HELL OR HIGH WATER – Bundesstart 12.01.2017
„Hell or high water“ ist so etwas wie ein Synonym für „Alles oder Nichts“. Autor Taylor Sheridan hat das thematisch schon in SICARIO hervorragend eingebaut, wo niemand der zu sein scheint, den er vorgibt. Sheridan hat sich als Darsteller durch eine ziemlich Anzahl von Serien wie VERONICA MARS oder SONS OF ANARCHY gearbeitet. Aber nun mit HELL OR HIGH WATER, scheint er seine eigentliche Bestimmung gefunden haben, und zeigt, dass der Erfolg von SICARIO kein Zufall war. Zwei weitere Film auf Grundlage seiner Drehbücher sind bereits in Vorproduktion.
Die Geschichte ist keine Neue. Heißt es nicht, alle Geschichten wären in Hollywood schon erzählt? Die Brüder Toby und Tanner rauben Banken aus. Nicht wirklich ein Spoiler, weil er Film damit beginnt. Also, Gnade. Es geht darum, wie soll es in einer Geschichte im mittleren Westen auch anders sein, die elterliche Farm vor der Enteignung der Bank zu retten. Ihnen auf den Fersen ist ein unglaublich faszinierender Jeff Bridges, als verbitterter Texas Ranger. Immer wenn man glaubt, schon alles von Bridges gesehen zu haben, kann er immer wieder überraschen. An seiner Seite spielt Gil Birmingham in herrlich stoischer Gelassenheit, wenn der die rassistischen Tiraden seines Vorgesetzten erträgt. Als Bridges sich wieder einmal über seine indianische Abstammung lustig macht, meint Birmingham nur trocken, „sie wissen schon, dass ich auch Halb-Mexikaner bin“. „Schon, aber ich bin mit den Indiander-Witzen noch lange nicht durch“.
Taylor Sheridan scheint als Autor sehr genau auf Cormac McCarthy geschaut zu haben, welcher schon mit den Romanvorlagen ALL THE PRETTY HORSES und NO COUNTRY FOR OLD MEN einen verbitterten Blick auf die Stimmung im mittleren Westen der USA dokumentierte. Diese Welt folgt eigenen Gesetzen. Die Charaktere von Bridges und Birmingham sind auch voneinander abhängig. Bridges ist kein Charakter der Spuren folgt, oder Fingerabdrücke analysieren lässt. Er folgt lediglich seinem Gespür, was für seinen Partner nie wirklich nachvollziehbar, aber dennoch zutreffen wird. Es ist eines der dichtesten und spannendsten Charaktergespanne, welche man in letzter Zeit bewundern durfte.
Das soll die Arbeit von Ben Foster und Chris Pine keinesfalls schmälern. Beide treffen in ihrem Spiel genau den richtigen Ton, um als Brüder glaubhaft zu werden, aber auch ihre Unterschiedlichkeiten heraus zu arbeiten. Regisseur David Mackenzie hat erkannt was für ein Potential er mit diesem Ensemble hat. Und so inszenierte er schließlich HELL OR HIGHT WATER auch. Er braucht keinen regietechnischen Schnick-Schnack, oder extravagante Bildentwürfe. In dieser Hinsicht hätte HELL OR HIGHT WATER schnell belanglos werden können. So aber, verdient sich der Film auch ein zweites Synonym für seinen Titel, und das über seine ausgezeichneten Charaktere. Wo jedem Paar eine entgegengesetzter Partner zur Seite steht. Ein sehr spannender Film, gerade weil er sich sehr ruhig erzählt, und keineswegs aufs Action-Kino schielt.
Darsteller: Ben Foster, Chris Pine, Jeff Bridges, Gil Birmingham, Dale Dickey u.a.
Regie: David Mackenzie
Drehbuch: Taylor Sheridan
Kamera: Giles Nuttgens
Bildschnitt: Jake Roberts
Musik: Nick Cave, Warren Ellis
Produktionsdesign: Ton Duffield
USA / 2016
112 Minuten