Ye wen wai zhuan: Zhang tian zhi
Master Z: The Ip Man Legacy
– Bundesstart 09.05.2019
Meister Ip Man ist geschlagen, wie es die Anhänger des Wing Chun erleben konnten. Doch Herausforderer Cheung Tin-chi, wurde letztendlich hinter verschlossenen Türen eines Besseren belehrt, wer der wahre Meister dieser Kampfkunst ist. Die Schmach führte zur Leuterung. Für die Außenwelt war nun Cheung Tin-chi der führende Lehrer, doch damit konnte und wollte er sich nicht schmücken. Er gab seine Schule auf, hörte auf zu lehren, und begann ein Leben als sehr einfacher Mensch. Aber die Vergangenheit redet ja immer wieder gerne einmal mit.
Die Geschichten um Ip Man sind schon Legenden für sich. Jetzt sind die Initiatoren auf die Idee gekommen, eine weitere Reihe zu kreieren, natürlich im Schatten und mit Unterstützung von Ip Man. Und die Idee ist gar nicht so ungeschickt. MASTER Z ist nicht nur ein Spin-Off, sondern gleichzeitig auch eine direkte Fortsetzung von IP MAN 3. Stärker als im Vorgänger, pflegt MASTER Z den Stil der Martial-Arts-Kracher aus den Neunzehnhundertsiebzigern. Eine simple Geschichte, Bilder in knallbunter Beleuchtung, der unfreiwillige Held, und selbstverständlich vermeintliche Außenaufnahmen in überbordender Studiokulisse. Man kann MASTER Z durchaus als gelungene Hommage an die vergangene Zeit sehen, worin sich Quentin Tarantino in KILL BILL eher bemüht zeigte.
Woo-Ping Yuen gab sein Regiedebut 1978 mit DIE SCHLANGE IM SCHATTEN DES ADLERS, und hat an seinem Stil seither kaum etwas geändert. Auch die legendäre DRUNKEN MASTER Reihe ging auf sein Konto. Sich bis heute selbst treu zu bleiben, scheint da keine so schlechte Idee. Stellte IP MAN zwischen den spektakulären Kampfszenen immer wieder die eigentliche Philosophie und Ideologie von Wing Chun in den Vordergrund, setzt MASTER Z vehement auf körperliche Action. Dabei bestand Woo-Ping Yuen seinem Motto getreu, auf akrobatische Kämpfe und sehr viel Drahtseil Unterstützung. In einigen Szenen geht dabei die Ästhetik der Kampfkunst etwas verloren.
Der Freund von handfesten Martial-Arts Kämpfen und wilder Artistik kommt dabei niemals zu kurz. Und wer seine Jugend mit den Produktionen der Shaw Brothers verbracht hat, bekommt wieder einen Hauch jener Tage zu spüren. Etwas weniger Einsatz des unsichtbaren Seiles, um die Kämpfer fast schweben zu lassen, hätte der Action durchaus noch mehr Intensität verliehen. Besonders bei einem Kampf von Dave Bautista, wäre wesentlich weniger auch wesentlich mehr gewesen. Aber MASTER Z bleibt trotz einiger Abstriche ein sehr solider Kampfkunst-Film, der durchaus unterhält, auch wenn er Tiefe absolut vermissen lässt.
Jin Zhang kommt als Cheung Tin-chi sehr selten über seinen melancholischen Blick hinaus. Doch wo er darstellerisch im Defizit bleibt, wächst er als Kämpfer und Akrobat wieder über sich hinaus. Und nur das sollte man bei diesem Film im Auge behalten, denn alleine die sehr dünne Geschichte mit ihren leicht übersteigerten Emotionen, könnte niemanden vor die Leinwand locken. MASTER Z ist eben ein Kind des asiatischen Kinos, welches immer wieder knallharte Sequenzen und überhöhte Sentimentalität abwechseln lässt. Damit kann sich ein westlich orientiertes Publikum selten anfreunden. Und wer es doch möchte, wird dafür bestens unterhalten.
Darsteller: Jin Zhang, Xing Yu, Dave Bautista, Michelle Yeoh, Tony Jaa, Liu Yan u.a.
Regie, Stunt-Coordinator: Woo-Ping Yuen
Drehbuch: Edmond Wong, Tai-lee Chan
Kamera: David Fu, Seppe Van Grieken
Bildschnitt: Kai Pong Chow, Chi-Leung Kwong
Musik: Day Tai
Produktionsdesign: Raymond Chan
Hong Kong / China – 2018
107 Minuten