BILLY LYNN’S LONG HALFTIME WALK – Bundesstart 02.02.2017
Es ist mittlerweile Ang Lees dreizehnter Langfilm. Und der Taiwanese versteht noch immer zu überraschen. Auf den ersten Blick ist es ein für Amerika übliches Heldenstück. Doch das Drehbuch, ein Erstling von Jean-Christophe Castelli, schlägt sehr viele Kurven, um den Zuschauer nicht nur bei Laune, sondern auch bei Spannung zu halten. Jean-Christophe Castelli hat schon bei zwei Filmen von Ang Lee mitgewirkt, hier durfte er aber das erste mal das Drehbuch alleine verfassen. Das Vertrauen in ihn zeugt sich gerechtfertigt, und das Lee gut mit dem Stoff zurecht kam, zeigt sich durch 113 Minuten Film.
Private Billy Lynn hat mit neunzehn Jahren seine erste Tour im Irak-Krieg beendet. Durch ein YouTube-Videowird er und sein Bravo-Team zu Kriegshelden erklärt, was die Armee natürlich propagandistisch ausschlachtet. Währenddessen sieht sich Billy immer wieder mit der Entscheidung konfrontiert, ob er eine zweite Tour in das Kriegsgebiet wagen soll.
Das Filmdebut von Joe Alwyn als Billy Lynn ist absolut gelungen. Seine Gradwanderung von Betroffenheit, Schmerz, aber auch Liebe zu seiner Familie ist exzellent. Immer wieder schwankt der Film mühelos zwischen Action-Kino, Drama und Komödie. Joe Alwyn fängt dies ohne weiteres auf, und verkörpert seinen Billy Lynn perfekt auf die die gegebene Situation. Man darf sich dabei die HELDENTOUR nicht als wildes Wechselbad der Gefühle vorstellen. Die Übergänge sind sanft, ruhig und unaufgeregt, aber immer stimmig in der Atmosphäre. Dazu kann Kristen Stewart erneut den ganzen TWILIGHT-Hassern zeigen, dass sie einfach eine ernst zu nehmende Schauspielerin ist, und auch bleiben wird. Man könnte noch viele Lobeshymnen auf das Ensemble verfassen, letztendlich ist es ein Team, welches einfach harmoniert und den Film zu einem glaubwürdigen Ganzen zusammenführt.
Niemand sollte sich davon in die Irre führen lassen, dass man hier ein erneutes Patriotenstück amerikanischer Art präsentiert bekommt. Was HELDENTOUR dennoch im selben Atemzug ist, doch der Film setzt sich durchaus kritisch mit diesem Patriotismus auseinander. Und zuletzt wird die Entscheidung von Billy am Ende sehr plausible. Auch so kann amerikanisches Heldenkino funktionieren. In dem man den Zuschauer nicht überrennt, sondern ihn mit einbindet.
Darsteller: Joe Alwyn, Garrett Hedlund, Vin Diesel, Kristen Stewart, Steve Martin, Chris Tucker, Arturo Castro, Mason Lee, Barney Harris u.a.
Regie: Ang Lee
Drehbuch: Jean-Christophe Castelli, nach dem Roman von Ben Fountain
Kamera: John Troll
Bildschnitt: Tim Squyres
Musik: Jeff Danna, Mychael Danna
Produktionsdesign: Mark Friedberg
Großbritannien – China- USA / 2016
113 Minuten