MISSION: IMPOSSIBLE – Rogue Nation

MISSION: IMPOSSIBLE – ROGUE NATION – Bundesstart 06.08.2015

Mission-Impossible-1, Copyright Paramount PicturesDas Entsetzen war groß, als Brian De Palma 1996 nicht nur den Tod von Jim Phelps inszenierte, sondern ihn auch noch als Verräter zeigte. Über 171 Folgen war Jim Phelps das Herz und der Verstand der Impossible Mission Force, und rettete mit seinem Team mehrere Male die Welt. Wie konnte man an dieser Ikone eigentlich derart kratzen? Tom Cruise war ein großer Fan der Show, und er wollte seine eigene IMF. Da Paramount nicht in der Lage war, eine Neuauflage zu kreieren, gründete Cruise seine eigene Produktionsfirma und konzipierte eine Filmfassung. Überzeugt investierte Paramount schließlich ein 70 Millionen Dollar Budget. Dennoch war der Weg noch ein langer. Seine Partnerin Paula Wagner und Sidney Pollack arbeiteten weiter am Konzept, schließlich kam De Palma dazu, der eine weit klarere Vorstellung davon hatte, wie der Film funktionieren sollte. Der neue Held hieß Ethan Hunt, und Jim Phelps musste weg. Das wollte man Cruise und De Palma nicht wirklich verzeihen. Aber das filmische Ergebnis war nicht nur finanziell erfolgreich, es begeisterte Kritiker und Publikum gleichermaßen.  

Neunzehn Jahre und vier Filme später ist das IMF am Ende. CIA Direktor Alan Hunley kann einen Senatsausschuss davon überzeugen, die IMF als eigenständige Institution aufzuheben, und in die CIA zu integrieren. Hunt taucht unter, um weiterhin die Spuren des ‚Syndikats‘ zu verfolgen. Eine weltweit agierende Organisation, die keiner Regierung unterstellt ist, und nur Chaos und Verunsicherung stiften will. Das Syndikat setzt sich aus abgeworbenen und umgedrehten Agenten von Geheimdiensten aus aller Welt zusammen. Auf einmal muss Hunt feststellen, seinen Meister gefunden zu haben. Er kann einen gewissen Solomon Lane als Kopf des Syndikats identifizieren, doch nur als er von diesem in eine Falle gelockt, und festgenommen wird. Nach einigen unschönen Misshandlungen, gelingt aber Hunt mit Hilfe der mysteriösen Ilsa Faust die Flucht. Doch die knallharte Kampfsportartistin ist alles andere als eine Verbündete. Sie verfolgt ganz eigene Ziele. Der Geheimagent kann nicht auf Hilfe von Seiten der CIA hoffen, die ihn als Abtrünnigen selbst jagt. Wider seinem Willen, braucht Hunt das ehemalige IMF-Team, welches er damit kompromittieren würde. Aber während sich Hunt und das Syndikat gegenseitig jagen, muss er auch noch herausfinden, was für eine Rolle Ilsa Faust spielt.

Es steht außer Frage, dass Tom Cruise noch immer über das Charisma verfügt, welches ihm über seine gesamte Karriere zur Seite stand. Und mit 52 Jahren lässt er auch keine Gelegenheit aus zu zeigen, dass er noch immer über die Physis verfügt, die dargebotenen Action-Sequenzen selbst bewältigen zu können. Nicht das er sie selbst bewältigen dürfte. Die Produktion wäre wahnsinnig, ihrem Star das machen zu lassen, was man vermeintlich glaubt zu sehen. Jedenfalls bis zu einem gewissen Grad, denn der ein oder andere blaue Fleck, oder gestauchte Körperteile sind da durchaus normal. Riskiert wird bei einer Produktion wie dieser nichts, doch niemand bleibt verschont. Aber das bildet eben die ausschlaggebende Faszination für diese Filmreihe. Während der Schnitt darauf bedacht ist, ein treibendes Tempo vorzulegen, achten Regie und Kamera stets darauf, die Akteure selbst in schnellen Schnittfolgen klar erkennen zu können. Pech für die Stunt-Leute, die durchaus reichlich zu tun haben, aber dadurch zu wenig Ehren kommen. Der erste Eindruck ist eben auch bei ROGUE NATION, dass die Darsteller auch wirklich das tun, was man zu sehen bekommt. Und diese perfekte Täuschung reißt zu keinem Zeitpunkt ab.

Entgegen seiner Vorgänger, wo jeder sich durch einen sehr eigene Look auszeichnete, orientiert sich ROGUE NATION deutlich an GHOST PROTOCOL. Klare unverspielte Bilder, immer darauf bedacht das Geschehen und die Örtlichkeiten für den Zuschauer überschaubar zu halten. Dazu kräftige Farben, ohne mit den Kontrasten zu übertreiben. Man könnte auf den ersten Blick der Optik eine gewisse Spießigkeit vorwerfen. Aber was dann wiederrum ins Auge sticht, ist die erstaunliche Räumlichkeit und Tiefe in den Bildern. Man kann von Glück reden, dass Paramount auf 3D verzichtet hat, und es wird hier sehr deutlich, dass dies überhaupt nicht notwendig gewesen wäre. Und dann ist nach noch Eddie Hamiltons grandioser Schnitt. Der Mann der unter anderem schon KINGSMEN, X-MEN: FIRST CLASS oder KICK-ASS fantastisch gestaltete. Heraus zu heben ist dabei eindeutig das Motorradrennen, wo der Zuschauer förmlich mitfährt, dabei auch kein Detail verpasst. Auch wenn es die Szene ist, in welcher der Einsatz von CGI auch zu sehen ist. Die Dynamik durch Kameraführung, -positionen und Schnitt, lässt einem den Atem stoppen.

Die erstklassig inszenierten Over-the-Top Action-Sequenzen sind seit dem ersten Teil ein Markenzeichen. Und auch ROGUE NATION liefert in dieser Beziehung, ohne Qualitätsverlust oder Schwächen. Doch ist es dieses Mal die Handlung, die für Fans und Cineasten zur Herausforderung wird. Es ist zweifellos ein Katz-und-Maus-Spiel, aber eines das sich gewaschen hat. Wer nämlich wen hintergeht, wer tatsächlich wem voraus ist, was geplant oder Glück war, da treibt es dieser Action-Film in die Höhen des absoluten Thrillers. Immer wieder werden die Karten neu gemischt, obwohl der Zuschauer davon überzeugt ist, das jeweilige Blatt zu kennen. Die Herausforderung ist tatsächlich heraus zu finden, ob die Handlung tatsächlich so genial ist, oder dies nur so vorgegeben wird. Zu der atemberaubenden Action, gesellt sich im Nachhinein noch der Spaß, den Film einmal richtig zu analysieren. Wo sind die Fehler? Und sind es tatsächlich Fehler? MISSION: IMPOSSSIBLE – ROGUE NATION ist sehr zu empfehlendes Hollywood-Kino, weil es Kino beherrscht, wie man es auch im Mainstream nur sehr selten bekommt.

MISSION: IMPOSSIBLE - ROGUE NATION, Copyright Paramount Pictures

Darsteller: Tom Cruise, Jeremy Renner, Simon Pegg, Rebecca Ferguson, Ving Rhames, Sean Harris, Alec Baldwin u.a.
Drehbuch & Regie: Christopher McQuarrie
Kamera: Robert Elswit
Bildschnitt: Eddie Hamilton
Musik: Joe Kraemer
Produktionsdesign: James D. Bissell
USA – Tschechische Republik – Vereinigte Arabische Emirate / 2015
131 Minuten

Bildrechte: Paramount Pictures
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