HIDDEN FIGURES – Bundesstart 02.02.2017
Der Titel HIDDEN FIGURES hat vielerlei Bedeutung. Unter anderem deutet er auf die mathematischen Schwierigkeiten hin, mit denen sich die Charaktere im Zeichen des Fortschritts herumschlagen müssen. Oder es ist auch der Hinweis auf eine Gruppe Menschen, die im Weltraumprogramm der NASA nach außen hin stark zurückhaltend präsentiert wurden. Es ist 1961, Präsident Kennedy hat der Nation versprochen, noch vor Ende der Dekade auf dem Mond zu landen. Nicht weil es leicht ist, sondern gerade weil es schwierig ist. Da ist Mary Jackson, welche Ingenieurin für Weltraumkapseln werden möchte. Und Dorothy Vaughan, die eine riesige Abteilung leitet, ohne danach bezahlt zu werden, und auch nicht den Titel erhält. Oder das Mathegenie Katherine Johnson, die lediglich zu stumpfen Revisionsanalysen verdammt wird. Es ist 1961, und die drei Damen sind Farbige. Damals durfte man das so noch sagen. Manchmal fällt sogar das Wort Neger, der Europäer wird sich wieder einmal empört zeigen.
Theodore Melfi zeigt mit HIDDEN FIGURES seinen erst zweiten Langfilm, nach der überraschenden Tragikomödie ST. VINCENT. Doch erneut beweist er ein sehr zartfühlendes Händchen für Charakter und Erzählstil. Das Drehbuch hat er zusammen mit Allison Schroeder verfasste, eine Newcomerin beim Spielfilm. Mit den drei Hauptdarstellerinnen Henson, Spencer und Monáe, sowie den Nebenrollen Costner, Dunst, Parsons und Ali, müsste man glaube, dass ein Film in trockenen Tüchern ist. Aber weder Buch, Inszenierung, noch das Ensemble machen es sich leicht. Es ist 1961, und sehr leicht hätte HIDDEN FIGURES mit stereotypen Klischees die Dramatik erhöhen können. Selbstverständlich baut die Geschichte immer wieder solche Situationen auf, nur um diese letztendlich mit leichter Hand und Augenzwinkern aufzubrechen.
Ständig verleiht Theodore Melfi seinen Film eine leichten Ton, der sich sehr wohlwollend vom erhobenen Zeigefinger abwendet. Nicht ohne gewisse Dramatik, aber stets darauf bedacht, keine künstlichen Emotionen beim Zuschauer abzugreifen. HIDDEN FIGURES legt viel mehr Wert auf dezenten Humor, bevor er auf der Tragik der Rassenfrage herum reitet. Das macht den Film zu einer sehr wohltuenden Abwechslung von thematisch ähnlichen Filmen. Theodore Melfi gibt dem Zuschauer eine wunderbare Möglichkeit, sich selbst ein historisches Bild zu erschaffen, ohne manipulativ eine Meinung verpasst zu bekommen.
Ein wunderbares Ensemble, eine tolle, aber auch straffe Inszenierung, und geschichtlich tatsächlich sehr informativ. Das gibt es in dieser Form kaum im Kino, nicht in der Form wie uns Theodore Melfi seinen Film präsentiert. Eigentlich kann man bei einem Besuch von HIDDEN FIGURES nichts falsch machen.
Darsteller: Taraji P. Henson, Octavia Spencer, Janelle Monáe, Kevin Costner, Kirsten Dunst, Mahershala Ali, Jim Parsons u.a.
Regie: Theodore Melfi
Drehbuch: Theodore Melfi, Allison Schroeder
Kamera: Mandy Walker
Bildschnitt: Peter Teschner
Musik: Hans Zimmer, Pharrell Williams, Benjamin Wallfisch
Produktionsdesign: Wynn Thomas
USA / 2017
127 Minuten