben David S. Goyer, Justin Rhodes und Billy Ray. Ebenso die Regie, welche Cameron DEADPOOLs Tim Miller überließ, angeblich wegen der vier in Produktion befindlichen AVATAR-Teile. Als Außenstehender lässt sich nicht nachvollziehen, ob Cameron aus rechtlichen Gründen jeden Bezug zu den ohne ihn produzierten drei Filmen T3, SALVATION und GENYSIS vermeiden musste, oder er es aus gekränktem Trotz diese Teile ignorierte. Vielleicht waren es sogar künstlerisch kreative Entscheidungen, denn die würden als Erklärung am stimmigsten in das Gesamtkonzept passen.

Terminator Dark Fate b, Copyright 20th CENTURY FOX

TERMINATOR: DARK FATE ist ein furioser Action-Knaller, der jedem Freund des Genre genau das bietet, was dessen Herz ersehnt. Und wie es sich für einen Film gehört, in dem es um Zeitreisen und mordende kybernetische Maschinen geht, fällt auch dieser Film von einem Logikloch ins nächste. Vielleicht hätte man das umgehen können. Vielleicht. Aber darauf kommt es nicht an. Bereits seine zwei für ihn relevanten Vorgänger, hatten nicht die Absicht ihre Doktorarbeit in Quantenphysik zu schreiben. Es geht allein darum den größtmöglichen WTF-Effekt zu erzielen. Und mit den technisch, kreativen Abteilungen die exzellent ineinandergreifen, erreicht auch DARK FATE ein Höchstmaß an Kinounterhaltung. Ton, Bild, Schnitt, Effekte und natürlich die treibende szenische Choreographie sind erwartungsgemäß immer eine Stufe über dem aktuellen Hollywood-Standard.

Seine besten Szenen allerdings, zieht der Film aus drei winzigen Szenen, welche mit vertrauten und liebgewonnen Versatzstücken spielen. Für Neueinsteiger vielleicht nichtssagend, aber auch nicht fragwürdig, für den Liebhaber der ersten Stunde allerdings grandiose Reminiszenzen. Definitiv zu dick aufgetragen hat man allerdings mit den Referenzen an die aktuelle Politik eines einzelnen Mannes in Amerika. Das sich die Handlung versucht mit Natalia Reyes und Diego Boneta auf zwei Latinos zu fixieren, ist hingegen ein willkommener Einfall. Gerade große Hollywood-Produktionen fallen in den letzten Jahren unangenehm dadurch auf, sich dem chinesischen Markt anzubiedern. Selbst DARK FATE hat mit Tencent Pictures chinesische Finger im Spiel. Letztendlich richtete sich das Augenmerk aber immer auf Linda Hamilton und Arnold Schwarzenegger, wie will man so etwas auch umgehen. Für viele Zyniker mag es überraschend sein, aber wie Schwarzenegger ausgerechnet eine artifizielle Killermaschine darstellt, ist ohne Übertreibung Schauspielkunst genannt. Regisseur Miller verlässt sich auf seine Hauptdarsteller, und die liefern. Gerade bei den Interaktionen mit Hamilton beweist sich der gebürtige Österreicher als subtiler Akteur. Zwischen beiden funktioniert das Spiel bevorzugt durch kleine Gesten und unaufdringlicher Mimik.

Trotz seiner großartigen Schauwerte und des unübersehbaren Produktionsaufwandes, kann DARK FATE nicht in dem erwarteten Maß an Teil Eins und Zwei anknüpfen. Dazu fehlt ihm schlichtweg die notwendige Portion gewagter Originalität und die Möglichkeit künstlerischer Expansion. Wie hätte sich DARK FATE auch entwickeln können, war TERMINATOR noch handgemachte Action und T2 bereits Computer animierter Bombast. In einer Zeit wo sich die Frage des Machbaren gar nicht mehr stellt, ist eine Steigerung oder anderweitige Orientierung schwer möglich. Vielleicht ist es sogar unmöglich, sieht sich selbst ein James Cameron dem Zuschauer gegenüber verpflichtet diesen nicht vor den Kopf zu stoßen, oder nachwievor involvierte Studios, die ihre Bilanzen nicht aus den Augen verlieren.

Sehr ärgerlich und eigentlich eine Frechheit gegenüber dem deutschen Zuschauer, ist dabei wieder einmal die missratene Synchronisation. Man könnte annehmen, dass vielleicht die Originalstimmen ebenso unmotiviert und unnatürlich sprechen. Wenn man aber sogar offen im Bild sieht, das Dialog und Akzentuierung überhaupt nicht mit Mimik und Gestik der Darsteller übereinstimmen, dann ist das eine Herabwürdigung des Werkes und respektlos gegenüber dem Zuschauer. TERMINATOR: DARK FATE ist ein wohlgemeintes und tatsächlich mitreißendes Action-Spektakel, das man sich gerne gefallen lässt. Wer die Logikfragen stellt, sollte dies zuhause tun, und stattdessen einfach genießen, wie für zwei Stunden auf hohem Niveau Menschen und Maschinen den Regeln der Physik widersprechen. Mehr ist da einfach nicht, denn das Überraschungsmoment bleibt aus.

Terminator Dark Fate b, Copyright 20th CENTURY FOX

Darsteller: Linda Hamilton, Arnold Schwarzenegger, Mackenzie Davis, Gabriel Luna, Natalia Reyes, Diego Boneta, Edward Furlong u.a.
Regie: Tim Miller
Drehbuch: David S. Goyer, Justin Rhodes, Billy Ray
Kamera: Ken Seng
Bildschnitt: Julian Clarke
Musik: Junkie XL (Tom Holgenborg)
Produktionsdesign: Sonja Klaus
China – USA / 2019
128 Minuten

Bildrechte: 20th CENTURY FOX
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