GET OUT

Get-Out-1, Copyright  Universal Pictures InternationalGET OUT – Bundesstart 11.05.2017

Chris ist mit Rose vier Monate zusammen. Es wird ein Wochenende bei der Familie fällig, um den neuen Freund endlich vorzustellen. Rose‘ Familie ist eine tief im Süden Amerikas verwurzelte Sippschaft. Das Problem, welches Chris auch äußert, ist seine Hautfarbe. Rose ist eine Weiße, Chris ist schwarz. Doch alle Bedenken werden obsolet, denn viele andere Überraschungen warten auf Chris.
Jordan Peele wurde eigentlich als Komiker einem hauptsächlich amerikanischen Publikum aus dem Fernsehen bekannt. Das er sich als zweites Kino-Drehbuch und Regie-Debut einen Horrorfilm zur Brust nehmen würde, ist daher umso überraschender. Aber da ist auch schon das Problem, ob man GET OUT wirklich als Horrorfilm einordnen kann.

GET OUT wird das selbe Schicksal ereilen, wie vielen innovativen Genrefilmen in den letzten Jahren. Ihm wird zu wenig Aufmerksamkeit zuteil. Das Publikum verlässt sich lieber auf altbewährte Rezepte, bevor es an einen wertvollen Samstagabend Experimente eingeht. Grundsätzlich ein Fehler, bei GET OUT sogar ein Großer. Wie viele Filme können von sich behaupten Thriller, Romanze, Drama, Grusel und Slasher zu einem homogenen Ganzen verschmelzen zu lassen? Jordan Peele gelingt das mit scheinbarer Leichtigkeit. Was GET OUT allerdings nicht zu einem Leichtgewicht macht. Wirft man dann noch die Rassenfrage in den Ring, wird es heikel. Nicht bei Peele, der ein grandioses Regie-Debut abliefert, das gerade mit all seinen unterschiedlichen  Schichten grandios funktioniert.

Kameramann Toby Oliver hat schon einige Horrorfilme ins rechte Bild gerückt, und mit GET OUT bleibt er seinem Stil treu. Nichts verrücktes, keine Experimente, immer auf die Handlung und des jeweiligen Handlungsabschnittes konzentriert. Nicht einfach nur eine wohltuende Ausnahme für den Zuschauer, sondern die Stimmung unterstützende Ebene. Mit Gregory Plotkin hat Regie und Kamera einen perfekten Cutter gefunden, der das Material wirklich zu nehmen wusste. Ein Glück, dass Jason Blumhouse sich allen Herausforderungen als Produzent stellt. Mit seinen Blumhouse Productions hat er sich zum Macher gemausert, wie dereinst Hammer in den Sechzigern, oder die Apatow-Schmiede für Komödien. Nur etwas umtriebiger, sieht man sich an, was sich aus seinem Produktionsbüro bereits alles heraus geschält hat, oder noch in Post-Produktion befindet.

Daniel Kaluuya und Allison Williams sind genau die frischen und unverbrauchten Gesichter, die einen Film dieser Art nur noch effektiver wirken lassen. Die ehemalige Independence-Ikone Catherine Keener tut sich etwas schwerer in ihrer Mutter-Rolle, welche ein klein wenig zu offensichtlich angelegt wurde. Dafür macht Bradley Whitford wieder viel mehr Spaß, der sich zu Gunsten der Hauptcharaktere stark zurück nimmt, paradoxerweise dadurch mehr an Präsenz gewinnt, und mit ungewohnter Optik von seinem Bekanntheitsgrad abzulenken versteht. Da es keine perfekten Filme gibt, kann man hier leider Caleb Landry Jones anführen. Sein Charakter wurde von Jordan Peele sehr vernachlässigt, und wird auch so von Landry gespielt.

Erfrischendes Kino. Spannend, innovativ und unheimlich. Das ist kein Widerspruch, sondern die Feststellung, dass das Mainstream-Kino mehr solcher Filme braucht, um endlich aus dem Althergebrachten auszubrechen.

Get Out 2, Copyright  Universal Pictures International

Darsteller: Daniel Kaluuya, Allison Williams, Catherine Keener, Bradley Whitford, Caleb Landry Jones u.a.
Drehbuch & Regie: Jordan Peele
Kamera: Toby Oliver
Bildschnitt: Gregory Plotkin
Musik: Michael Abels
Produktionsdesign: Rusty Smith
USA / 2017
104 Minuten

Bildrechte: Universal Pictures International
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