FISHERMAN’s FRIENDS

Fisherman's Friends 1, Copyright SPLENDID FILMSFISHERMAN’s FRIENDS
– Bundesstart 08.08.2019

Jeden Freitag, nur so aus einer Laune heraus, kommen zehn Seeleute am Hafen von Port Isaac zusammen und singen Shanties. Das kleine Fischerdorf ist nicht Film unerfahren, zahlreiche Fernsehfilme nutzten die ursprünglichen Häuser und Gassen als Kulisse. Da blieb die geheime Attraktion des Ortes im Bezirk Cornwall nicht mehr sehr lange geheim. Zwei CDs hatten die Fisherman’s Friends selbst aufgenommen und verkauft. Auch nur aus Lust und Laune. Doch ein hartnäckiger Produzent von Universal hatte das Gespür für mehr. Das dritte Album der Fisherman’s Friends wurde professionell produziert, aufgenommen und vertrieben. Was im Vorfeld undenkbar galt, wurde Wirklichkeit. Das mit traditionellen Seemannsliedern bestückte Album stieg in England auf Platz 9 in die Charts ein. Wie lange konnte es da dauern, bis findige Produzenten das Filmpotential darin erkennen würden.


Auch wenn sich der Film mit dem Prädikat der „wahren Begebenheit“ schmückt, ist die Geschichte der Verhandlungen über den ersten Plattenvertrag und das Entstehen des Albums rein fiktiv. Und das ist auch gut so, und wird der ursprünglichen Geschichte dennoch mehr als gerecht. Die singende Truppe umfasst schließlich zehn Mann, und zehn Einzelschicksalen den notwendigen Respekt zu zollen, überschreitet jede Filmproduktion bei weitem. Im richtigen Leben sind auch nicht alle Hobbysänger wirklich Fischer, einig sind Händler oder sind bei der Küstenrettung, aber alle verdienen im maritimen Bereich ihre Brötchen. Der Film zeigt sie alle in Personalunion in allen Tätigkeitsfeldern. Das schweißt die Friends als Kollektiv für den Zuschauer zusammen. Als Herzstück und emotionales Zentrum fungiert dabei der knorrige Jim, gespielt von einem überragend stoischen James Purefoy. Richtig fiktiv, aber umso schöner zu genießen, ist die Geschichte von Musikproduzent Danny. Sein Chef gönnt sich einen bösen Streich, und schickt Danny an, die Fisherman’s Friends unter Vertrag zu nehmen.

Fisherman's Friends 2, Copyright FISHERMAN's FRIENDSEs ist natürlich die typische Geschichte vom Fisch aus dem Wasser, wie Danny versucht in der Gemeinschaft der Menschen von Port Isaac Fuß zu fassen, und die Gruppe zu einem professionellen Album zu überreden. Aber wie soll einem Großstadtmenschen gelingen, gegen den Wind und Meeresbrise gegerbten Charme der Dorfbewohner anzukommen. Noch dazu, wo sich Danny in die allein erziehende Mutter Alwyn verknallt, die ausgerechnet Jims Tochter ist. Mit Daniel Mays als Danny, hat der Film einen weiteren großen Wurf gemacht. Sein Charakter bleibt von Großstadtallüren und Überheblichkeiten verschont, noch dazu, dass Mays jetzt in Aussehen und Statur nicht der typischen Heldenfigur entspricht. Aber genau das spricht für die Glaubwürdigkeit der Figur und dem gesamtheitlichen Charisma des Films. Was unweigerlich zu den fantastischen Fisherman’s Friends führt, die dramaturgisch bedingt etwas in den Hintergrund rücken, aber mit ständiger Präsenz glänzen. Es sind allesamt einfach diese Typen, mit denen man viel Spaß haben kann, die das Herz am rechten Fleck haben, und denen man nichts vormachen kann. Bescheidene Menschen, die ihr ehrliches Leben genau aus ihrer Bescheidenheit heraus zu schätzen wissen.

Es ist ja selten geworden, dass ein Film einfach mal in Ruhe und unaufdringlich erzählt wird. Eine Produktion, die ohne Schnick-Schnack und übersteigerter, erzählerischer Dramatik und Figuren betonter Egozentrik auskommt. FISHERMAN’s FRIENDS ist ein äußerst charmanter Film, der seinen eigenen Ansprüchen vollkommen gerecht wird. Und der es schafft, sogar die absehbarsten Klischees ganz natürlich wirken zu lassen. Da wird sich der ein oder andere im Nachhinein selbst dabei überraschen, einmal einigen Hörproben von Shanties zu lauschen.

Fisherman's Friends 3, Copyright FISHERMAN's FRIENDS

Darsteller: Tuppence Middleton, James Purefoy, Daniel Mays, Christian Brassington, David Hayman, Noel Clarke, Christopher Villiers, Maggie Steed u.a.
Regie: Chris Foggin
Drehbuch: Piers Ashworth, Meg Leonard, Nick Moorcroft
Kamera: Simon Tindall
Bildschnitt: Johnny Daukes
Musik: Rupert Christie
Produktionsdesign: Hannah Purdy Foggin
Großbritannien / 2019
112 Minuten

Bildrechte: SPLENDID FILMS

 

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