DIRTY GRANDPA

Dirty-Grandpa-1, Copyright Constantin Film Verleih GmbHDIRTY GRANDPA – Bundesstart 11.02.2016

Man darf ohne Übertreibung sagen, dass Robert De Niro seinen Beitrag zur Geschichte des Films geleistet hat. Filme von Francis Coppola und Martin Scorsese hatten dabei einen gewissen Einfluss. Auch Zac Efron war seinerzeit auffallend durchgestartet, dann wurde es wegen diverser Fernsehproduktionen auf der Leinwand etwas still um ihn. Mit einem Mal ist Efron wieder ganz oben, und ganz vorne dabei. Nicht zuletzt Dank seiner eigenen Werbestrategie, gerne einmal bei diversen Veranstaltungen seinen perfekt gestylten Körper zu präsentieren. Keiner von beiden hat also irgendwas zu verlieren. Am wenigsten De Niro, der in vergangenen Jahren immer wieder gerne zu sehr zweifelhaften Rollen-Entscheidungen kam. Und DIRTY GRANDPA ist eindeutig Zeugnis davon, dass De Niro sich auch nicht mehr um sein Image schert, sondern Spaß bei der Arbeit haben will.

Der Rentner Dick Kelly ist gerade Witwer geworden. In seiner scheinbaren Verzweiflung bittet er seinen Neffen Jason, ihn ein letztes Mal nach Miami zu fahren, weil der eigene Führerschein eingezogen wurde. Jason sagt nur sehr widerwillig zu, denn seine eigene Hochzeit steht schon eine Woche später an, und es wäre noch viel zu tun. Aber der trauernde Dick kann in seiner mitleidigen Art sehr überredungsfreudig sein. Als Jason schließlich seinen Großvater doch einen Tag nach der Beerdigung abholt, trifft er auf eine vollkommen fremde Person, die sehr viel flucht, schon am Morgen sehr viel trinkt, und dreckige Sprüche ablässt, die hier nie wiedergegeben werden dürften.

Eines wird sofort klar. Die Macher, inklusive ihrer Darsteller hatten einen riesen Spaß, diesen Film zu machen. Er ist geschmacklich oft daneben, und zu keinem Zeitpunkt politisch korrekt, aber man spürt förmlich die lockere Stimmung innerhalb des gesamten Stabes und der Darsteller, während der Dreharbeiten. Regisseur Dan Mazer hat sich ja als Produzent und Schreiber für Sacha Barons TV-Verfehlungen in der ALI G SHOW einen Namen gemacht, überließ das Drehbuch für DIRTY GRANDPA allerdings dem Debütanten John Phillips. Heraus gekommen ist eine reichlich übertriebene Farce, die geschmacklich nicht für jedermann geeignet ist, aber Freunde des kruden Humors zu Begeisterungsstürmen hinreißen wird.

Besonders die Interaktionen zwischen De Niros gealterten Rentners und der gerade der Schule entrissenen Aubrey Plaza sind einfach eine wahnsinnig schmutzige Wucht, die man einfach nur genießen kann. Doch noch immer kommt DIRTY GRANDPA aus Hollywood, und das hat seine Regeln. Zur Halbzeit hat sich der Film tatsächlich aufgetragen. Da kommt nichts mehr Neues, egal wie bemüht die Macher sind, dass Konzept stieg bereits zu Anfang zu knallhart ein, um sich eventuelle Steigerungen für die zweite Hälfte offen zu halten. Leider schienen die kreativen Köpfe hinter dem Projekt auch nicht sehr daran interessiert gewesen zu sein. Auf was der Film in der Zielgeraden letztendlich wirklich umschwenkt, sind ungelenke Lebensweisheiten und versöhnliche Versuche an Erklärungen. Aber dafür hat sich jemand wie Robert De Niro zu sehr gehen lassen, als das man für sein Verhalten fadenscheinige Entschuldigungen finden sollte. Der Dirty Grandpa bleibt ein Dirty Grandpa, aber der Weichspüler, dafür eine Erklärung liefern zu müssen, dünnt den Spaß dann schon merklich aus.

Wer eine vollkommen ausgehebelte politische Korrektheit mag, der wird trotz allem seine wahre Freude an dem DIRTY GRANDPA haben. Er ist eben leider nicht so konsequent, wie er in seiner ersten Hälfte verspricht, doch der Unterhaltungsfaktor bleibt gewahrt. Und man sollte das Werk eher mit den alten Kumpels sehen, als mit der Liebsten. Der ein oder andere Lacher könnte sonst zum Verhängnis werden.

Dirty-Grandpa-2, Copyright Constantin Film Verleih GmbH

Darsteller: Zac Efron, Robert De Niro, Aubrey Plaza, Zoey Deutch, Julianne Hough, Dermot Mulroney u.a.
Regie: Dan Mazer
Drehbuch: John Phillips
Kamera: Eric Alan Edwards
Bildschnitt: Anne McCabe
Musik: Michael Andrews
Produktionsdesign: William Arnold
USA / 2016
102 Minuten

Bildrechte: Constantin Film Verleih GmbH
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