GOOSEBUMPS – Bundesstart 04.02.2015
Die Besprechung basiert auf der amerikanischen BluRay-Fassung
Robert Lawrence Stine hat in der Original-Reihe von „Gänsehaut“ zwischen 1992 und 1997 gleich 62 Romane geschrieben, obwohl vertraglich gerade einmal eine Handvoll vereinbart waren. Der Workaholic R.L. Stine schafft es ohne weiteres, zwei Romane im Monat zu schreiben. Seine Bibliographie liest sich entsprechend. Nach 1997 kreierte Stine noch weitere „Gänsehaut“-Reihen. Gruselige Kinderbücher, die ohne jeden moralischen Anspruch auskommen, und einfach nur unterhalten sollten. Horrorgeschichten in welchen Kinder sich ohne Hilfe von Erwachsenen aus ihrer Misere retten mussten. Es gab schon eine 74teilige Fernsehserie, wo die einzelnen Folgen gerade einmal 22 Minuten liefen, weswegen die Serie hauptsächlich aus Zweiteilern besteht. Dennoch waren die einzelnen Bücher für einen Kinofilm einfach zu dünn. Dafür haben sich Scott Alexander und Larry Karaszewski eine hübsche Geschichte ausgedacht, die Darren Lemke in ein sehr gefälliges Drehbuch wandelte.
Zach zieht mit seiner verwitweten Mutter von der Großstadt in das Kaff Madison in Delaware. Seine Begeisterung hält sich in Grenzen, selbst als er die Bekanntschaft der gleichaltrigen Hannah von nebenan macht. Ihr Vater macht Zach sofort und mit viel Gift in der Stimme klar, dass Zach sich von Hannah fernhalten, und gefälligst auf seiner Seite des Zaunes bleiben soll. Doch nach beunruhigenden Beobachtungen, schleicht er sich mit seinem neuen Freund, dem seltsamen Champ, doch in das Nachbarhaus. Anstatt Hannah, finden die beiden ein Regal voller eigenartiger Bücher, die allesamt mit einem Schloss versehen sind. Aus gutem Grund, wie Zach feststellen muss, als er eines der Bücher aus Neugierde aufschließt, und Madison damit in ein Chaos von marodierenden Monstern stürzt.
(Spoiler voraus) Die Handlung von GÄNSEHAUT muss man alles andere als originell bezeichnen. Missmutiger Junge aus der Großstadt. Die zufällig gleichaltrige Nachbarstochter. Das erste Unverständnis der Erwachsenen. Die Kinder auf sich allein gestellt. Was passieren wird, bleibt absehbar. Interessant bleibt lediglich, wie diverse Probleme gelöst werden. Trotz allem ist GÄNSEHAUT ein sehr unterhaltsamer Film, der für Kinder allerdings ungeeignet ist. Damit geht der Film eigentlich vollkommen an der Leserschaft der Bücher vorbei, die wesentlich jünger ist. Doch bleibt es fragwürdig, ob sich der Film einen Gefallen getan hätte, für ein noch jüngeres Publikum ausgelegt zu werden. Dafür beweisen die Köpfe hinter der Geschichte sehr viel Einfallsreichtum. So entpuppt sich der giftige Nachbar natürlich als Autor R.L. Stine persönlich, mit fiebriger Boshaftigkeit von Jack Black dargestellt. Black hat schon einmal mit Regisseur Letterman zusammengearbeitet, worauf es eine wunderbare Anspielung gibt. Immer wieder wird Stine im Verlauf mit Stephen King verglichen, was dieser energisch von sich weißt. Umso herrlicher ist für Genre-Freunde die Sequenz im Schultheater, wo der Autor versucht seine Monster unter Kontrolle zu bringen. Alle seine Monster. Wäre eines für einen Film zu wenig gewesen, entschied man sich für diesen Weg. Und sollte man sich für eine Fortsetzung entscheiden, gibt es immer noch die späteren „Gänsehaut“-Reihen. (Spoiler aus)
Für eine 60 Millionen Dollar Produktion, ist den Machern ein beachtliches Werk an Popcorn-Kino gelungen, dass kaum etwas vermissen lässt. Bewegen sich Kameraarbeit und Bildschnitt auf gutem Niveau, ohne Extravaganzen, sind vor allem die Visuellen Effekte eine sehr gelungene Überraschung, und lassen nichts zu wünschen übrig. Und dann gibt es noch dieses eine Set, eingebettet in ein Waldstück, das nicht nur seine Figuren staunen lässt. So kann man GÄNSEHAUT durchaus genießen, auch wenn der erwachsene Zuschauer doch einiges an Anspruch vermissen könnte. Aber doch sehr ansehnlich, wenn man einen Familienfilm aussuchen muss. Oder einfach mal nur sein kindliches Gemüt befriedigen möchte. GÄNSEHAUT ist einfach pures Hollywood, und die Produzenten versuchen erst gar, einem etwas anders vorzugaukeln. Ist doch auch schon einiges wert.
Darsteller: Dylan Minnette, Odeya Rush, Jack Black, Amy Ryan, Ryan Lee, Halston Sage, Jillian Bell u.a.
Regie: Rob Letterman
Drehbuch: Darren Lemke
Kamera: Javier Aguirresarobe
Bildschnitt: Jim May
Musik: Danny Elfman
Produktionsdesign: Sean Haworth
Australien – USA / 2015
113 Minuten