TOP FIVE – Bundesstart 16.04.2015
Angeblich kommt die Aufzählung der ‚besten Fünf‘ aus der Rapper-Szene New Yorks, wenn jemand seine favorisierten Hip-Hop-Musiker benennen soll. Nick Hornby hat das Motiv bisher bestimmt nicht als einziger verwendet, als er in Buch und Film von HIGH FIDELITY, die fünf führenden Beendigungen einer Beziehung thematisierte. In Chris Rocks Film hingegen geht es wieder um Rapper. Drei Mal lässt er im Verlauf der Handlung Charaktere ihre Top Five aufzählen. Der Titel scheint zuerst beliebig und ohne Zusammenhang. Lässt man den Film etwas wirken, offenbart sich dann doch etwas Tiefe. Geht es in der Frage der Top Five letztendlich darum, jemanden schneller einschätzen zu können, ihn allerdings auch eventuell voreilig falsch zu beurteilen. Andre Allen ist ein Mann, der sehr oft falsch eingeschätzt und vorverurteilt wurde. Aus dem erstklassigen Stand-Up-Komödianten wurde ein zweitklassiger Filmschauspieler, der sich verzweifelt zu behaupten versucht. Aber Andre Allen hat für den Beginn seiner Filmkarriere die falsche Rolle gewählt.
Das dieser Film autobiografische Züge trägt, kann man unschwer erkennen. Zudem Chris Rock das Drehbuch während der Dreharbeiten zu GROWN UPS 2 – KINDSKÖPFE 2 geschrieben hat. Bei aller Liebe zur einfach gestrickten Unterhaltung, wirklich kein Film mit irgendwelchen Ansprüchen, und der sich zurecht den Vorwurf gefallen lassen musste, nur gemacht worden zu sein, damit die befreundeten Schauspieler eine gute Zeit miteinander verbringen konnten. In TOP FIVE ist Andre Allens Starruhm auf der Rolle eines menschlich agierenden Bären gegründet, der als Polizist für Recht und Ordnung sorgt. Vielleicht auch ein kleiner Seitenhieb darauf, dass Chris Rocks bisher eindringlichste Rolle im Filmgeschäft, die Stimme des Zebras Marty in MADAGASCAR war. Wie sein filmisches Ebenbild, hat sich auch Rock dafür weitgehend von Stand-Up zurück gezogen. TOP FIVE funktioniert also am besten, sieht man ihn in direkter Verbindung zu seinem Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller.
Andre Allen hat es endlich geschafft einen ernsthaften Film fertig zu stellen. Doch das interessiert niemanden wirklich. Für die Welt da draußen bleibt er immer Hammy, der Polizisten-Bär, wovon es gleich drei Teile gab. Ein Name, den Passanten und scheinbar Fans den ganzen Film hindurch dem gestressten Andre hinterher rufen. Seine Freundin ist der Star einer Reality-Show, was bedeutet, dass seine anstehende Hochzeit zum Medienereignis wird. Einem Interview mit der Reporterin Chelsea Brown, begegnet er skeptisch, arbeitet Chelsea schließlich für die New York Times. Ein verhasstes Blatt, welches bisher nur in Spott und Häme über Andre schrieb. Er und Chelsea brauchen auch nicht lange, um sich ordentlich zu streiten. Doch im Verlauf merkt der Schauspieler, dass diese Streitgespräche etwas befreiendes, aber auch befruchtendes haben.
TOP FIVE ist weniger witzig, als man vielleicht annehmen würde. Selbst der schier endlose Aufmarsch von sich selbst spielenden Komikern hält den Film geerdet. Chris Rock wollte merklich kein Gag-Feuerwerk abbrennen, sondern mit leichter Hand, und sehr geschliffenen Dialogen, auf sehr humorvolle Art eine Geschichte erzählen. Trotz vieler absurder Einfälle und Situationen, verliert die Inszenierung dabei nie einen gewissen ernsthaften Unterton. Nicht aufdringlich, eher subtil, weil Rock es hervorragend verstanden hat, die Gewichtung stets auf dem zu halten, was der Zuschauer auch erwarten würde. Lockere und ansprechende Unterhaltung. Dabei inszenierte er aber nicht nach einem möglichen geradlinigen Schema. Immer wieder springt der Film in den Zeiten unvermittelt vor und zurück, erzählt ergänzende, oder erklärende Anekdoten. Dadurch bekommt TOP FIVE eine zusätzliche Dynamik, die Chris Rock als überraschend einfallsreichen Autoren und Regisseur präsentiert. TOP FIVE gehört ganz bestimmt nicht zu den Top Five von Komödien die speziell ein afro-amerikanisches Publikum ansprechen sollen. Aber er hat genug Energie, um auf seine Weise ganz ausgezeichnet zu unterhalten.
Darsteller: Chris Rock, Rosario Dawson, Gabrielle Union, Kevin Hart, Sherri Shepherd, J.B. Smoove u.a.
Regie & Drehbuch: Chris Rock
Kamera: Manuel Alberto Claro
Bildschnitt: Anne McCabe
Musik: Ludwig Göransson, Ahmir-Khalib Thompson
Produktionsdesign: Richard Hoover
USA / 2014
102 Minuten