FFF ’19: FEEDBACK

FEEDBACK a, Copyright BLUE FOX EntertainmentFFF19, Copyright ROSEBUD ENTERTAINMENTFEEDBACK
– ab 29. November 2019
auf DVD / Blu-ray

Was einmal in die Welt getragen wurde, wird auch immer dort bleiben. Das ist nicht erst in Zeiten des Internet zu einer eisernen Regel geworden. Wenngleich es da natürlich alles leichter nachvollziehbar bleibt. Der Spruch gilt auch für Funk und Fernsehen, was sich Pedro Alonso auch für sein Spielfilmdebut zunutze macht. Und mit Jarvis Dolans populären Radioshow ‚The Grim Reality‘ findet er dafür die perfekte Plattform. Was mit nüchterner Distanz beginnt, entwickelt sich schnell zu einem eindringlichen Thriller, der seinen Charakteren fast unangenehm nahekommt. Wie einnehmend Alonso der Spannungsaufbau von FEEDBACK gelingt, zeigt sich allein an den Kulissen. Kaum jemand nimmt wahr, dass der Film zu neunzig Prozent in nur einem Setting spielt.

Jarvis Dolans kontroverse Sendung verliert langsam an Hörern. Mit den Gedanken eigentlich bei der Zukunft seiner Karriere, übernehmen zwei Maskierte das Sendestudio, und zwingen ihn seine Show wie gehabt fort zu setzen. Allerdings mit den thematischen Vorgaben der Geiselnehmer. Und Pedro C. Alonsos verbales Katz und Maus Spiel, welches er zusammen mit Alberto Marini in Drehbuchform gebracht hat, entfaltet eine fesselnde Dynamik, welche in so einer Intensität selten auf Film gebannt wurde.

Doch FEEDBACK ist weit mehr als nur intensives Kammerspiel, welches sich auf seinen Darstellern ausruhen könnte. Die Atmosphäre besticht auch durch einen exzellenten, utopisch anmutenden Set-Aufbau, und einem hervorragenden Ton-Design, welches oftmals unterschwellig und kaum wahrnehmbar psychologischen Einfluss nimmt. Das FEEDBACK sein Publikum so geschickt an sich bindet, liegt im perfekten Ineinandergreifen aller seiner Gewerke. Aber selbstverständlich stehen dabei an erster Stelle die verschiedenen Figuren, von denen nicht unbedingt alle wirklich überzeugen. Aber FEEDBACK ist ohnehin Eddie Marsans Film, bei dem es schon längst überfällig war, aufgrund seines Talentes endlich einen Film anzuführen. Und wenn man dabei ein terminologisches Klischee anführen muss: Marsan ist FEEDBACK.

Anfänglich geht es noch um eine einfache anarchistische Geiselnahme. Aber die Geschichte baut sich nach und nach zu einer Tour de Force von Worten und Manipulation auf. Wer will was, und warum? Wer lügt, und wessen Absichten sind ehrlich? Wann immer man als Zuschauer glaubt, das Geflecht zu durchschauen, gibt es eine kleine Wendung. Das Drehbuch vermeidet sehr konsequent, überraschend den großen Hasen aus dem Zylinder zu ziehen. Eher unterschwellig wird das Publikum immer wieder zum Umdenken gezwungen. Es könnte auch gelogen werden, um der Wahrheit näher zu kommen. Oder sagt jemand die Wahrheit, um ein ganz anderes Ziel zu erreichen, als nur die eigene Haut zu retten.

Aber FEEDBACK ist kein geschwätziges Kinostück. Da wird sehr viel über das mimische Spiel ausgesagt, welches man allerdings erst richtig einordnen muss. Und dann gibt es kurze, unerwartete Szenen, die in ihrer grafischen Gewalt durchaus gerechtfertigt sind, aber dem Zuschauer einiges abverlangen. Also ist nichts, wie es unbedingt sein sollte, oder man zu verstehen glaubt. So werden Psycho-Thriller gemacht. Was für eine cineastische Sünde, das sich kein Verleih für diese, auf den ersten Blick unscheinbare Perle gefunden hat. Engster Raum, ganz wenige Schauspieler, aber ganz großes Kino.

FEEDBACK b Copyright BLUE FOX Entertainment

Darsteller: Eddie Marsan, Paul Anderson, Ivana Baquero, Richard Brake, Oliver Coopersmith, Anthony Head u.a.
Drehbuch: Pedro C. Alonso
Drehbuch: Alberto Marini, Pedro C. Alonso
Kamera: Ángel Iguácel
Musik: Sergio Moure
Großbritannien / 2019
97 Minuten

Bildrechte: BLUE FOX ENTERTAINMENT
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