KING OF THIEVES – Bundesstart 25.04.2019
Gerade mal ein Jahre vor diesem Film, brillierte Michael Caine in ABGANG MIT STIL. Er brillierte nicht alleine, an seiner Seite waren Morgan Freeman und Alan Arkin. Dieses Remake des Klassikers von 1979 zeichnet sich ebenfalls durch ein starkes Ensemble aus. Und ohne eine perfekt funktionierende Gruppe kommt auch EIN LETZTER JOB nicht aus. Wieder wird sie von Michael Caine angeführt. Und wieder geht es um in die Jahre gekommene Männer, die einen großen Raub planen und ausführen. Man darf sich nicht wundern, aber es ist eine Geschichte die tatsächlich auf wahren Ereignissen beruht. Weiterhin sollte man sich nicht wundern, dass auch EIN LETZTER JOB ein Remake ist. Der Einbruch ins Hatton Garden Tresordepot war bereits bei zwei Filmen das Thema. Schließlich war es mit geschätzten 200 Millionen Pfund, der ergiebigste Raub in der Geschichte Großbritanniens.
Sie sind wahrlich nicht mehr die Jüngsten. Nicht mehr so beweglich, schwerhörig, verbittert, aber sie waren einmal die Größten in ihrem Metier. Als Mittelsmann bleibt da für den jungen Basil nur der frisch verwitwete Brian Reacher, der die ehemals Besten noch einmal zusammen holt. Mit viel Vorbereitung und ungebrochenem Ehrgeiz, geht es an einem langen Osterwochenende hinab zu den Schließfächern. Wenig läuft so, wie geplant, aber dafür waren die Alten eben einmal die Besten. Sie bleiben besonnen, und guter Dinge.
Lustig, hintersinnig, und mit viel Charme spielen sich diese sehr unterschiedlichen Charaktere in die Herzen des Publikums. James Marsh inszenierte das Ganze mit viel Gespür für Figuren und Darsteller. Die Themen um Alter und Altersstarrsinn, Lebenserfahrung und Befindlichkeiten, bilden den eigentlichen Kern. Mit ihrer Selbstverständlichkeit für den Job, machen die Herren den eigentliche Raub zu einem Spaziergang, wo selbst Rückschläge mit einem Achselzucken hingenommen werden. Das macht sehr viel Spaß, und zieht den Zuschauer umgehend auf die Seite der Verbrecher. Genauso schnell wird deutlich, dass dies nur in einem reibungslosen Zusammenspiel von Regie, Darsteller und Charakterzeichnung funktioniert. Während Danny Cohen mit seiner Kamera keine Überraschungen bietet, geben Jinx Godfrey und Nick Moore im Schnitt dem Film eine sehr dynamische Note. Einstellungen innerhalb einer Szene greifen nicht fließend ineinander, sondern werden auf das Notwendigste reduziert. Im positiven Sinne. Das schafft Tempo, ohne hektisch oder sprunghaft zu wirken, und unterstützt die Glaubwürdigkeit in der Professionalität, und vor allem die teilweise Rüstigkeit der längst in die Jahre gekommenen Figuren.
Das macht Spaß, wie bereits erwähnt. Und es ist gefällig, was allerdings immer ein böses Wort ist, in Zusammenhang mit anspruchsvoller Unterhaltung. Nach etwas über der Hälfte macht der Film eine Kehrtwende. Das ist überraschend, aber natürlich, doch nicht mehr so amüsant. Denn bei der Bande schleicht sich unmerklich Missgunst und Eitelkeit ein, was die Stimmung des Films drastisch ändert. Das wiederrum macht es dem Polizeiapparat leichter, wenn Stolz und Überheblichkeit unvorsichtig macht. Hier beweist sich erneut das Geschick von Regisseur Marsh, wenn er Handlungsteile über Bilder und Schnitt erzählt. Kein Wort fällt zwischen den Ordnungshütern, wenn immer wieder deren Fortschritte bei den Ermittlungen gezeigt werden, und sich die Schlinge um die Gauner immer enger zieht. Ganze Handlungsabläufe ohne Kommentare, oder aufklärende Dialoge zu generieren, ist gerade im Mainstream sehr selten geworden. Marsh macht dies, neben den Streitigkeiten unter der Bande, zu einer zweiten Spannungsebene.
Die Splittung der Geschichte und ihrer unterschiedlichen Stimmungen, lassen den Film nicht ganz rund laufen. Doch bleibt die Freude an dem fantastischen Ensemble, wo die Charaktere nicht unterschiedlicher sein könnten, die aber eine glaubwürdige Einheit bilden. Und zudem ist es eine Geschichte nach wahren Begebenheiten. Wieviel davon wahr ist, sollte jeder für sich herausfinden. Für KING OF THIEVES als Film ist es irrelevant.
Darsteller: Michael Caine, Michael Gambon, Charlie Cox, Ray Winstone, Jim Broadbent, Tom Courtenay u.a.
Regie: James Marsh
Drehbuch: Joe Penhall, nach einem Artikel von Mark Seal
Kamera: Danny Cohen
Bildschnitt: Jinx Godfrey, Nick Moore
Musik: Benjamin Wallfisch
Produktionsdesign: Chris Oddy
Großbritannien / 2018
108 Minuten