THE LOST CITY OF Z – Bundesstart 30. 03.2017
Die erste Reise des Oberstleutnants Percival Harrison Fawcett nach Amazonien im Jahre 1906 war ein einfacher Auftrag. Der Brite sollte als schlichtende Partei den Grenzstreit zwischen Bolivien und Kolumbien beenden. Doch auf dieser Expedition erfährt er eine unglaubliche Geschichte, welche ihn sein Leben lang nicht mehr loslassen wollte. Eine verschollene Stadt, die eine fortgeschrittenere Zivilisation in Südamerika beweisen könnte, noch lange bevor in der sogenannten westlichen Welt an Zivilisation zu denken war. Percy Fawcett wird letztendlich zur Legende, leider aus einem anderen Grund, wenngleich während einer Expedition nach der versunkenen Stadt Z. Also fast schon selbstredend eine Geschichte nach einer wahren Begebenheit. Aber man muss Produzenten und Autor, sowie Filmemacher James Gray hoch anrechnen, dass sie entgegen normalen Gepflogenheiten nie damit hausieren gehen.
James Grays Inszenierung und Drehbuchfassung lassen keinen Zweifel daran, dass er nicht den Hintergrund der Geschichte im Fokus sieht, sondern die Obsession eines Mannes. Dabei macht Gray allerdings einen Fehler. Er stellt diesen besessenen Charakter nicht seinen für ihn wichtigen, sozialen Umfeld gegenüber. Nur einmal wird Fawcett ob seiner Egomanie konfrontiert, allerdings relativiert sich das gegen Ende des Filmes auch schon wieder. Charlie Hunnam spielt Fawcett sehr eindringlich, sehr glaubwürdig und trägt das angedachte Epos ohne weiteres die lange Laufzeit von 141 Minuten. Nur fehlt der Figur ein ebenso starker Gegenpart. Sienna Miller als Ehefrau Nina sollte dieser Gegenentwurf sein, und auch sie agiert fantastisch, doch man bemerkt immer wieder James Grays Bestreben stets auf der Seite des vermeintlichen Helden zu bleiben.
In weiten Teilen erinnern Darius Khondjis Filmbilder an eine Version von Joseph Konrads HERZ DER FINSTERNIS, allerdings nicht wie sie schließlich in APOCALYPSE NOW umgesetzt wurde. Khondji bleibt immer bei den Menschen. Was dem Film wirklich gut getan hätte, wäre ein Versuch der Annäherung an die epochalen Streifen eines zum Beispiel David Lean. Den Zuschauer die Faszination der Landschaft spüren zu lassen. Ein Verständnis für Percy Fawcetts Leidenschaft kann weder Regie noch die Bildgestaltung vermitteln. Womit einhergeht, woran DIE VERSUNKENE STADT Z wirklich leidet, nämlich seine überbordete Länge, und die vollkommene Absenz von Zeitgefühl in der Handlung.
James Gray kann nicht verleugnen, dass er ein großes Epos im Sinn hatte. Doch dabei stopft er den Film voll mit Szenen die wohl wahr aufwendig und spektakulär sind, doch keinerlei Bedeutung für die eigentliche Handlung haben, aber auch nicht für die Entwicklung der Charaktere. Wenngleich es die Inszenierung anders vorgaukeln möchte. Zudem wird es dem Zuschauer sehr schwer gemacht, die zeitlichen Rahmen einzuschätzen. Gelegentlich eingeblendete Jahreszahlen geben keinerlei Möglichkeiten die Dauer der Expeditionen zu erfassen, noch den Aufenthalt Fawcetts, sollte er einmal zuhause sein. DIE VERSUNKENE STADT Z ist gesamt kein misslungener Film, ohne Zweifel. Doch sollte man gewahr sein, dass großes Abenteuerkino früher wirklich ganz anders in Szene gesetzt wurde. Das Produktionsdesign ist hinreißend und durchaus der dargebotenen Zeit angemessen. Aber die Macher hätten etwas mehr damit anfangen müssen. Großartige Produktion, aber nicht wirklich großes Kino.
Darsteller: Charlie Hunnam, Sienna Miller, Robert Pattinson, Tom Holland u.a.
Regie & Drehbuch: James Gray
Kamera: Darius Khondji
Bildschnitt: John Axelrad, Lee Haugen
Musik: Christopher Spelman
Produktionsdesigner: Jean-Vincent Puzos
England – Deutschland – Portugal – Spanien / 2017
141 Minuten